Buechstabesuppe
Buechstabesuppe
Text: Elsbeth Boss | Fotos: zvg
Si löffle Buechstabesuppe i sech yche u schwyge enang aa. Är hocket hienache, si hocket änenache am Tisch, u si löffle Löffu um Löffu Buechstabesuppe. Löffu um Löffu um Löffu. Är schlürft u lüderet u saberet u schlaberet Suppe u chätschet derzue amene Bitz Brot. Si schwygt u löfflet.
De fischet si füf Buechstabe uf e Täuerrand: WARUM. Är list, tischelet o füf Buechstabe uf e Rand vo sym Suppetäuer: DARUM. Beidi hei gmerkt, dass i der Suppe aui Satzzeiche fähle. Es het weder es Fragezeiche no es Usruefzeiche. Ohni Zeiche si di Wörter x-beliebig. Reini Buechstabespilerei. Aber di beide Wörter sy, weder für si no für ihn, es Spiu. Nei, kes Spiu! Nei, bigoscht nid luschtig! Bittere Ärnscht! – Si löffle wyter. Si macht e Mouggere wi sibe Tag Rägewätter, är runzelet d Stirne u schüttlet der Chopf. Beidi stuune i d Suppetäuer, u beidi gseh ds Glyche u doch nid ds Glychlige, wiu beidi us der
Buechstabesuppe öppis angersch buechstabiere. Öppis angersch äbe angersch läse u angersch verstöh. Was me gseht, u wi mes gseht, u was me versteit u wi mes versteit, het äbe auä mit däm z tüe, wo me erläbt het, oder mit däm, wo eim grad beschäftiget. – Vilech, u vilech o nid. – Är gseht i dene Buechstabe, wo ir Suppe dümple, nüüt aus es zuefäuigs Aufabet, wo geng ume Buechstabe zu Wörter, wos nid git, zu Wörter ohni Sinn u Zwäck zämeschwümme. U si list us dene teiggige Grageu e ganze Roman.
Si het de mit em Suppelöffu vomene I es Bitzli abgchnieppet u zäme mit emene verchehrte S es Fragezeiche hinger ihres WARUM bbaschtlet: Auso WARUM? De het si drümau mit em Suppelöffu lut uf e Suppetäuerrand däpperet u ne eso usöd us syne Gedanke gchlopfet, dass ihm vor Chlupf schier der Löffu us der Hand gheit isch. Är, nid schwär vo Begriff, het us emne ganze u mene vertromete I hinger sys DARUM es Usruefzeiche zouberet: Auso DARUM! U de het o är drümau grobiänisch uf e Suppetäuerrand gchlopfet. Genauso ordinär wi si.
Si isch ufgstange – ds Wüetli het us ihrne Ouge züntet –, het ihres Täuer i beid Händ gno un ihm der Räschte Suppe a Chopf pängglet. D Buechstab sy im Haar u im Bart bblybe bhange, u d Suppe isch naadisnaa uf ds Hemmli ache grünelet. Är het mit der Serviette ds nasse Gschlüder us den Ouge grybe, isch im Badzimmer verschwunde u gly druf isch d Huustür i ds Schloss gheit … u si isch ir Würklechkeit aacho. «Är macht sich druus u dänne, u d Souerei blybt a mir hange! – Dä cha mir won er hübsch isch!», het si ddäicht, d Huustür bschlosse u der Schlüssu lastecke. – Är mues de drümau lüte, bevor si gnädigscht uftuet u ne ichelaat. – Es tüi ihm leid, seit er u streckt ere es Buggee us Fäud-Waud-u-Wägrandgwächs unger d Nase. Es Buggee us paarne Stängle vonere Stächpaume u Chratzdischtle u Klappertopf u Häxechrut u Toubnessle u Schwarzdorn u Geissblatt u Natterechrut u Immergrüen u Eibe u wiude Rose u Vergissmeinnicht – Stachligs u Stächigs u Giftigs u Bluemigs u Schöns –, aus, won är grad gfunge het. – «U de?», fragt si schnippisch u verlyret Arme u Händ wi ne Schutzschiud vor der Bruscht. «U de?» – Wi ne Schueubueb steit är vor ihre mit däm zämeramisierte Busch, wo nüüt aus e uverblüemt-bluemegi, verflüemeret schöni Botschaft isch. – «U de?», laat si nid lugg. Si müess gar nid so blöd tue u töipele. Di hübschi Frou, won är denn mit ihre gredt u glachet u gspasset heig … «Gredt u glachet!», spottet si u giftelet, das heig sehr vertrout usgseh … u däm säg me schäkere u flörte! – «Auso», nimmt är ds Trom ume uuf, die, wo si wägere so schaluus syg, syg ir Primarschueu – u si chönn säuber usrächne, wi lang das här syg – sy Klavierlehrere gsi. U süsch nüüt. U ihri Yfersucht syg lächerlech. Eifach nume lächerlech!
Zum Znacht het si de der Räschte Buechstabesuppe gwärmt. Är het uf e Täuerrand ds Wort FRIDE? mit emne Fragezeiche tischelet. U ihri Antwort isch PRIMA! mit Usruefzeiche gsi! U sider hei ihrer Wörter ume meh aus füf Buechstabe.
Elsbeth Boss
Elsbeth Boss ist in Uetendorf aufgewachsen und lebt heute in Rapperswil (BE). Sie war Lehrerin, Journalistin, Redaktorin und ist seit der Pensionierung Kunstschaffende. Malen und Schreiben sind ihre Passion. Schreibend Geschichtenbilder malen, erzählen, was sein könn- te, Wortbilder erfinden, fabulierend beobachten und beobachtend fabulieren, das mag sie. Ihre Bücher «U plötzlech passierts» (2019), «U plötzlech wienachtets» (2021) und «U plötzlich Päng (2022) sind im Weber Verlag erschienen und kosten CHF 29.–.