Bi Schange­neicher’s het’s g’aaberet

Bi Schange­neicher’s het’s g’aaberet

Bi Schange­neicher’s het’s g’aaberet

Bi Schangeneicher’s het’s g’aaberet

Text: Anna Schüpbach  |  Fotos: zvg

Gmeindsschweschter vo Breitebach het so allerlei Gloggli ghore liite, wie we d’Frou Schangeneicher war uf enes latzes Trom cho. Statt ihres Huswdse i der Ornig Zha, heig se jitz o nes Giiegi gstoche, sie chénnt mit der Heimarbeit öppis verdiene. Dam het d’Schweschter Lisebeth welle z’Bode cho. Wie mangischt sy settigi Gloggli salber nid uf em rachte Trom; aber dasmal hei si nid drnabe gliitet. Wo d’Schweschter a me Namittag bi Schangeneicher’s het gchlopfet, het si kei Antwort iibercho, u wo sie d’Tiiren ufstosst, sitzt richtig die Frou in ere schrockligen Unornig u salber hootschig, dass niit eso u het fiir sich alleini ghasselet: «Starketéri abenangere, wie muess me dazaale.» Sie het namlich ame Finkesohlen umegnaglet. Die ischt schén zamegfahre, wo d’Schweschter mit eme friindliche: «Gritessech, Frou Schangeneicher, was heit jitz dihr eso z’pyschte, dass dihr mi nid emal heit ghort chlopfe?» – ischt ynecho. «He, i mache Finke fir d’Brockestube; mir hi da miessen e Kursch nah. Gratisch hi sen ihm gsit, wiu me nume het miiesse die chrumme Nadli zahle, emu die, wo grad es Doze bsteut hi.» «Eh bhiietis, Frou Schangeneicher, was brucht da eini so viel Nadle?» «Ja losit Schweschter, das verstaht dihr haut nid. Mangisch verheit im öppen ini u de gheie ren unger e Tisch u de chan i emu nid warte, bis am Samschtig Namittag, wo myne oder d’Résle derwiu hi zamezwiische.» «Allerdings verstahn i das nid. Es dunkt mi, dihr hattet siischt gnueg z’tiie u es gang ech de vilicht drwyle, dass dihr schueschteret, siischt mangs under ds Ysch. D’Heimarbeit ischt eigetlich nid fiir Froue, wo mit dem Verdienscht vom Ma guet méchte gcho, we sie tate d’Sach z’Ehre zieh u alls nache racht flicke.» «Dihr hit guet chraje», giftelet d’Frou Schangeneicher, «eue – we dihr ine hattit! – gheiti auwag nid aus grad a Bode, wen er i d’Stube chunnt.»


«Eue Ma ischt gwiiss alben o miied u tat de garn chly sitze; i gsich emel wager o keis aabers Platzli u hatt doch d’Lismete bi mer.» Die Schueschtere heltet e Stuehl, dass verhudlets u schier ganzes am Boden umechesslet: «Tiiet dihr no lisme? Emu i chufe d’Striimpf, su cha me se nachhar furtschiesse. Mit blegen u verbandle brucht me si hiirmehi o niimmeh z’versume. Mi hout ifach geng grad en Umgang ab, we der Chittu fétzelet.» «I will euch drwyle, dass dihr ech mit dene Finke plaget, grad e chli ds Grébschte danneruume», meint d’ Schweschter, «i muess jitz an e Vortrag vo der Frou Dr. Garber danke.» «Was ischt doch da die gischtlichi gsy? Sie hig glub gsit, mi söu nume geng tou Liebi ha zu de Manner.» «Ysie wird’s chuum grad eso gseit ha; aber schén syg’s gsi, wie sie de Froue zuegredt het, sie sélle doch ihrne Manne ds Hei racht gmitetlich mache.» «Wott i öppen aube dim Tschaupi no um e Haus faue u Schatzeli hie u Noggeli dert ustile, we ds inte das wett u ds angere dis, won i doch so muess angschte mit dene Fotzuschlarpe?»

«O, Frou Schangeneicher, stellet ech nid diimmer als dihr syt. Dihr wiisset ganz gnau, dass mir iisi Liebi nid nume i Worte sdlle  zeige. I wott ech jitz grad, drwyle dass i fertig ornige, es schéns Gedicht ufsage. D’  Dora Rappard, die frommi Dichtere het’s gmacht.» «Laich de Oppis stiindelimassigs!» «Loset jitz zerscht.» 

Es dunkt mi, dihr hattet siischt gnueg z’tiie u es gang ech de vilicht drwyle, dass dihr schueschteret, siischt mangs under ds Ysch.

«Ja wou, fiir das war i de niischti o.» Das Recht zu dienen und zu lieben, Das Recht Barmherzigkeit zu itiben, «ole sdue nume die Ryche!» Das Recht, die Kindlein sanft zu hegen, Zu ziehen, mahnen, lehren, pflegen, Pach? Das Recht, wenn alles schlaft zu wachen, Das Recht im Dunkel Licht zu machen, «Wa pfusen i lieber.» Lat mi jitz fertig ufsage, gallet? «Miera wou.» Das Recht, gekrönt mit sanfter Wiirde Zu tragen andrer Last und Biirde, Das Recht, wenn triibe Zweifel walten, Den Glauben fest und treu zu halten, Das Recht, ohn Ende zu verzeihn, Das Recht, ein ganzes Weib zu sein, Voll edler Gitte, fromm und echt, das ist das schénste Frauenrecht. 

«We das war», meint d’Frou Schangeneicher troche. Jitz ischt d’Résle hei cho, schlangget iibermietig der Schuelsack u riieft: «Hiiet di, Htibeli, es chunnt e Tschaupi!!» Potz wie isch die Muetter ufgfahre: «Wie miangischt muess i dir ‘acht no sage, du souischt mr nid so ne wiieschti Sprach vo der Gass ychebringe?» «Wo der Gass yne, Frou Schangeneicher?», fragt d’Schweschter i mene Arnschte Ton. 

«Loset, chénnt nid hiit ds Réseli einisch dem Vater z’Nacht choche? I mécht euch namlich garn i Mitetterenabe mit nah; es chunnt e Missionarin. Dihr chénntet de grad mit mir dsse, i ha Milch gnueg; aber mir miiesse sofort ufbrache.» «Dank heiget dihr, i gah mi gschwind ga zwig mache.» Das ischt natiirlich dem Rési aghulfe gsi. «Uuh das ischt tschent», het’s gjutzet «jitz wott i gschwind ds Vaters Mutz viirenah u ds Blettli zwaglege. Uuuh, da wird Uge mache!» Aber da Vater het niit umegluegt, er het nume gnietig gseit: «Gib mer der Lismer.» oalii, Vaterli, lueg da isch er. «Oooh gsehsch – niit angersch?» Jitz het er erscht verwunderet i der Stuben umegluegt. «Wou bim Tusig, en aabere Stueu! Wo isch seie?» «Mit der Schweschter Lisebeth i Miietterenabe.» «Eeeh wie guet, mi wird afe fascht tubetainzig ob dim Gnagu.» «Vaterli, i darf z’Nacht choche, magscht Fotzuschnitte?» «Miera, we d’ nid z’fescht i Astrachessel reckischt!» «We doch numen au Aben öpper d’Muetter richti», meint ds Rosi, wo’s d’Tiir uftuet fiir id Chuchi. Der Vater tuet der Amtsazeiger uf u briimelet: «Ja, i wett mi o dry schicke. Wo chénnt i acht morn z’Abe hi? Spinnet im Schwandebad. Eh we nid, we men au Tag Naglet im drackige Loffu het. Das war auso niit! Vortrag vo der Frou Dr. Chiiderli: ‹Wie kénnen wir unsern Knaben die Hausarbeit lieb machen?› Die cha mer miera chiiderle; lehrti die afe d’Wybervoucher hushaschte!!»

Loset, chénnt nid hiit ds Réseli  einisch dem Vater z’Nacht choche?

«Nahmtischt du Voubrot?», fragt d’Rosle under der Tir. «Das gib mer no ne Schmarre. Sa da hescht der Gaudsecku, rich es wysses Brétli, i wiu drwyle d’Eier chlopfe. Es wott Schangeneicher’sch hinecht aber no wou, dass sie e Vater fiir alles hi.» Es halb Jahr spater gseht me d’Frou Schangeneicher suber u natt agleit i der ufgruumte Stube sitze u sie het wahrhaftig a mene Strumpf glismet. Sie ischt sich salber no geng ganz merkwiirdig vorcho. Drum het sie briimelet: «Was ischt das dennzumal fiir nes Gliick gsi, dass d’Schweschter Lisebeth ischt zue mer cho. Was sie mer vo dam Froueracht ufgseit het, han i nachhar toll gchiischtet, u es ischt mer viel wohler sider. I ghöére’s no sogar dopple; wir chunnt acht? Numen yne! Eh, d’Frou Pfarrer, das ischt jitz schén, dass dihr zu mir chémet. Syt su guet u naiht Platz.»

«I danke, Frou Schangeneicher, i ha wager eis miiesse cho luege, wo dihr daheime syget. Es freut mi gar, dass dihr jitz so flyssig i Mietteren­abe chomet. U wil mir Pfarrfroue geng e chly öppis z’battle hei, su han ech welle frage, öb dihr nid morn der Frou Schwizgabel e chly wettet zum chranke Marieli luege. Sie het es Woschli underhands.» «Vo Harze garn, Frou Pfarrer. O wie freut das mi, dass dihr syt cho u dass ech so fraveli ha dérfe ynela. Es het no vor eme halbe Jahr gar schrécklich strub usgseh hie.»

«Yeh, was dihr nid saget.» «Wohl wager. Danket d’Schweschter Lisebeth het mer sogar einischt miiessen ufruume. Der salb Abe het sie mi du ds erscht Mal mitgnoh. Es ischt denn gsi, wo die Missionarin erzellt het, wie d’Negerfroue schwar diire miiesse.»

«A ja, d’Fraulein Saladin?» «Brezys! Dihr heit ja du nachhaér no gmeint, mi sdtt alli mal, we men Oppis Schéns oder Liebs erlabt, es Fiiferli in es Kasseli tue, dass men öppis fir d’Mission hatt. Das han i gmacht u jitz mécht i das Bitchsli grad uftue.»

«Jaja, mi het geng Grund zum danke», meint d’Frou Pfarrer. Jitz chunnt ds Rosi mit eme Faldstriissli hei. «Lueg Miietti, sy die nid harzig?» «Griiess zerscht d’ Frou Pfarrer u gib d’Bliiemli ihre; du channscht fir mi morn anderi zamelase, u gall du reichscht mer no gschwind bi Garnhopfs es grautscheligs Fachtli. I ha no grad e chly öppis z’rede mit der Frou Pfarrer.»

«U wil mir Pfarrfroue geng  e chly öppis z’battle hei, su han ech welle frage, öb dihr nid morn der Frou Schwizgabel e chly wettet zum chranke Marieli luege.» 

Dermit nimmt d’ Muetter das Kasseli viire u lart’s uf e Tisch. «D’ 20eni hani albe dryta, we mi Gopfried e chly griiehmt het.» D’Frou Pfarrer het si gfreut ob dim schéne Hiifli Miinz. «Ja das tuet iis Froue wohl, we mer merke, dass d’Manne Verstandnis hei fiir iisi Arbeit. Ihne tuet’s de zwar o wohl, we mir ne mit Liebi etgagechöme. Das Gald darf i jitz alls mitnah? Vergalt’s Gott, Frou Schangeneicher u fahret so zue, es chunnt ech de alli Jahr meh i Sinn fiir nes Dankopfer z’bringe.»

Chuum het d’Frou Schangeneicher das Biichsli dannegstellt gha, isch sie wie elektrisiert ufgschosse: «Yi ghore der Vater. Guetenabe Gopfried, bischt mitede?» «Eh scho chly, aber we me si cha freue fiir hei z’cho – Jitz hatt i bal d’Frou Pfarrer nid emal gseh. Guetenabe, Frou Pfarrer.» «Guetenabe Herr Schangeneicher, dihr chémet mir grad aberacht: I bi letschti Wuche eis a men Abe hie verby, u da han i ghort, wie dihr schon singet. Chamet dihr nid o i Chilchechor, der Tenor ischt geng so schlacht bsetzt. Gallet, dihr tiiet iis di Gfalle?» «Warum nid, Frou Pfarrer? My Frou chunnt de o grad mit, mir sy halt amen Abe garn binenand. Sie singt no viel schéner weder i, die brucht keis Leiterli fir i ds sol ufe z’chlattere.» «Das wird mi Ma freue, am Mandig z Abe tiie mer iiebe. Aber jitz muess. i um enes Hus wyters. Bhiiet ech Gott, Herr Schangeneicher.» «Labet wohl, Frou Pfarrer, es anders Mal, we dihr weit so guet sy!» «Garn, i danke. Dihr chomet doch non es paar Schritt mit mer, Frou Schangeneicher?»

Wo d’Résle ischt mit dem Fachtli ynecho, ischt der Vater mit eme heitere Lichle dagsdasse. «Was lacheret di uf de Stockzahnde, Vaterli?» «O, Roseli, es het drum g’aaberet bi Schangeneicher’s. Gottlob het’s g’aaberet.»

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