E Tintefisch mit Hüenerhut
E Tintefisch mit Hüenerhut
Text: Elsbeth Boss | Fotos: zvg
Är flaniert, spaziert, ja schländeret u schlärpelet planlos dür d Stadt. U hoffet, dass är öpperem begägni, wo me zäme chönnt Gaffee oder es Glas Wy trinke, chli diskutiere u d Wäut verbessere. Nüüt Hochstehends.
Vilech öpperem us der Politik chli a Chare fahre. Sich über überrissni Boni vo Bänker ufrege. Oder über e houptsächlech gwinnorientiert Wettbewärb vor Wirtschaftslobby schnöde.
Eigentlech wärs ihm lieber, es würd ihm e Frou aus e Maa über e Wäg loufe. Am liebschte e schöni Frou, wo me sich gärn mit ihre zeigt. Eini, wo nydvoui Blicke uf sich ziet. Das liess o ihn wichtiger erschyne. U wele Maa isch nid gärn wichtig?!
U de ghört är us em Fäischter vom Konsi ds Lied «In einem Bächlein helle, da schoss in froher Eil, die launische Forelle vorüber wie ein Pfeil» … wunderschön gsunge. Är schuenet im Schubert-Rhythmus dervo. U de steit si vor ihm. Die us em Fischermätteli.
Si isch e Schöni, het schöni blaui Ouge u siuberblondi Haar. Zäme gö si i d Fischerstube. Är bsteut e Fläsche Wysse u Fischknuschperli. Si schwärmt vo Touchferie, vor bunte u viufäutige Ungerwasserwäut im töifblaue Meer.
Das liess o ihn wichtiger erschyne. U wele Maa isch nid gärn wichtig?!
U de gseht är uf ds Mau schön präparierti Fische imne Netz ar Dili hange. Stoubtrocheni Forme ohni Inhaut: e gstreifte Seewouf, Tigerhaie, Geischterhaie, Stachuroche, Igufische, Muräne, e grosse Vampirtintefisch, Krake, Seestärne, Seepferdli: aus, was – wes nid grad usgstopft isch – im Meer schwümmt. U plötzlech packt ne die us em Fischermätteli mit länge Tintefischarme u chlammeret sich mit füechte Sugnäpf an ihm fescht. Lyret ihri Tentakle um si Bruscht, um e Haus, um e Chopf, um d Ouge.
Är erstickt schier u gseht nüüt meh. Won är ds Muu uftuet, für z rüefe, het är scho paar vo dene gschliferig-gschlabberige Gryffer im Rache, u die schlängle sich der Haus ab i Mage. Dür d Därm. U itz chötzerets ne gruusig! Är worgget u worgglet u wörgget. Sys Innere chehrt sich use, un är het plötzlech o so Tintefischfangarme mit Nüupi drann. Är spöit öppis Gruusigs uus u schwümmt ougeblicklech inere tinteblaue Wuuche. De chunnt ihm d Steu im Lied i Sinn, wo der Fischer ds Bächli tückisch trüeb macht, für dass d Foräue der Anguhaagge nid gseht… Aber är verliert se nid us de Tintefischglupschouge. U de schwümme si zäme d Aare ab i Rhyn u de i ds Meer. Ihri süesse Süesswassermüntschi wärde zu versauzne Sauzwassermüntschi.
Si het, so tüechts ne, geng meh vo dene Füeler, wo ihn wi Schlingpflanze umarme u schier erdrücke. Är erwachet uf eme Fisch-
märit inere frömde Stadt, wo frömdi Lüt
inere frömde Sprach frömdi Wörter rede u ne mit schwarze, fischrähelig-gschliferige Gummihändschefinger grob am Chopf uflüpfe, ne beguetachte u zrugg uf e Huuffe gheie. Är het chaut, yschchaut. Es düecht ne, öppis tröpfeli uf ne ache… Si isch wägg! Är isch aleini, ganz aleini uf sich gsteut.
Sys Mönsche-Tintefischhärz chlopfet u popperet u popplet wi verruckt, un är würblet wiud mit de Polypenarme um sech. «Heeee! Ufhöre tröime!», ghört är vo wytem d Stimm vo syr Frou. Anstatt im Yschwürfubett uf em Fischstang zwüsche Scholle, Kalmare u Seechatze ligt er uf sym meerblaue Badtuech am Strand… Är isch ke Tintefisch! Ke Tintefisch!
D Sunne isch hinger schwarze Gwitterwuuche verschwunde, es wätterlüüchtet, blitzet, u der Donner houperet u pouderet wi nes Chegubahnbabeli im «Rössli», u schwäri Rägetröpf u ne yschchaute Luft überzie ne mit Hüenerhut.
Elsbeth Boss
Elsbeth Boss ist in Uetendorf aufgewachsen und lebt heute in Rapperswil BE. Sie war Lehrerin, Journalistin BR, Redaktorin und ist seit der Pensionierung Kunstschaffende. Malen und Schreiben sind ihre Passion. Schreibend Geschichtenbilder malen, erzählen was sein könnte, Wortbilder erfinden, fabulierend beobachten und beobachtend fabulieren, das mag sie. Ihr Buch «U plötzlech passierts» mit gut 100 Geschichten und zahlreichen Illustrationen ist 2019 im Weber Verlag erschienen und kostet CHF 29.–.