Peter Hablützel: Steine, Holz und Edelmetall erzählen Geschichten
Peter Hablützel: Steine, Holz und Edelmetall erzählen Geschichten
Wenn ein Mann die Natur erkundet, Steine einsammelt und Hölzer auswählt, dann ist Peter Hablützel unterwegs… Er hat seine Leidenschaft für natürliche Materialien mit seinem Handwerkskönnen verbunden und zum Beruf gemacht. Mit dem Label «Pierre Suisse» hat sich der gelernte Schreiner und Goldschmied auf die Fertigung von Schmuckstücken aus heimischen Steinen spezialisiert. Vereint mit dem passenden Edelmetall entstehen Unikate, die über ihren Ursprung und die Trägerinnen und Träger individuelle Geschichten erzählen. Auch aus Edelmetallen und heimischen Hölzern entstehen Schmuckstücke mit individuellem Charakter.
Text: Valérie Burnier | Fotos: Peter Hablützel
Während der Bildhauer früher hauptsächlich Vorlagen für seine Plastiken skizzierte, entstanden ab 1987 eigenständige kreative Zeichnungen.
Es ist noch früh am Morgen, als sich Peter Hablützel auf den Weg macht – heute steht das Grimselgebiet auf dem Programm. Eine Wanderung? Ein freier Tag? Irgendwie schon, aber er ist auch auf der Spur nach Inspirationen, Ideen und besonderen Steinen. Alleine, etwas in sich gekehrt, aufmerksam, verbunden mit der Natur: So schreitet er durch die Gegend.
Peter Hablützel bückt sich und hebt einen faustgrossen Stein auf. Was für uns willkürlich erscheinen mag, ist für ihn gezielt. Er hat das Auge dafür. Was sich wohl in diesem Gestein verbirgt? Welche Muster und Farbnuancen? Zu wem passt er und wie wird er verarbeitet?
Peter Hablützel, Steine sind doch eher hart und kalt. Woher kommen die Emotionen?
Ja, ein Stein kann sich kühl und griffig anfühlen, wenn man ihn so in die Hand nimmt. Doch schaut man genau hin, findet man eine Maserung, eine Farbschattierung. Spannend wird es dann, wenn man ihn aufschneidet, schleift, poliert… Da kommen tolle Muster und Nuancen zum Vorschein. Jeder Stein ist ein Unikat, so wie ihn die Natur hergibt. Und ebenso sollen meine Schmuckstücke so individuell wie ihre Träger sein. Alle Menschen haben ihre Geschichten, Schicksale, Charakteren. Ich möchte meine Arbeit mit ihren Persönlichkeiten verbinden, denn nur dann entstehen ganz individuelle Schmuckstücke. Mein Ziel ist, den ideellen und den Erinnerungswert eines Schmuckstückes über den finanziellen Wert zu stellen. Dies ist mit dem Reichtum der Materialien in der Region und in der Schweiz möglich: Ein Granit von der Grimsel, ein Sedimentgestein aus dem Gasterntal oder ein Kieselstein aus dem Brienzersee, geschliffen und poliert zu einem aparten Schmuckstein, ist etwas Wunderbares. Vor allem dann, wenn die Kreation ein besonderes Erlebnis, zum Beispiel eine Wanderung oder eine Ferienreise, mit einem Ort verbindet, an dem der Stein gefunden wurde.
Wie gross ist Ihr Steinlager?
Ein ganzes Lager habe ich nicht, aber eine Auswahl ist immer bereit. Anfangs, als ich das Label «Pierre Suisse» ins Leben gerufen habe, war ich es hauptsächlich, der den Steinen nachging. Inzwischen kommen aber immer mehr Leute zu mir, die ein persönliches Erinnerungsstück mitbringen und daraus vielleicht Ehe- oder Freundschaftsringe möchten. Das ist dann noch persönlicher! Da war beispielsweise die Servicemitarbeiterin eines Hotels in Interlaken. Nach zwei tollen Jahren zog es sie zurück in ihre Heimat nach Norwegen: Zum Abschied haben ihr die Kolleginnen einen Kettenanhänger aus einem Kieselstein aus dem Lombach, in Silber gefasst, geschenkt. Das sind Emotionen und Erinnerungen.
Ursprünglich haben Sie Schreiner gelernt. Wie kam es dazu, auf Edelmetall umzusteigen?
Natürliche Materialien und die Arbeit mit den Händen haben mich schon als Kind fasziniert. Nach der Schule war klar, ich will einen Beruf erlernen, der mir das ermöglicht. So habe ich Möbelschreiner gelernt. Aus Holz Möbel und Räume gestalten, die verschiedenen Hölzer aussuchen, verarbeiten, Freude bereiten, das ist ein schöner Antrieb.
Irgendwo tief in mir blieb aber der eigentliche Traumberuf im Kopf: Goldschmied. Denn hier ergaben sich noch mehr Möglichkeiten, zwar musste ich viel filigraner arbeiten, aber ich war irgendwie näher am Material. Ich machte eine Lehre als Goldschmied und bin nun «angekommen». Heute habe ich das Glück, beide Berufe zu verbinden – neu fertige ich auch Schmuckstücke aus Edelmetall mit Holz an.
Was bietet das Berner Oberland?
Ich bin ein neugieriger und experimentierfreudiger Mensch. Meine Leidenschaft gilt der Natur allgemein. Fischen auf dem See ist Entspannung pur! Aber auch die Umgebung und die Natur geben täglich neue Impulse. Hier im Berner Oberland bin ich in einem Paradies, das mir eine Vielfalt an Materialien bietet. Zum Beispiel der Niesen, seine markante Form habe ich bereits vielfach in Ringen und Anhängern abgebildet – jedes Mal sieht der Niesen aber wieder anders aus. Einmal im Morgenlicht, dann etwas mystisch mit Nebelschwaden, dann wieder markant als Relief vor dem Himmel… Auch der Blick über den Thunersee, mit den Wäldern, die sich spiegeln, dem Wasser, das glitzert: Aufmerksam durch die Gegend gehen ist eine Devise, die in unserer Region jeden Tag neue Energie und Kreativität spendet!
«Hier bin ich in einem Paradies, das mir eine Vielfalt an Materialien bietet.»