Mitten im Dorf Sigriswil steht es da, ein kleines, verträumtes Holzhäuschen. Seit anfangs Jahr wird es mit Ton und einem Hauch Floristik belebt. Denise Baumann hat sich hier mit dem Atelier «Herz und Hand» einen Traum erfüllt und stellt mit viel Herzblut ihre eigenen Kreationen her. Im vorderen Teil ist ein kleiner Verkaufsladen entstanden, im hinteren Teil kann man beobachten, wie alles entsteht.

Text & Fotos: Christine Hunkeler

Während der Bildhauer früher hauptsächlich Vorlagen für seine Plastiken skizzierte, entstanden ab 1987 eigenständige kreative Zeichnungen.

Alles von Hand

Es wird von Hand modelliert und ein grosser Teil der Kreationen mit einem Hauch Floristik kombiniert. Natürlich muss es sein und passend zu ihrem persönlich entwickelten Stil: Am liebsten arbeitet Denise Baumann mit verschiedenen Tonfarben, unglasiert, natürlich eben. Das Material braucht eine entsprechende Härte, damit man auch im Winter die schön verschneiten Gärten mit Baumanns Werken verzaubern kann.

Die verschiedenfarbigen Pflanzkugeln werden mit grünem Efeu und frischen, lieblich duftenden Rosen bepflanzt. Diese Pflanzkugeln sind im Atelier «Herz und Hand» der Verkaufsschlager, wie man so nebenbei erfährt. Daneben werden auch Gartenstelen, Gartenkugeln, Girlanden und Lichtkugeln hergestellt. Nicht zu vergessen sind die lustig quirligen Tiere aus Ton, deren Lächeln im Gesicht nicht verschmitzter sein könnte.

Es dürfen aber zwischendurch auch zierliche Engel sein, die Denise Baumann mit der Rakutechnik herstellt. Die Rakutechnik ist eine alte japanische Töpfertechnik, die in Europa erst seit 1940 bekannt ist. Das Besondere daran sind die Glasuren, die hier ausnahmsweise von der Künstlerin angewendet werden. Wenn die Töpferware rohgebrannt ist, wird sie glasiert und bei 1000 Grad gebrannt. Rotglühend sehen sie im Moment nun aus, die Engel. Sie werden anschliessend mit langen Zangen aus dem Ofen in ein mit Sägemehl gefülltes und verschliessbares, nicht brennbares Fass gebracht. Die typischen schwarzen Rakueffekte entstehen durch das Verbrennen der Sägespähne. Mit viel Spannung werden danach die Stücke aus der Asche genommen und bestaunt.

Inspiration

An Ideen scheint es Denise Baumann nicht zu mangeln, viel eher an der Zeit, sie alle umzusetzen. Am liebsten lässt sie sich inspirieren, wenn sie in Frankreich Urlaub machen und über die Märkte schlendern kann. Sie besucht auch hier fleissig die Brocantes und die Puces (Flohmärkte) und findet immer den einen oder anderen Schatz, den sie in ihr Atelier mitnehmen kann. Ist die Töpferin dann wieder in ihrem Atelier, so versinkt sie nicht nur in ihren Ideen, sondern auch gleich mit ihren Händen im Ton.

Lässt der Terminkalender freie Lücken zu, so wird durch die Wälder und Bachbette Richtung Justistal spaziert, um nach neuen Trophäen Ausschau zu halten. Was gibt es Schöneres, als eine fette Beute mit ins Atelier zu nehmen und sie in die nächsten Werke einfliessen zu lassen? Nebst den Tonkreationen darf es aber manchmal auch ganz schlicht sein: Gerade vor der Weihnachtszeit werden Türkränze und Adventskränze gebunden und mit farbigen Kerzen geschmückt.

Ab und zu werden auserlesene Accessoires, die ins Sortiment passen, auch eingekauft. Im Atelier «Herz und Hand» findet man deshalb auch romantische Laternen, Windlichter, Kerzen und Etagèren. Die passenden Servietten, um die Tafel zu schmücken, dürfen natürlich auch nicht fehlen. Diese «Fremdlinge», wie sie Denise Baumann gerne nennt, werden mit Kleinigkeiten aus Ton geschmückt, sei es mit einem Herz oder einer Tonschnecke. Herz und Hand soll eben in allem sicht- und spürbar sein.

Es war einmal…

Begonnen hat alles 1999 mit einem Töpferkurs in der Migros Klubschule, um ein bisschen Abwechslung in den Kinderalltag zu bringen. Aus diesem Kurs wurden dann fünf ganze Jahre. Mehrere Male ging es in dieser Zeit nach Frankreich, um die Rakutechnik zu erlernen. Diese Technik gab dann den Ausschlag, einen eigenen Ofen zu kaufen. Und es wurde geprobt, erfolgreich und auch weniger erfolgreich. Übung macht ja aber bekanntlicherweise den Meister. 2003 hat Denise Baumann ihr erstes kleines Atelier in Uetendorf eröffnet. Die Werke wurden mehrmals pro Jahr an verschiedenen Orten ausgestellt und auch an Märkten angeboten. Im Rahmen einer Ausstellung in einem Blumengeschäft keimte plötzlich der Gedanke, die Töpfersachen mit Floristik zu kombinieren. Also begann Denise Baumann 2006 mit einem zweijährigen Blumenlehrgang. Vieles wurde nun kreiert und immer wieder Neues ausprobiert. Die Leidenschaft für Ton und Floristik hat Denise Baumann nicht mehr losgelassen. Aus einem Hobby wurde immer mehr ein Beruf. Das Märchen findet jetzt in Sigriswil seine Fortsetzung.

An Ideen mangelt es nicht, viel eher an der Zeit, sie alle umzusetzen.