Corinne Keiser – Filzkunst als Passion

Corinne Keiser – Filzkunst als Passion

Corinne Keiser – Filzkunst als Passion

Filzen ist eine Jahrtausende alte Technik – enorm vielseitig und wunderbar die Sinne herausfordernd. Für Corinne Keiser zudem eine Möglichkeit, ihre Leidenschaft auszuleben und sich künstlerisch auszudrücken.

Text: Barbara Zanetti, Bilder: zvg

ie Filzgestalterin Corinne Keiser lädt zum Gespräch zu sich nach Hause ein. Sie führt mich in einen grossen, hellen Raum, mitten im Haus, wo ich mich an den langen, alten Holztisch setzen darf. Ohne es zu wissen, befinde ich mich in ihrem Atelier. Die Grösse und zentrale Lage des Ateliers in der Wohnung verrät etwas von der Arbeitsweise und Wichtigkeit des Filzens für Corinne Keiser.  

Anfänglich waren es praktische Gründe, die dazu führten. Als Mutter von drei Kindern versuchte sie Familie und Kunsthandwerk zu Hause zu verbinden. Nicht nur Gewohnheit ist es, dass sie dies nun immer noch so praktiziert, jetzt wo die Kinder erwachsen und ausgeflogen sind. Das Atelier bedeutet ihr Lebensraum, das Filzen ist zu ihrer inneren Lebensaufgabe geworden.  

Neben dem Tisch mit den vier Stühlen ist der grosse, ums Eck gehende Raum mit wenigen Gegenständen eingerichtet. Er wirkt leer, eine Ruhe ist spürbar, die schlichte Eleganz erinnert an japanischen Stil. Wenn die grosse Werkbank, die Arbeitsgeräte und das Material aufgebaut sind, wird sichtbar, dass es sich beim Filzen um ein Handwerk handelt, und dass sich hier eben ein Atelier befindet.


Was ist Filz und wie entsteht er? 

Was Stricker:innen um jeden Preis zu vermeiden versuchen, das begeistert Filzer:innen. Schafwolle kann nicht nur versponnen und dann verstrickt, sondern auch verfilzt werden. Ein ungewollter Effekt der Wolle, der in der Maschine durch zu heisses Waschen passieren kann, machen sich die Filzer:innen zu eigen: Wenn der Pullover hart wurde und eingegangen ist, wenn er sich also verdichtet und verwirkt hat. Wolle hat die einzigartige Fähigkeit, sich selbst zu filzen. Dabei wandern die Wollfasern und verwickeln sich ineinander. Die Epidermisschuppen, die die Fasern bedecken, bewirken, dass die Fasern nur in eine Richtung wandern können. Corinne Keiser filzt nass mit Wasser und Seife. Sie legt die gewaschene und gekardete Wolle von Hand in einer Fläche aus, zum Beispiel in zwei Schichten, indem sie die gekardete, in einem Band zusammengefasste Wolle zupft. Je nach Schafrasse gibt es sehr unterschiedliche Qualitäten und Beschaffenheit der Wolle. Dann bedeckt sie die Wolle mit einem Netz und macht sie mit Wasser nass. Weiter fährt sie mit einem Stück Olivenseife – die alkalisch ist – über die Fläche. Mit den Fingern und Händen reibt sie nun die Wollfläche, damit die Schuppen sich verbinden können. Es ist Geduld gefragt, Filzen ist ein Handwerk, das langsam vonstatten geht. Auch Kraft braucht es, wenn dann gewalkt wird mit einer Rolle, bei grossen Bildern viele Stunden lang.


Filzen – eine Leidenschaft

Als Corinne Keiser als junge Mutter einen Filzkurs in ihrem Dorf besuchte, den ihre Nachbarin erteilte, war es Liebe auf den ersten Blick. Es fing bescheiden an, mit dem Anfertigen von Blumen, Schmuck und anderen kleinen Gegenständen. In Deutschland absolvierte sie dann ab 2010 eine dreijährige Ausbildung zur Filzgestalterin bei Wollknoll, einer bekannten Ausbildungsstätte des Filzens. Diese Grundausbildung ermöglichte das Erlernen verschiedenster Techniken und das Her- stellen von Filzgegenständen und Kleidern. Als Abschlussarbeit filzte sie jedoch nicht einen Gegenstand oder Kleider, sondern ein Bild. Schon lange spürte sie den tiefen Wunsch, sich künstlerisch auszudrücken. Hier zeigte sich der Anfang eines Weges, auf dem Corinne Keiser einen persönlichen Stil entwickelte. Entscheidend geprägt wurde sie durch einen Kurs in Königswinter, Deutschland, zum Thema: Wabi-Sabi. Es ist ein japanisches Konzept von Ästhetik, entstanden aus dem Zen-Buddhismus. Wabi-Sabi bezeichnet die Schönheit des Schlichten, Einfachen und Unperfekten. Es lädt den Betrachtenden dazu ein, die kleinen Dinge des alltäglichen Lebens neu zu entdecken und die Schönheit des Unauffälligen wahrzunehmen. Dabei entsteht eine Empfindung, die kaum in Worte gefasst werden kann, es ist ein Wahrnehmen mit dem Herzen. So kann uns die Welt in einem völlig neuen Licht erscheinen, mit einer tiefen Wertschätzung von dem, was ist. Es erinnert uns daran, dass Stille, Schlichtheit und Einfachheit Zugänge sein können, ganz im Moment präsent zu sein. Im Wabi-Sabi kommt das Wissen zum Ausdruck, dass im Universum nichts perfekt ist, dass alles vergänglich ist und in ständigem Wandel. Es steht für einen Purismus und die Schönheit des Reduzierten und weist Züge von Minimalismus auf. Auf eine Kurzformel gebracht, könnte sein Hauptmerkmal lauten: Reduziere alles auf das Wesentliche, aber verliere dabei nicht die Poesie.


Den eigenen Stil entwickeln

Für Corinne Keiser war das Kennenlernen dieser Ausrichtung wie ein Nachhausekommen. Sie wusste, genau mit diesem Hintergrund möchte ich künstlerisch Filz gestalten. Dabei ist das Element des Reduzierens das Wesentliche für sie. Weniger ist mehr. So entwickelt sie einen Stil, der das Eigene widerspiegelt. Ein Stil, der für sie auch sichtbar macht, dass Innen und Aussen nicht getrennt sind: wie innen so aussen und umgekehrt. Ästhetik, Kraft, Schlichtheit, Eleganz und Einfachheit machen ihn aus. Sie beschloss, die Farben wegzulassen und nur mit Schwarz, Weiss und hellen Naturfarbtönen zu arbeiten. Und im Bild sollte ein Element wichtig sein. Gerne kombiniert sie andere Materialien mit der Wolle: verschiedene Arten von Papier, Seidenstoff und Seidenfasern. Diese verbindet sie in kalligraphischer Verfilzung. Es sind nicht politische oder gesellschaftliche Themen, die dargestellt werden, ebenso wenig eigene Befindlichkeiten oder Emotionen. Diese können im Hintergrund mitschwingen. Ihre Filzbilder versteht Corinne Keiser als Ausdruck der Seele, und durch den künstlerischen Prozess des Filzens entdeckt sie auch sich selbst immer wieder neu. Sie erlebt es also nicht als ein Vergessen ihrer selbst, sondern als ein sich Auseinandersetzen mit dem Leben. Sie zeichnet ihre Bilder nicht im Voraus, sieht sie aber mit dem inneren Auge in sich. Sie entstehen geführt, das Ende ist anfänglich noch nicht sichtbar, es kann auch woanders hingehen als zuerst gefühlt. So entsteht eine Zwiesprache mit dem entstehenden Bild. Ein Element kann dann in eine neue Richtung führen. 

An verschiedenen Ausstellungen konnte sie ihre Werke einem grösseren Kreis von Menschen zeigen. Nach der Abschlussausstellung der Ausbildung 2013 beteiligte sie sich 2017 an der Gruppenausstellung Textile Dialoge in Montevideo, Uruguay. 2018 folgte die Mitwirkung in einer internationalen Ausstellung der Art Galerie in Baarle-Nassau in den Niederlanden und 2022 in der Bibliothek in Spiez, nahe ihrem Wohnort. 

Corinne Keiser gibt ihr Wissen und ihre Erfahrung auch in Kursen weiter, für Anfänger und Fortgeschrittene. Dabei schwingt ihre Leidenschaft auch für den Prozess des Filzens mit. Er fordert alle Sinne heraus, beansprucht ganzheitlich: das sanfte Schichten, das geduldige Verdichten, das kraftvolle Verfestigen und das bewusste Formen der Wolle.

Ein weiteres Angebot, das Maritska und Nicole mit Leidenschaft anbieten, ist der Brunch- oder Fonduezauber. Wenn es das Wetter erlaubt, verzaubern sie einen Lieblingsort oder den eigenen Garten in eine romantische Oase. Das Angebot ist für zwei bis zehn Personen erhältlich und beinhaltet auch die auf der Website aufgeführten Speisen und Getränke. Spezielle Ausführungen und Sonderwünsche setzen sie gegen einen Aufpreis gerne um. Wer schon immer einmal an einem seiner Lieblingsplätze tafeln wollte, kann sich von Maritska und Nicole so richtig verwöhnen lassen.

Das Atelier am Holzmätteliweg 1 in Hünibach ist jeweils am Dienstag- und Donnerstagmorgen sowie jeden ersten Samstag im Monat geöffnet. Die genauen Öffnungszeiten sind auf der Website ersichtlich. Maritska und Nicole freuen sich über einen Besuch und nehmen auch immer gerne Spezialwünsche entgegen.

Kontakt
Corinne Keiser
Brünneliweg 1, 3705 Faulensee 
Telefon: 079 267 45 44
corinne.keiser@hispeed.ch


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