Gustav Ritschard und die Galerie «Altes Küblibad»
Gustav Ritschard und die Galerie «Altes Küblibad»
Künstler, Architekt, Verleger und Initiant – Gustav Ritschard war ein Multitalent. Seine Malereien, Skizzen, Dokumente und Erinnerungsstücke sind in der Galerie «Altes Küblibad» in Unterseen in einer Dauerausstellung zu besichtigen.
Text und Bilder: zvg
Während der Bildhauer früher hauptsächlich Vorlagen für seine Plastiken skizzierte, entstanden ab 1987 eigenständige kreative Zeichnungen.
Gustav Ritschard ist am 5. Februar 1911 als jüngstes von elf Kindern in Interlaken geboren. Aufgrund seiner Frühreife erfolgte der Schuleintritt bereits mit sechs Jahren. Die Primar- wie auch die Sekundarschule besuchte er in Interlaken. Anschliessend folgte eine Lehre als Sattler-Tapezierer in Männedorf (ZH). Bereits in dieser Zeit nahm er intensiv zusätzlichen Zeichen- und Malunterricht. Seine Gesellenjahre verbrachte er in Genf und arbeitete dort als Tapezierer-Dekorateur. Während dieser Zeit absolvierte er Kurse an der École des Beaux-Arts. Daneben unternahm er viele Bergtouren und wurde 1933 Mitglied beim Schweizer Alpen-Club, Sektion Interlaken.
Nach dem Besuch der Fachschule für Innenausbau mit Vertiefung in Historischer Bautechnik und Hauskunde in Frankfurt erfolgte zehn Jahre später, im Jahr 1946, der definitive Übergang zur selbstständigen Erwerbstätigkeit. Gustav Ritschard eröffnete in Unterseen ein Büro für Architektur und Innenausbau. Er war verheiratet und hatte drei Kinder.
Sein Werdegang als Kunstmaler begann bereits während seiner Berufslehre in Männedorf. Der Zeichenlehrer an der Gewerbeschule, Gottlieb Merki, erkannte rasch die zeichnerischen Fähigkeiten und ermunterte ihn, mit seinen Talenten zu arbeiten. Die zeichnerischen Fähigkeiten und Kenntnisse sollten Gustav Ritschard in seinen beruflichen Tätigkeiten fortan von grösstem Nutzen sein und ihn ständig begleiten. Mit Bezug auf die Malerei wurden mehr und mehr die Berge und das Leben der Bergler zum zentralen Thema. Dies heisst nicht, dass er andere Sujets, denen er im Laufe des Lebens begegnet war und die sein Interesse weckten, grundsätzlich mied. Seinen Ruf als Maler begründen aber seine zahlreichen Bergbilder. In zahlreichen Ausstellungen konnte Ritschard stets Bilder verkaufen.
Während mehrerer Jahre wirkte Gustav Ritschard als Kursleiter im Naturschutzzentrum Aletschwald des Schweizerischen Bundes für Naturschutz – der ehemaligen Villa Cassel auf der Riederalp – und in Grindelwald in Zusammenarbeit mit der Firstbahn. Aus diesen Kursen entwickelten sich einige enge Freundschaften, die bis zum Lebensende andauerten. Einer dieser Freunde war Walter Knechtenhofer aus Thun, mit dem Gustav Ritschard anschliessend während Jahren in die Berge zum Malen ging.
Als Gustav Ritschard am 5. November 1997 mit nicht ganz 87 Jahren starb, hinterliess er einen umfangreichen Nachlass. Dieser bestand nicht nur aus Bildern und Zeichnungen des Künstlers, sondern aufgrund seines vielseitigen Wirkens auch aus zahlreichen Dokumenten und Erinnerungsstücken. Der Erbengemeinschaft Gustav Ritschard stellte sich die Frage, wie mit diesem Nachlass umgegangen werden soll. Die häufig vorkommende Radikallösung per Container stand bald einmal ausser Frage. Das Besondere an diesem Nachlass liegt in dessen thematischer Breite, was eine integrale Aufbewahrung als angemessen erscheinen liess. In der langen Zeitspanne zwischen dem Tod von Gustav Ritschard und der Eröffnung der Galerie – auf den Tag genau 25 Jahre – wurde der Nachlass gesichtet, geordnet, zum Teil gereinigt oder repariert und vereinzelt inventarisiert. Eine Auswahl davon ist nun in der Galerie ausgestellt. Am augenfälligsten sind die Bilder aus verschiedenen Schaffensperioden. In Schaukästen, Korpussen und Vitrinen sind Dokumente, Fotos und weitere Erinnerungsstücke zu den unterschiedlichen Aktivitäten von Gustav Ritschard abgelegt. Als Initiant – zusammen mit Dr. Max Gschwend – des Schweizerischen Freilichtmuseums Ballenberg hinterliess Gustav Ritschard eine Menge persönlicher Akten, die nun eine wertvolle Sammlung zur Entstehungsgeschichte des Freilichtmuseums bilden.
Deshalb wurde der jetzige Standort im bereits lange leerstehenden alten Rieghaus auf dem Manor Farm-Areal als ideal betrachtet. Dorthin hatte Gustav Ritschard Jahre zuvor bereits sein Malatelier transferiert und im Dachgeschoss den Grossteil der Bilder gelagert, während sich darunter zwei kleine, sanierungsbedürftige Wohnungen befanden. Die Abklärungen und Überlegungen zeigten, dass das Gebäude im Innern vollständig neu gebaut werden muss. Damit konnten die Erfordernisse der Raumaufteilung, der Tragfähigkeit der Böden und der klimatischen Bedingungen optimal gelöst werden.
Öffnungzeiten: Die Galerie «Altes Küblibad» ist jeweils am letzten Samstagnachmittag des Monats von 13.30 bis 16.00 Uhr öffentlich zugänglich. Ausserhalb dieser Zei-
ten bedarf es einer vorherigen telefonischer Absprache. Kontaktstelle ist die Rezeption des Hotels neuhaus zum see, Telefon 033 822 82 82. Parkplätze sind beim gegenüberliegenden Restaurant Landhaus vorhanden.
Kontakt
Galerie «Altes Küblibad»
Seestrasse 170, 3800 Unterseen
info@galerie-kueblibad.ch
www.galerie-kueblibad.ch