Zwischen Realität und Traum

Zwischen Realität und Traum

Zwischen Realität und Traum

Uwe Süess malt Bilder, die mal Traum, mal Realität zeigen. Der 50-jährige Thuner Maler und Illustrator wohnt und arbeitet in einem kleinen, 100-jährigen Holzhaus – zusammen mit Ziegen, Schafen, Katze und Hund. Wer ist Uwe Süess? Was inspiriert ihn?

Text & Fotos: Hans R. Amrein

Ein kleines, etwa 100-jähriges Holzhaus am Blümlimattweg in Thun. Bloss drei Minuten von der Aare entfernt. Saftiggrüne Wiesen, Obstbäume, Blumen, Sträucher, Gemüsegarten, Schafe, Ziegen, eine Katze und ein Appenzeller-Mischling, der das kleine Paradies von Uwe Süess und seiner Frau bewacht. Man spürt sofort: Die Bewohner des kleinen Anwesens haben eine starke Beziehung zu Asien. Buddha-Skulpturen und indische Stein-Elefanten schmücken Fenster und Garten. 

Der Mann, der hier seit zwanzig Jahren lebt und arbeitet, heisst Uwe Süess. Der gelernte Radiologieassistent, Maler, Illustrator und Indien-Freund kreiert ganz spezielle Bilder. 

Sie sind farbig, Acryl auf Leinwand, zum Teil abstrakt, zum Teil realistisch oder gegenständlich, vielleicht etwas futuristisch oder surrealistisch. Sie erinnern im ersten Moment an den grossen Salvador Dalí. Wir treffen Uwe Süess an einem Montag kurz nach 13 Uhr und sprechen mit ihm über sein Leben und Wirken als Künstler.

Uwe Süess, wie sind Sie eigentlich zur Malerei gekommen?

Nun, ich zeichne und male schon seit meiner Kindheit. Schon als kleiner Bub verbrachte ich meine freie Zeit gerne mit Bildern. Später, als Jugendlicher, verfeinerte ich meinen Malstil.

Schon Ihr Vater war nebenbei Kunstmaler. Haben Sie das Kunst-Gen geerbt?

Ja, es sieht ganz so aus! Die Zeichnungen und Aquarelle meines verstorbenen Vaters drücken eine tiefe Liebe zum Detail aus. Seine letzten Bilder dokumentieren sozusagen das baldige Ende seines Lebens. Auffallend sind die zarten Farben und Motive…

Sie haben mit Ihrem Vater damals eine Ausstellung gemacht. Was wurde da gezeigt?

Wir stellten gemeinsam unsere Bilder aus, mein Vater seine Aquarelle und ich meine Radierungen von den Schlössern rund um den Thunersee. Die Ausstellung war ein voller Erfolg, mein Vater verkaufte fast sämtliche Aquarelle, und auch ich ein paar Bilder. 

Das war aber auch unsere erste und letzte gemeinsame Ausstellung. Er verstarb zwei Jahre später an den Folgen seiner Krankheit.

Ihr Stil ist eine Art Surrealismus, Realismus mit einem Bezug zu Fantasy. Sehen Sie das auch so? 

Ja, das ist richtig, mein Malstil bewegt sich in der Tat irgendwo zwischen Realismus und Surrealismus. Und was Sie Fantasy nennen, spielt tatsächlich in vielen Bildern eine gewisse Rolle.

Ist der berühmte Salvador Dalí Ihr Vorbild? 

Vielleicht. Jedenfalls bewundere ich Salvador Dalí, aber auch Künstler aus unserer Gegend beeindrucken mich sehr. Zum Beispiel Knud Jacobsen, Jöggu Hossmann, Bush und Vera Liechti, um nur einige zu nennen. Sie malen wunderschöne und spannende Bilder.

Sie arbeiten auf der Grundlage einer Acryltechnik. Warum diese Technik? 

Acrylfarben haben, im Vergleich zu den Ölfarben, den Vorteil, dass sie sehr schnell trocknen und wieder übermalbar sind. Ich bin zu ungeduldig, um mit Ölfarben zu malen! Zudem haben die Acrylfarben eine sehr starke Leuchtkraft.

In der Confiserie Steinmann in Thun existiert ein grosses Panoramabild von Thun. Das Bild stammt von Ihnen. Sie haben es vor rund 25 Jahren gemalt. Erzählen Sie uns die Geschichte des Bildes.

Urs Steinmann kaufte damals in meiner Ausstellung in der Galerie «Aarehüsi» ein Acrylbild, das den Thuner Rathausplatz zeigt. Später hatte Urs Steinmann die Idee mit dem Panoramabild von Thun. Er erteilte mir den Auftrag, so ein Bild zu malen. 

Im Werd & Weber Verlag (Thun) ist ein Buch mit dem Titel «Aurin und Golom erschienen. Zwei Freunde entdecken Thun». Sie haben die Illustrationen dazu gemacht. Wie kamen Sie zu diesem Auftrag? Und wie entstanden diese Illustrationen? 

Nun, meine Frau lernte Franziska Andreotti und ihre Tochter Ada durch unsere jungen Hunde kennen, die damals sehr gerne zusammen spielten. Ada hütete später auch gerne unsere Ziegen und Schafe. Ada entwickelte eine tiefe Zuneigung zu unseren Tieren und begann daraufhin eine Geschichte über unseren Klein-Zoo zu schreiben – und ich malte einige Bilder dazu. Adas Mutter war begeistert von der Geschichte und den Bildern. Als das Buchprojekt reifte, malte ich noch einige Bilder mit Thuner Stadtansichten. So entwickelte sich das Kinderbuch auch zu einem Buch für Liebhaber von Thuner Stadtmotiven.

Sie arbeiten ja hauptberuflich als Radiologieassistent im Spital Frutigen. Das Malen ist Ihre Leidenschaft, Ihr Hobby. Die Kunst zum Beruf zu machen – war das nie ein Thema? Oder ist es vielleicht ein Traum, den Sie sich später noch erfüllen wollen?

Nein, ich arbeite in Teilzeit als Radiologieassistent mit einem tollen Team zusammen. Das ist eine interessante Arbeit – und hat ja auch mit Bildern zu tun! Ein perfekt gemachtes Röntgenbild sieht auch sehr schön aus! Klar, das Malen ist meine Leidenschaft. Auf meinen vielen Reisen konnte ich mich stets inspirieren lassen. Ja, wenn ich von der Kunst leben könnte, wäre das sicher sehr schön. Doch heute wäre das ein schwieriges Unterfangen. 

Stellen Sie Ihre Malereien oder Bilder auch in Galerien aus?

Ja. Meine Bilder wurden auch schon in Gruppenausstellungen gezeigt. Die letzte Ausstellung war diesen Sommer: «EIN-AUSSTELLUNG.CH» im ehemaligen Kino City in Thun. Die Ausstellung wurde organisiert von Vera Liechti. Es war eine abwechslungsreiche, unterhaltsame Ausstellung mit Konzerten, Lesungen, Bildern und Installationen.

Wer ist eigentlich Ihr grosses Vorbild – nebst dem erwähnten Salvador Dalí?

Mein Vater. Doch Vorbild ist vielleicht das falsche Wort. Es gibt immer wieder Menschen, die mich faszinieren und inspirieren. Ich möchte sie aber nicht als Vorbild sehen.

Moderne, zeitgenössische Kunst ist in der Regel abstrakt. Interessiert Sie das? 

Ja sicher! Leider war ich noch nicht in der Lage, ein wirklich abstraktes Bild zu malen…

Wie oft und wie viele Stunden malen Sie pro Woche?

Das ist unterschiedlich, manchmal male ich mehrere Stunden, manchmal wenige Stunden. Ich arbeite zu Hause, im Sommer vorzugsweise im Garten.

Ist Ihre Frau ebenfalls künstlerisch aktiv? Was heisst künstlerisch? 

Meine Frau ist kreativ, vor allem im Haus und um das Haus herum…

Sie leben in Thun. Warum? 

Ich bin in Thun geboren und lebe sehr gerne hier. Der Thunersee und die Berge sind meine Heimat.

Was fasziniert Sie denn an der Stadt Thun besonders?

Im Sommer ist es das pulsierende Leben in den Cafés an der Aare und am Mühleplatz, die Stadt versprüht so einen südländischen Charme. Ich liebe das!

Dient Ihnen Thun oft als künstlerische Vorlage? 

Ja klar, das Kinderbuch «Aurin und Golom» ist ein Beispiel dafür. 

Schlussfrage: Existieren neue Projekte, Pläne für neue Werke oder Ausstellungen? 

Derzeit habe ich vor allem Inspirationen für neue Bilder. Doch es dauert eine gewisse Zeit, bis wieder 30 Bilder gemalt sind. Ausstellungen in Galerien sind momentan keine geplant. Sollte ich das Interesse des einen oder anderen Galeristen durch diesen Artikel in der «ThunerseeLiebi» geweckt haben, kann man sich gerne bei mir melden.

Uwe Süess, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

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