Handgestickte Kostbarkeiten
Handgestickte Kostbarkeiten
Bei Barbara Schär aus Steffisburg wird altes Handwerk neu interpretiert. So verbindet sie ihre beiden Leidenschaften, das Filzen und das Sticken. Im Ethno-Stil entsteht nicht nur Ohrschmuck, sondern auch Ketten, bestickte Bilder und vieles mehr. In ihren Arbeiten finden sich aber auch antike Spitzen oder alte Bilderrahmen.
Text: Christine Hunkeler | Fotos: Christine Hunkeler, zvg
Irgendwann tauchte die Idee auf, ihre Filzarbeiten zu besticken. Die filzigen Musikdosen, die sie für Kinder entworfen und umgesetzt hat, wurden von nun an mit Stickereien verziert und erhielten so zusätzlich ein lustiges Gesicht. Ihr gefiel diese Kombi und sie entschied sich, online einige Stickkurse für das Freie Sticken zu absolvieren. Beim Freien Sticken gibt es weder Richtlinien noch falsche Stiche. Zudem bietet einem die freie Stickerei als Technik unendliche Möglichkeiten, sich damit auszudrücken. Im Grunde ist es so etwas wie Zeichnen und Malen, einfach mit farbigen Fäden.
Der Stil von Barbara Schär ist geprägt vom Ethno-Look. Ethno, vom Wort Ethnologie (Völkerkunde) abgeleitet, vereint unterschiedliche Kulturen, Traditionen und Religionen. So kann man sie auch als eine Art Weltenbummlerin bezeichnen, die von vielen Orten Inspirationen sammelt, sich mit deren Lebensumständen und Stammeskulturen auseinandersetzt und diese in ihre Kunstwerke einfliessen lässt. Sie war selber in Indonesien und China unterwegs und hat in Marokko verschiedene Textilbetriebe besucht. Um sich auch in der orientalischen Geflechtsstickerei oder der indischen Flechtstickerei etwas zu Hause zu fühlen, hat Barbara Schär einen Stickkurs bei einer Frau aus Indien besucht. So hat sie die Möglichkeit, bei Bedarf verschiedene Stickmöglichkeiten miteinander zu kombinieren. Es erstaunt nicht, dass bei ihren Kunstwerken auch Frieda Kahlo in gestickter Form vorhanden ist. Bei Barbara Schär wird alles von Hand gestickt.
Der Untergrund all ihrer Stickereien besteht aus handgemachtem Filz. So kann Barbara Schär ihre beiden Leidenschaften, das Filzen und das Sticken, miteinander verbinden. Für ihre Kostbarkeiten verwendet sie nur Naturmaterialien. Aus Merinowolle und Seide wird der Filz hergestellt, für das Sticken werden hauptsächlich Baumwolle, Seide und Leinen verwendet. Barbara Schär mag es, wenn sie auch alte Dinge mit einer Geschichte für ihre Werke benutzen kann. So kann man in ihren Arbeiten auch antike Spitzen, Zierbänder, funkelnde Kristallglasperlen aus alten Rosenkränzen oder antiken Bilderrahmen finden. Dafür besucht sie regelmässig Brockenstuben und hält Ausschau, was sich so alles für ihre Arbeiten anbietet. So entstehen auch Bilder in alten Kuchenformen oder sie bestickt nostalgische Postkarten.
Zu ihren gestickten Kostbarkeiten gehören Schmuck (Ohrringe altgold- und silberfarben mit Purpurfarben, Türkissteinen uvm.), Ketten, Broschen, gestickte Bilder und Ikonen. Bevor Barbara Schär etwas stickt, werden die möglichen Motive kurz skizziert, ausser beim Schmuck. Dieser entsteht frei während sie daran arbeitet. Für ein Paar Ohrringe ist sie jeweils gut drei Stunden damit beschäftigt. Ein Paar Ohrringe ist ab CHF 69.– erhältlich, ein kleines gesticktes Bild ab CHF 250.–.
Während der Bildhauer früher hauptsächlich Vorlagen für seine Plastiken skizzierte, entstanden ab 1987 eigenständige kreative Zeichnungen.
Barbara Schär kann ihre beiden Leidenschaften, das Filzen und das Sticken, miteinander verbinden.
Stickereihandwerk
Funde belegen, dass es bereits 5000 vor Christus bestickte Kleidungsstücke in den verschiedensten Regionen wie Südamerika, Ägypten oder China gab. Die genaue Ursprungsregion für das Sticken lässt sich dabei nicht herausfinden. Ganz am Anfang in der Geschichte der Stickerei wurden zunächst geometrische Formen gestickt. Kleidungsstücke und Gegenstände mit figürlichen Darstellungen und ganzen Bildern kamen erst später zum Zug. Das Verzieren von Kleidung hat schnell an Beliebtheit gewonnen. Auf den Gewändern und Mänteln von Königen und Kaisern befanden sich edle Stickereien. Im Mittelalter pflegten auch Klöster die Stickerei; zum Beispiel, um liturgische Gewänder herzustellen oder in Kirchenräumen verwendete Textilien zu veredeln. Bestickte Stoffe galten dabei stets als Zeichen des Wohlstands, da das Sticken viel Geld und Zeit kostete.
Vor kurzem hat Barbara Schär wieder begonnen zu nähen. Seit dem Teenageralter hat sie immer wieder Kleider für sich selber genäht und ein mögliches Ziel könnte sein, dass sie Selbstgenähtes mit ihrer Stickkunst verbindet. Lassen wir uns also überraschen. Barbara Schär betreibt einen kleinen Webshop und auf Instagram veröffentlicht sie laufend Neues von ihren gestickten Kostbarkeiten. Dank Instagram kann sie ihren Schmuck auch ins Ausland verkaufen. Und zwischendurch erhält sie sogar schöne alte
Fäden in schmucken Holzkisten
geschenkt, von Leuten, die sie nicht mehr gebrauchen können.
Kontakt
Stitchingwonderland
Barbara Schär
Brucheggweg 2
3612 Steffisburg
Tel: 079 501 02 61
E-Mail: schaer.art@bluewin.ch