Alfred Glaus wurde am 13. Mai 1890 in Schwarzenburg geboren. Nach dem Schulaustritt trat er ins Lehrerseminar Muristalden in Bern ein. Nach zwei Jahren musste er das Seminar aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Er wurde Büroangestellter in einem Notariat in Ins. Eine neue berufliche Ausrichtung als Künstler begann er 1913 mit Unterricht bei den Malern Blailé in Neuenburg und Delachaux in Genf. Von 1915 bis 1917 setzte er seine Ausbildung an der Kunstakademie München fort. In Genf wurden Begegnungen mit Ferdinand Hodler bedeutsam. 1918 heiratete der Künstler Marie Sauser aus Ringoldswil bei Sigriswil und wurde einige Jahre später in Thun ansässig. Nach zehn Ehejahren wurde die Ehefrau von einem Auto angefahren und starb. Elisabeth Lehner, die Tochter einer befreundeten Familie, übernahm fortan den Haushalt und wurde den fünf Kindern ein wertvoller Mutterersatz. Alfred Glaus blieb ihr bis zu seinem Tod in Dankbarkeit verbunden. Er starb am 7. Juli 1971 in Thun an einem Herzleiden.
Grosse Verdienste erwarb sich Alfred Glaus in der Stadt Thun. 1948 gründete er die städtische Kunstsammlung – zusammen mit dem damaligen Stadtpräsidenten Paul Kunz und dem Gemeinderat Fritz Lehner. Freiwillig stellte er sich als erster, umsichtiger Konservator und Förderer dieser Sammlung während sechs Jahren bis 1954 zur Verfügung. Alfred Glaus pflegte viele Freund-
schaften, so mit dem Zürcher Schriftsteller Hermann Hiltbrunner und den Komponisten Willy Burkhard, Hans Studer und Albert Moeschinger.
Als Künstler beschränkte sich Alfred Glaus weitgehend auf die Darstellung von Bergen, gelegentlich mit Einbezug des Thunersees. Immer wieder zeichnete und malte er den Niesen, die Stockhornkette, die Nünenen und den Gantrisch. Später interessierten ihn Gesteinsformationen und Felsstrukturen. In seiner feinen, differenzierten malerischen Gestaltung in Aquarellen, Gouachen und Ölbildern erlangte er eine Meis-
terschaft, die schweizweit Anerkennung fand. Neben den Gemälden und Zeichnungen schuf er auch Holzschnitte und viele Lithografien. Sein ganzes grafisches Werk mit rund 100 Holzschnitten und Lithografien schenkte er dem Kunstmuseum Thun.
Fritz Braaker, ein langjähriger Freund und Wegbegleiter, schreibt, dass es Alfred Glaus gelang, Stein kreativ in Seele und Geist zu verwandeln. Der Künstler war auch als Mensch eine markante Persönlichkeit, von grosser Statur, offen, liebenswürdig, geradlinig. Seinen eigenständigen künstlerischen Werdegang verfolgte er unbeirrbar.
Literatur: Fritz Braaker, Monografie Alfred Glaus,
Ott Verlag, Thun 1972 (vergriffen)