Hans Jürg Bürki: Bergmalerei als Leidenschaft
Hans Jürg Bürki: Bergmalerei als Leidenschaft
Oft sind es dieselben Berge, die man in den Aquarellbildern von Hans Jürg Bürki zu sehen bekommt. Doch mit den sich ständig verändernden Licht- und Wetterverhältnissen, den verschiedenen Jahres- und Tageszeiten ist jedes Bild immer wieder unverwechselbar.
Text: Christine Hunkeler | Fotos: Christine Hunkeler, zvg
Hans Jürg Bürki lebt auf der Sonnenterrasse im Herzen des Berner Oberlandes in Aeschi bei Spiez. Selbst vom Atelier aus geniesst man einen herrlichen Blick auf das umliegende Bergpanorama, und der Niesen ist zum Greifen nah. Bereits die Vorfahren von Hans Jürg Bürki waren malerisch unterwegs. So war seine Grossmutter hauptberuflich Kunstmalerin, sie verkaufte und tauschte Bilder in Paris, und seine Mutter hat, so oft es ging, in ihrer Freizeit Bilder gemalt. Es erstaunt daher nicht, dass auch Hans Jürg Bürki den Weg zur Malerei gefunden hat.
Aufgewachsen ist Hans Jürg Bürki in der Obermatt in Gwatt bei Thun auf einer Fuhrhalterei. Mit 16 Jahren verliess er das Elternhaus, und er ging Richtung Westschweiz, um Französisch zu lernen. In Villeneuve absolvierte er eine Ausbildung zum Koch, und danach arbeitete er weitere Jahre in Montreux und Lausanne, bevor er verschiedene Koch- und Servicestellen in diversen Hotels in Gstaad einnahm. In dieser Zeit ist er mit dem Sport viel in Europa herumgekommen, und 1969 nahm er sogar mit dem schweizerischen Nationalteam an den Radweltmeisterschaften in Brünn in Tschechien teil. Danach besuchte er die Hotelfachschule und machte das Wirtepatent und übernahm das ehemalige Hotel Seeblick in Aeschi. 1980 ging es weiter als Hotelier, und er konnte ebenfalls in Aeschi das Hotel Baumgarten übernehmen, welches er über 30 Jahre lang führte. In dieser strengen Zeit wuchs sein Bedürfnis nach mehr künstlerischer Kreativität in seinem Leben. Als vielbeschäftigter Hotelier besuchte er berufsbegleitend eine dreijäh- rige Ausbildung in naturnahem Malen von Landschaften, Blumen und Porträts bei der Akademikergemeinschaft in Zürich (AKAD). Fachlich haben ihn seine Malerfreunde Ernst Knöpfli, Ueli Schmid und Heinz Kropf begleitet. So hat er sich neben Aquarell auch auf Acryl- und Ölmalerei eingelassen. Als Hotelier konnte Hans Jürg Bürki kaum Fe- rien machen. So hat es ihn oft nach strengen Tagen in die Berge gezogen. Dort, in der Weite der Bergwelt, konnte er auftanken, und er fand Ruhe und Inspiration für seine Bilder, die der Natur nachempfunden sind. Im Hotel wurden immer wie mehr von seinen Bildern aufgehängt. So konnten die Gäste auch bei schlechtem Wetter etwas von der schönen Bergwelt indoor geniessen.
Schreckhorn, 2014, Aquarell 35 × 24 cm
Bach, 2015, Aquarell 61,5 × 46,5 cm
Rittersporn, 2020, Aquarell 27 × 47 cm
In den Bildern von Hans Jürg Bürki sieht man oft dieselben Berge: Eiger, Mönch, Jungfrau, Schreckhorn, Breithorn, Niesen, Stockhorn, Blümlisalp, um nur einige zu nennen. Durch das sich ständig verändernde Licht oder die anderen Wetterverhältnisse, die verschiedenen Jahres- und Tageszeiten sehen die Bilder immer wieder anders aus. In seinen Bildern gibt es keinen Stillstand. Bestand hat nur der laufende Wandel, wie Hans Jürg Bürki so schön sagt. Das Wechselspiel der Farben kommt einem Film gleich. Besonders wenn das Sonnenlicht am Horizont auf- oder untergeht, entstehen Silhouetten, die ohne diesen Zustand als solche nicht erkennbar sind. In der Dämmerung verbirgt sich alles Kleine oder Kleinliche, die wichtigen Züge werden immer deutlicher. Einige lösen sich im Dunkeln auf, andere werden immer einfacher in ihren Umrissen, grösser, schöner, und schliesslich bleiben nur noch die feinen Gratlinien, die wirklich scheinen, aber doch unwirklich sind, weil auch sie sich nach und nach im nächtlichen Himmel auflösen. Hans Jürg Bürki ist mit diesen Besonderheiten tief vertraut. Er bringt sie mit dem Pinsel aufs Blatt, malt mit Sorgfalt den aufsteigenden Nebel, die einmalige Spiegelung der Landschaften im Wasser des Bergsees oder den Himmel mit dem durchschimmernden Farbenspiel in all seinen Facetten.
Seit 2015 ist Hans Jürg Bürki Mitglied der Gilde Schweizer Bergmaler und seit einiger Zeit auch in deren Vorstand. Seine Liebe zu der Bergwelt ist in seinen Aquarellbildern deutlich erkennbar. Wenn er in der Natur oder in seinem grossen Garten unterwegs ist, so hat er seine Malsachen immer dabei, skizziert wird jedoch kleinformatig. Die grossen Bilder lässt er danach in seinem Atelier entstehen. Hans Jürg Bürki bevorzugt die Bildformate 55 × 75 oder für die beliebten Panoramabilder 35 × 100 Zentimeter. Ein Bild entsteht ungefähr in einer Woche. Die Preise für seine Aquarelle belaufen sich auf 300 bis 2000 Franken.
Für Hans Jürg Bürki ist die Natur sein Freund und Lehrmeister zugleich. Er nennt es eine Lehre für ein Leben lang. Aus Dankbarkeit dafür, was ihm die Natur alles gibt und dass sie ihm auch in schwierigen Zeiten hilft und immer wieder für den Ausgleich sorgt, möchte er in aller Bescheidenheit etwas zurückgeben. Heute kann er viel Zeit in seinem wunderschönen Hausgarten und im grossen «Garten» Berner Oberland in intakter Natur verbringen, was sein Herz erfreut. Hier lässt er sich auch für seine farbenfrohen Blumenbilder inspirieren, die er neben den Bergbildern gerne malt.
Hans Jürg Bürki hat seit 1990 an der Weihnachtsausstellung Kunstmuseum Thun und Galerie Wandfluh in Frutigen teilgenommen. Von 1990 bis 2013 wurde im Hotel Baumgarten ausgestellt, aber auch an diversen Ausstellungen der Gilde Schweizer Bergmaler und der Place Suisse des Arts Lausanne teilgenommen. Einzelausstellungen wurden unter anderem in der Galerie Hess in Wabern oder der Galerie am Bach in Obererlinsbach durchgeführt.
Auch in Zukunft will sich Hans Jürg Bürki der Bergmalerei widmen. Vielleicht wird er aber noch mehr Personen zeichnen oder all die unterschiedlichen Ansichten des Himmels mit den verschiedenen Wolkenbildern.
Links: Apfelblühten, 2018, Aquarell 30 × 58 cm
Mitte oben: Niesen von Gwatt aus, 2014, Aquarell 35 × 24 cm
Mitte unten: Stockhorn, 2016, Aquarell 68 × 48 cm
Rechts:Pilatus, 2017, Aquarell 50 × 70 cm
Eigergletscher, 2015, Aquarell 96 × 34 cm