Handgefertigte Unikate und fröhlich Getupftes
Handgefertigte Unikate und fröhlich Getupftes
Seit 35 Jahren betreibt Rolf Mösching an der Allmendstrasse in Uetendorf seine Töpferei. Mit Hingabe wird hier die traditionelle Engobe-Keramik, aber auch winterharte Gartenkeramik gepflegt. Tierisches entsteht, aber auch Keramik für den täglichen Gebrauch.
Text & Fotos: Christine Hunkeler
Während der Bildhauer früher hauptsächlich Vorlagen für seine Plastiken skizzierte, entstanden ab 1987 eigenständige kreative Zeichnungen.
Die Projektion tritt auf verschiedensten Ebenen mit der Schloss- umgebung in einen Dialog.
Im 18. und 19. Jahrhundert war die Region Heimberg/Steffisburg nebst Langnau der wichtigste Töpfereistandort im Kanton Bern. An der Strasse von Bern nach Thun, im früheren Amtsbezirk Thun bestanden vor 170 Jahren zusammen mit einer Reihe benachbarten Ortschaften zeitweise bis zu 80 Töpfereien. In der Region Heimberg begann die keramische Produktion um 1730. Aufgrund externer Einflüsse entwickelte sich ab 1780 ein typischer, eigenständiger «Heimberger Stil» mit schwarzbrauner oder rotbrauner Grundengobe und Malhorndekor. Ab circa 1780 lässt sich eine steigende Zuwanderung ausländischer Gesellen und teilweise auch Töpfer, vor allem aus der Region Schaffhausen, aus Württemberg, Hessen und der Pfalz, aber auch aus Österreich nachweisen.
Alexandre Brongniart, Direktor der Porzellanmanufaktur in Sèvres veröffentlichte 1844 eine kurze Beschreibung zu Heimberg und seiner Keramikproduktion: «…sie haben die harte und entschiedene Farbgebung, welche für gewöhnlich die schweizerischen Ornamente charakterisiert. In diesem kleinen Distrikt von Heimberg, von Thun aus etwas mehr als ein Kilometer entfernt, an der Strasse nach Bern, gibt es mehr als 50 Töpfer. Die Tonmasse dieser Keramik setzt sich aus zwei Tonerden zusammen, welche der näheren Umgebung entstammen: die eine, rötliche, stammt aus Merligen, die andere von Steffisburg im Heimberg; vor dem Brand weist diese Mischung eine rauchgraue Färbung auf; durch natürlich gemischte irdene Engoben, oder durch künstlich gemischte Engoben mit verschiedenen Metalloxyden, gibt man den Stücken verschiedene Farben, das Rot durch Ockererde, das Braun durch Mangan und das Weiss durch eine nicht eisenhaltige weisse Erde. Die rohen, gut getrockneten Stücke werden gewöhnlich mit diesen Engoben überzogen; auf diese irdenen Überzüge werden grobe, aber äusserst verschiedene Ornamente gelegt und zwar mit dem Absud der durch guthaftende Oxyde gefärbten Erden, so durch das Antimonium, das Kupfer, das Kobalt oder auch durch das Mangan. Diese Farben befinden sich in kleinen Behältern, welche Lampen gleichen, in deren Ausflussteil ein Federkiel gesteckt wurde; eine Frau malt mit der Farbe, welche durch den Ausfluss fliesst Punkte, Linien und andere Figuren, mit welchen sie die Vase verzieren will: die Vielfalt der Ornamente, mit welchen die Töpfer ihre Stücke zu dekorieren wissen, mit diesen einfachen Mitteln, ist erstaunlich. Die Glasur besteht einfach aus Blei-Mennige, welche auf das rohe, gut getrocknete Stück aufgepudert wird. Die Tonmasse, die Engobe, die Ornamente und die Glasur werden zusammen gebrannt, in einem einzigen Arbeitsgang, in Öfen, welche die Form eines liegenden Zylinders aufweisen mit tiefer liegendem Feuerungsraum. Die Feuerung erfolgt mit Tannenholz…»
Rolf Mösching fühlt sich glücklich in seiner kleinen Welt, er liebt es, in seiner Töpferei zu stehen, oder an der Töpferscheibe zu sitzen und zu arbeiten.
Bei Rolf Mösching ist jedes Objekt ein von Hand modelliertes Unikat. Die Formgebung der jeweiligen Produkte entsteht auf der Drehscheibe, manchmal mit drei gedrehten Hauptteilen, welche mit von Hand modellierten Elementen ergänzt werden. Das Modellieren und das Bemalen wird alles in Handarbeit gemacht. Einst arbeiteten hier acht Personen, rund achtzehn junge Leute hat Rolf Mösching in seiner Laufbahn ausgebildet. In der Deutschschweiz machen zurzeit pro Jahr noch acht bis zwölf Personen eine Ausbildung als Keramiker oder Keramikerin. Aktuell arbeitet er mit seiner Keramikmalerin, Eveline Bigler zusammen, die sich um das Bemalen der getöpferten Gegenstände kümmert.
Malhörnchen
Das Malhorn ist ein Gerät zur Keramikdekoration und funktioniert nach dem ähnlichen Prinzip wie die Bäcker zum Beispiel die Verzierungen auf den Lebkuchen auftragen. Oft wird in der Fachliteratur die Verkleinerungsform Malhörnchen verwendet. Der Begriff verdankt seine Entstehung dem bei der Herstellung in manchen Töpfereiregionen auch heute noch verwendeten Rohmaterial (Kuh- oder Geisshorn) und der Funktion (Bemalung von lederhart getrockneter oder Lufttrockener Keramik) mit Malengoben oder farbigen Tonschlickern. Für die Malengobe dient das Horn als Behälter, woraus sie durch einen in die Spitze eingesetzten Gänsekiel ausfliessen kann.
Neben dem Malhörnchen aus Kuhhorn fanden im deutschsprachigen Raum wohl bereits ab dem 16. Jahrhundert zunehmend keramische Malhörnchen Verwendung. Diese besitzen meistens auf der Oberseite eine Einfüllöffnung. Die Öffnung des auch hier verwendeten Gänsekiels befindet sich an der Spitze des Malhörnchens. Damit das Gerät beim Malen oder Schreiben besser gehalten werden kann, können die Seiten etwas eingedellt sein. Statt der keramischen Malhörnchen kommen heute oftmals birnenförmige Geräte aus Gummi zur Verwendung, die eine bessere Kontrolle der ausfliessenden Malengobe erlauben.
Das Verfahren der Töpferkunst ist seit 5000 Jahren unverändert. Das Einzige, was sich seit den Anfängen verändert hat, ist die motorisierte Töpferscheibe. Für Rolf Mösching ist klar, dass Keramik auch in der heutigen Zeit einen wichtigen Stellenwert hat.
Einerseits ist es die Identifikation mit der Region, andererseits können Wünsche in Sachen Form und Dekoration angebracht werden. Bei ihm ist es das Persönliche, was die Kundschaft schätzt.
Wer kennt sie nicht, die bekannten Sparsäuli der AEK Bank? Diese stammen alle aus der Töpferei Mösching und werden persönlich von ihm hergestellt.
Rolf Mösching beliefert einige Geschäfte und in verschiedenen Heimatwerken wird seine Keramik verkauft. Im Heimatwerk Greyerz ist zum Beispiel das Fondue Caquelon mit den Kranichen ein begehrtes Objekt. Regelmässig nimmt Rolf Mösching an den typischen Töpfermärkten in Jegenstorf oder Hettiswil teil und ist auch seit den Anfängen der Neuland Berner Oberland Ausstellung in Thun dabei.
Rolf Mösching fühlt sich glücklich in seiner kleinen Welt, er liebt es, in seiner Töpferei zu stehen, oder an der Töpferscheibe zu sitzen und zu arbeiten. Regelmässig werden neue Tiersachen ausprobiert und über das neu Entstandene gestaunt.
Kontakt
Töpferei Mösching
Rolf Mösching
Allmendstrasse 30a
3661 Uetendorf
Telefon 033 345 34 50
E-Mail: info@die-toepferei.ch
Öffnungszeiten
Mo – Fr: 8.00 – 12.00 und 13.00 – 18.00 Uhr
Sa: 8.00 – 12.00 Uhr