Die starken Kleinen
Die starken Kleinen
Oft werden Ponys als süss und niedlich bezeichnet. Dabei tut man ihnen damit Unrecht. Die kleinen Pferde sind durch die Anpassung an eine karge Umwelt mit einer überraschenden Robustheit ausgestattet.
Text: Carmen Frei | Fotos: zvg
Als Grubenponys wurden sie bis ins 20. Jahrhundert noch im Bergbau eingesetzt. Die Verhältnisse im Bergbau waren weder für Pferde noch für Ponys ideal, auch wenn die Ponys durch ihre Abstammung besser auf die harten Lebensumstände vorbereitet waren. Sie eigneten sich durch ihre Grösse zudem besser für die Arbeit in den niedrigen Stollen. Aufgrund ihrer Genügsamkeit waren die Ponys auch in der Landwirtschaft als Arbeitstiere beliebt. Heute werden sie immer noch vereinzelt in anspruchsvollen Gebieten eingesetzt, in denen nicht mit Maschinen gearbeitet werden kann.
Das weite Beschäftigungsspektrum der Ponys konzentriert sich allerdings immer mehr in einem anderen Bereich. Ponys gelten heute als gute Begleiter auf Trekkingtouren, weil sie mit anspruchsvollem Gelände keine Schwierigkeiten haben und als trittsicher gelten. Durch ihre Intelligenz und Liebenswürdigkeit eignen sich Ponys zudem für die Arbeit mit Kindern. Bei den Kleinen erfreut sich das Ponyreiten grosser Beliebtheit. Dieser Nachfrage wird in verschiedenen Formen nachgekommen. Oft findet man Ponyreiten nach wie vor als Jahrmarktsattraktion, allerdings ist das Angebot auch immer öfter bei Reitschulen und -ställen zu finden. Die grösseren Ponyarten eignen sich auch für erwachsene Reiterinnen und Reiter, unabhängig vom Grad der Erfahrung. Bei vielen Stallungen stehen daher mittlerweile sowohl Pferde als auch Ponys für den Einsatz in Reitstunden und Ausritten bereit.
Neben den traditionellen Reitarten werden in einigen Reitställen inzwischen spezielle Angebote durchgeführt, die den Schwerpunkt auf den Kontakt zwischen Mensch und Tier legen. Auch rund um den Thunersee wird man hier fündig. Es gibt in der Region diverse Angebote – von klassischen Reitstunden bis hin zu Ausflügen und Veranstaltungen mit Ponys oder Pferden. Ausserdem werden auch verschiedene Therapien angeboten. Durch ihren Charakter haben sich die Ponys in diesem Bereich als wertvolle tierische Unterstützung hervorgetan.
Hier darf die junge Kander noch mäandrieren, wie es ihr beliebt, und schlägt darum gelegentlich überraschende Läufe ein. Im Gasteretal kann man einen Fluss erleben, wie er früher war – bevor die grossen Gewässerkorrekturprojekte des 19. und 20. Jahrhunderts die Schweizer Flüsse und Ströme kanalisierten, zähmten und zivilisierten. Als Kind versuchte Adolf Ogi zusammen mit seinem Vater, die Ufer der Kander im Gasteretal aufzuforsten und so den Flusslauf zu stabilisieren. Wenn aber die Kander im Gasteretal stark anschwillt, ist sie kräftig genug, um auch grosse Bäume mitzureissen. Selbst die Hängebrücke bei Selden ist nicht sicher vor dieser Urgewalt und wurde schon mehrmals beschädigt. Eine Wanderung durch das Bachbett der Kander im Gasteretal ist immer auch eine Art Zeitreise, denn «dank der kanalisierten Flussläufe durch stabile, schnurgerade Flussbette sind wir uns heute gar nicht mehr an die zerstörerische Gewalt des Wassers gewöhnt. Ich erinnere mich gut, wie das früher war und welchen Segen die Bach- und Flusskorrekturen für Mensch und Tier darstellten», meint Ogi.
Die Geschichte des Gasteretals ist aber auch eine Geschichte der Menschen, die seit vielen Jahrhunderten in und mit diesem Tal leben. Noch vor nicht allzu langer Zeit war das wilde Tal sogar ganzjährig bewohnt – so lebte etwa Adolf Ogis Grossmutter Margrit Ogi-Künzi in ihrer Jugend ganzjährig in Selden. Dies ist heutzutage nicht mehr möglich; zu gefährlich sind die Winter im von hohen, steilen Felswänden umringten Trogtal. Aus diesem Grund wird im Oktober auch die einzige Zufahrtsstrasse geschlossen. Im Sommer aber kehrt wieder Leben ein, denn im Gasteretal existieren noch Spuren der uralten halbnomadischen Lebensweise, die den Völkern des Alpenraums einst eigen war. So gibt es hier noch die altehrwürdige Institution des Dorfältesten, in dessen Obhut sich die berühmte, über 300 Jahre alte Gasterebibel und die etwas jüngere Gasterechronik befindet. Der jetzige Dorfälteste Christian Künzi führt nebenher auch das Gasthaus Steinbock, in dem man am knisternden Kaminfeuer den Geist dieses Tales auf sich wirken lassen kann.
Kann man einen Besuch in diesem Naturschutzgebiet aber überhaupt verantworten? Darf man hingehen und etwa mit den eigenen Füssen durch das Bachbett der jungen Kander spazieren? Selbstverständlich, sagt Adolf Ogi, dem das Schlusswort überlassen sei: «Im Grunde unseres Herzens sind wir doch alle noch ein wenig Kantianer und durchaus fähig und willens, Verantwortung für etwas zu übernehmen. Indem ich meine Lieblingsplätze bekannt mache, werden sie in ihrer ganzen Bedeutung als wertvolle Orte in einer intakten Landschaft wahrgenommen und etwas Wertvolles zu schützen, sind die Menschen gerne bereit. Ich bin schon zu lange Politiker, als dass ich den Kräften der Demokratie nicht vertraute. Auch das Tragen von Verantwortung haben wir in den letzten fast hundert Jahren demokratisiert. Wir sind als Gesellschaft durchaus in der Lage, auch mit sensiblen Landschaften umzugehen und zu diesen ganz speziell Sorge zu tragen, das liegt mir sehr am Herzen.»
Durch ihre Intelligenz und Liebenswürdigkeit eignen sich Ponys zudem für die Arbeit mit Kindern.
In einigen Reitställen werden inzwischen spezielle Angebote durchgeführt, die den Schwerpunkt auf den Kontakt zwischen Mensch und Tier legen.
Käser-Pferde
Der familiäre Zuchtbetrieb bietet diverse Angebote rund ums Pferd. Auf Anfrage werden Ausritte durchgeführt, auch für Personen ohne Reiterfahrung. Im Winter wird bei geeigneten Verhältnissen Skijöring angeboten. Auch Events werden organisiert, so besteht zum Beispiel die Möglichkeit, einen Kindergeburtstag auf dem Hof durchzuführen. Des Weiteren wird die pferdegestützte Therapie angeboten, die sowohl Erwachsenen als auch Kindern bei Schwierigkeiten weiterhelfen kann.
Kontakt
Stall le vainqueur
Dörfli 159
3625 Heiligenschwendi
E-Mail: kaeser-pferde@bluewin.ch
www.kaeser-pferde.ch
Reitschule Arabius
Die Reitschule Arabius hat ein breit gefächertes Angebot, seien es Privatreitstunden, Unterricht in der Gruppe oder Ferienkurse. Das Angebot eignet sich für Kinder ab sechs Jahren, die Ausritte richten sich allerdings vor allem an fortgeschrittene Reiterinnen und Reiter. Das Ponyreiten wird als ein Erlebnis für die Familie angeboten und findet jeweils am Sonntag von 11.00 bis 15.00 Uhr statt. Eine Voranmeldung ist hier nicht erforderlich.
Kontakt
Reitschule Arabius
Julian Krähenbühl
Schnittweier-Bad 39
3612 Steffisburg
Telefon 033 437 80 81
E-Mail: info@reitschule-arabius.ch
www.reitschule-arabius.ch
Reitschule Voegeli
In Interlaken bieten Erica und Ernst Voegeli Reitstunden und Ausritte an. In dem Familienbetrieb wird vor allem auf eine seriöse Grundausbildung Wert gelegt, an deren Umsetzung sich der Betrieb auch in schweizweiten Verbänden beteiligt. Da bei der Reitschule Voegeli Ponys und Pferde verschiedener Grössen im Stall stehen, kann die Ausbildung und das Reitangebot auf die jeweilige Kundschaft abgestimmt werden. Die Reitschule bietet neben den Reitstunden und Ausritten auch Kutschfahren in historischen Kutschen an.
Kontakt
Erica und Ernst Voegeli
Scheidgasse 66
3800 Unterseen
Telefon 033 822 74 16 oder 079 218 84 58
E-Mail: info@reitschulevoegeli.ch
www.reitschulevoegeli.ch
Zügers Ponyhof
Bei Karin Züger wird Ponyreiten zum Erlebnis für die ganze Familie. Beim geführten Ponyreiten können Kinder mit einer oder mehreren Begleitpersonen erste Kontakte mit den Ponys knüpfen. Im Reitunterricht wird viel Wert auf die individuellen Bedürfnisse der Reitschüler gelegt, weshalb entweder in kleinen Gruppen oder einzeln unterrichtet wird. Das therapeutische Reiten, welches einen Schwerpunkt des Ponyhofs bildet, wird ebenso den Bedürfnissen der Teilnehmenden angepasst.
Kontakt
Karin Züger
Höhenstrasse 32
3646 Einigen
Telefon 079 284 44 63
E-Mail: kzueger@gmx.ch
www.zuegersponyhof.ch
Horsly.ch
Bei Horsly steht die Harmonie zwischen Reiter und Pony oder Pferd im Vordergrund. Tamara Wülser bietet Hilfe bei Problempferden an, aber auch bei Problemen der Reiterinnen und Reiter hilft sie, diese zu überwinden. Für individuellen Reitunterricht geht sie direkt zu ihren Kundinnen und Kunden. Zudem bietet Tamara Wülser an verschiedenen Orten Horse-Agility-Kurse an. Bei Veranstaltungen hilft sie mit ihrem Fachwissen: So bietet sie zum Beispiel Turnierbegleitungen an.
Kontakt
horsly.ch
Tamara Wülser
Gänsemoos 95
3635 Uebeschi
tamy.w91@hotmail.com
Telefon 076 449 39 37
www.horsly.ch
Ponyhof Sturmwind
Der Ponyhof Sturmwind bietet verschiedenste Angebote. Einen Schwerpunkt bilden die pferdegestützte Therapie sowie die Hippotherapie-K. Céline de Weck legt auf ihrem Hof grossen Wert auf die Jugendarbeit: Die Kinder werden ab drei Jahren den Ponys nähergebracht und können auf dem Hof die gesamte Ausbildung bis hin zum Turnierstart absolvieren. Neben Reitstunden und Ponyreiten werden auf dem Hof auch deutsche Reitponys gezüchtet und ausgebildet.
Kontakt
Ponyhof Sturmwind
Céline de Weck
Obere Bönigstrasse 27
3800 Interlaken
Telefon 079 434 42 41
www.ponyhof-sturmwind.ch
Mensch und Pferd
Angeboten werden Kurse «Rund ums Pferd», in welchen Kinder den Umgang mit Pferden erlernen. Die «Pferdebegegnung» ist zudem eine Möglichkeit, einiges über die eigene Person zu lernen. Ein spezielles Angebot ist der Mutter-und-Kind-Kurs, bei dem bereits Kinder ab zwei Jahren zusammen mit ihrer Mutter erste Kontakte mit Ponys knüpfen können. Ausserdem finden auch Pferde-Hof-Tage und Pferde-Hof-Wochen statt, welche einen vertieften Kontakt zu den Ponys ermöglichen.
Kontakt
Hofadresse:
Allmendstrasse 37
3661 Uetendorf
Christine Zambail
Uttingenstrasse 59
3661 Uetendorf
Telefon 078 758 61 54
info@christinezambail.ch
www.christinezambail.ch
Kontakt
Pony-Club Merlin
Hier wird die naturnahe Haltung grossgeschrieben. Die Pferde haben eine 24-Stunden-Weide zur Verfügung und können auch im Alter auf einen sicheren Platz im Stall zählen. Die Angebote richten sich an alle Altersklassen und Erfahrungsstufen. Es wird bewusst auf einen sportlichen Anspruch verzichtet und auf spielerisches und stressfreies Lernen gesetzt. Neben dem traditionellen Angebot wird auch die Hippotherapie-K, eine Art der Physiotherapie, angeboten.
Alexandra Ulrich Ritschard
Wenigschmitte 406
3661 Uetendorf
Telefon 079 286 23 10
E-Mail: ponyclub.merlin@bluewin.ch