Und plötzlich regnete es Blüten

Und plötzlich regnete es Blüten

Und plötzlich regnete es Blüten

Wenn Bilder aus dem Nichts entstehen, entstehen Farben und Formen, von denen viele Menschen tief berührt werden. Bei Michaela Cerullos Schaffen steht der Mensch im Vordergrund. Es sind warme und bunte Farbkombinationen, die sie im Selbststudium zur wahren Meisterschaft entwickelt hat.

Text & Fotos: Christine Hunkeler

Zur Zeit des Prager Frühlings 1968 flüchtete Michaela Cerullo im Alter von zwei Jahren mit ihren Eltern in die Schweiz. Viele Menschen haben zu dieser Zeit die ehemalige Tschechoslowakei verlassen und versuchten ihr Glück in einem demokratischen Land. Aufgewachsen im Aargau, lebte sie für einige Zeit in Italien und seit 25 Jahren ist sie nun im Berner Oberland zu Hause. 

Michaela Cerullo hat sich die Malerei autodidaktisch angeeignet. Zuerst waren die Motive verschiedene Gesichter, später Frauenkörper. Es entstehen in der Regel Serien zu Themen, welche im Moment eine Bedeutung in ihrem Leben haben. Die Malerei ist ihr ganz persönlicher Rückzugsort. «Es ist wie meditieren», sagt sie. Die Farben und Formen entstehen in diesem Nichts, sie entstehen aus einer tiefen und kraftvollen Stille. 

Für Michaela Cerullo ist die Malerei ein essenzielles Ausbrechen, ein Bedürfnis wie das tägliche Brot und Wasser. Was sie tief innen bewegt, will einen Ausdruck, einen Kanal finden. Viele Menschen werden von Michaela Cerullos Bildern bis ins Innerste berührt und freuen sich über die bunte Vielfarbigkeit. Die dauerhafte Suche oder das Streben nach dem vollkommenen Bild ist alltäglich. Für sie ist es eine intensive Auseinandersetzung mit sich selber. 

Die Malerei, wie sie Michaela Cerullo heute betreibt, ist ein Prozess von vielen kleinen Schritten und jahrelanger Praxis. Wenn Michaela Cerullo an ihre künstlerische Zukunft denkt, so möchte sie noch viel abstrakter arbeiten. Sie interessiert sich auch für philosophische Fragen wie: Was ist die Wahrheit oder der Sinn des Lebens und in welcher Form kann man mit der Kunst diese Themen sichtbar machen? Michaela Cerullo war vor einigen Jahren in Prag und hat aus Neugierde einige Kunstateliers besucht. Sie hat damals entdeckt, dass viele Prager Künstler eine ganz ähnliche Farbwahl wie sie benützen.


Technik

Die Leinwände werden von ihr selbst auf die Holzrahmen aufgezogen. Michaela Cerullo benützt hauptsächlich Ölfarben und arbeitet oft grossformatig. Manchmal kommen auch Acrylfarben zum Einsatz oder sie malt mit Öl auf Papier. Sie mag auch den Linolschnitt, der dem Holzschnitt gleicht. Hier wird in eine Linoleumplatte mit entsprechendem Werkzeug ein Negativmuster geschnitten. Danach wird das fertige Negativmuster mit Farbe eingewalzt und anschliessend auf Papier gedruckt. So wird die an den erhabenen Stellen aufgetragene Farbe auf das Papier übertragen. 

Zwischendurch experimentiert sie auch mit Wachs und Farbpigmenten, um so mögliche neue Formen zu finden. Durch die Arbeit mit grossformatigen Bildern kommt auch die körperliche Kondition nicht zu kurz. 

Lebensbilder

Die Bilder von Michaela Cerullo nehmen aus Erinnertem, Erträumtem und Erlebtem Gestalt an. Seit langem pflegt sie eine künstlerische Handschrift, um Stimmungen und innere Bildwelten eine Form zu verleihen. Ihre Farbtöne sind lichtdurchlässig, leuchtend und intensiv, mit denen sie Blütenblätter, Kindergestalten und in Vasen arrangierte Blumen festhält. Es sind persönliche Erinnerungen, die sich mit dem Traumhaften, den Stimmungen und dem Gefühlten verbinden. So entsteht ein Bilderkosmos, der den Betrachter in seinen Bann zu ziehen vermag. Die oft nur angedeutete Raumtiefe lässt die Kompositionen schweben. 

Manchmal gibt es Phasen, da kann eine Farbe dominieren. Die Serie «Some mother’s son» hat sie ihrem Sohn gewidmet, als er ausgezogen ist. Aktuell ist die Serie «Die Erinnerung bleibt»; hier werden Traumbilder, Traumlandschaften und alles, was so haften bleibt im Leben, in Bildern dargestellt. Persönlich mag Michaela Cerullo Bilder von Künstlern wie Mirjam Cahn, Meret Oppenheim, David Hockney, Cy Twombly, Georg Baselitz und vielen mehr. 

Ihre Farbtöne sind lichtdurchlässig, leuchtend und intensiv.

Installation

Eine Installation ist überwiegend eine dreidimensionale, raumbezogene Kunstform im Innen- oder Aussenraum und ermöglicht die Verwendung von verschiedenen Materialien: So hat Michaela Cerullo zum Beispiel das Leben ihrer Mutter unter Einbezug von Texten, Fotografien, Musik und Erde aufgezeichnet. Für ihre Mutter war diese Hommage ein sehr berührender Augenblick.

Ausstellungen

Michaela Cerullo hat in ihrem Leben bereits viel ausgestellt. Sie ist in vielen Privatsammlungen vertreten. Einige Werke hat auch die Kunstsammlung Hans & Marlis Suter angekauft. Damit ihr der Balanceakt zwischen der Malerei und ihrer Teilzeitarbeitsstelle gelingt, kann sie zum Glück auf die Unterstützung von ihrem Partner und ihrer Familie zählen, sonst könnte sie nicht alles unter einen Hut bringen.

www.cerullo.ch

Hinterlassen Sie einen Kommentar

* Erforderlich