Grand Hotäu

Grand Hotäu

Grand Hotäu

Es chunnt vor, dass es Oschterei meh aus es Oschterei isch.
Aber das isch en anderi Gschicht.

Text: Elsbeth Boss  |  Fotos: zvg

Oschtertage im Bärner Oberland mit Blick uf Eiger, Mönch u Jungfrou! Es git chuum öppis Schöners! Nume ds Beschte isch guet gnue. 

Si wott ja Ydruck mache. Si mietet ab Bahnhof e Bentley mit Chauffeur u fahrt zur Tee- u Cüplitime im Hotäu Viktoria Jungfrou z Interlake vor. I grosser Garderobe, mit gnädigem Lächle schwäbt si über e rot Teppich. Der Butler begrüesst di Diva mit aaddütetem Bückling, u livrierti Garçons trage ds Gepäck yche. 

Plan A: e ryche Maa aalache. Plan B: öppis Wärtvous la mitloufe. Si isch knapp bi Kasse, aber: «Noblesse oblige!» Bim Znacht schmychlet ds Cherzeliecht ihrem Teint u setzt ihri Figur im nachtblaue Designer-Koschtüm samt de länge, blonde Locke bühnegrächt in Szene. Di tönti Brüue git ihre e gheimnisvou-glamuröse Aastrich. So cha si der Blick la schweife u di fürnämi Gaschtig ungeniert muschtere. 

Amene Tisch ir Neechi taflet en eutere Herr. Aleini. Dä entspricht genau ihrem Büteschema: es gwüsses Auter, guet aaggleit, pflegti, sympatheschi Erschynig. Är luegt eidütig intressiert i ihri Richtig u proschtet ihre galant mit Champagner zue. Maliziös bewegt si der chlyn Finger u nickt diskret. Dä söu ja nid meine, si suechi Aaschluss oder es Aabetür. 

Am andere Morge isch är scho am Büffee u winkt. Zueggä, är gseht o am Tag guet uus. Was si hütt machi, fragt är, wi we si sich scho lang würde kenne. Si gniessi eifach ds Läbe u der Blick i d Bärge, seit si u schänkt ihm es unverblüemt koketts Lächle. Nei, uf em Harder syg si no nie gsi, geit si uf sy Vorschlag y. 

Uf der Ussichtsplattform, wo schwärelos im luftlääre Ruum über em Bödeli schwäbt, het si sich a sym Arm. Jede Maa syg doch e Beschützer, däicht si. Si chöis guet zäme. Verstö sich, rede über Politik u ds Läbe an u für sich. Si gfaut ihm. Gfaut ihm guet! Sogar sehr guet! Ds Läbe zouberet ihm e Zoubergarte vor, won e zouberhafti Blueme drin blüeit. Är wöu no schnäu öppis ga choufe, si söu afe ir Lobby chli usrueje, meint är, wo si vom Usflug im Viktoria Jungfrou aachöme. «Was het dä ächt ir Tragtäsche?», wärweiset si zwüsche Socke u Pralinés, wo si churz druuf ir Bar hocke un är Champagner bsteut. 

Nach em Znacht geit jedes i sys Zimmer. Är het paar Tafele Schoggi u nes fixfertigs Oschternäschtli gchouft. Chlyni u grossi Eili wicklet är sorgfäutig mit Schoggitafelesiuberpapier y u leit se zrugg i di grüeni Houzwule, näbene Nougathas u ne chlyne Härzchäfer. Am Oschtermorge fingt si das Oschternäschtli vor ihrer Zimmertür. Bim Zmorge, si ässe am glyche Tisch, bedanket si sich härzlech für di süessi Überraschig. Am Namittag wöu si de zäme em See naa ga Bönige spaziere, mache si ab. Är wartet ir Lobby, u wartet, u wartet… Si chunnt nid. Di Dame heig ustschegget u syg abgreiset, seit der Concierge. U wiu si under emne fautsche Name im Viktoria Jungfrou abgstige isch, blybt si unuffindbar. 

Wo i eir Siuberpapierverchleidig es prächtigs, eimalig schöns, mit Brillante verzierts, koschtbars, ächts Fabergé-Ei isch fürecho, het sis plötzlech pressant gha. Het ddäicht, ds Ei längi, eigentlech bruuchi si ke Maa. U het Bönige la Bönige sy. Bevor am Bahnhof Interlake-Wescht e Frou mit churze, bruune Haar i Zug gstige isch, isch die vorhär mit länge, blonde Locke im Froue-WC verschwunde.

Plan A: e ryche Maa aalache. Plan B: öppis Wärtvous la mitloufe.






Elsbeth Boss

Elsbeth Boss ist in Uetendorf aufgewachsen und lebt heute in Rapperswil BE. Sie war Lehrerin, Journalistin, Redaktorin und ist seit der Pensionierung Kunstschaffende. Malen und Schreiben sind ihre Passion. Schreibend Geschichtenbilder malen, erzählen was sein könnte, Wortbilder erfinden, fabulierend beobachten und beobachtend fabulieren, das mag sie. Ihr Berndeutsch-Erzählband «U plötzlech passierts» ist 2019 im Weber Verlag erschienen.




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