Flowerpower auf Leinwand

Februar 23, 2023

Flowerpower auf Leinwand

Seit Jahren wohnt die Kunstmalerin Ruth Tellenbach alias Picassolina in Oberhofen am Thunersee und lebt ihre Passion: Beim künstlerischen Erschaffen wilder Blumenwiesen ist sie in ihrem Element, und in der Malerei fühlt sie sich zu Hause. Ihre Kunstwerke malt sie mit Öl, Acryl und Mixed Media auf Leinwand, und oftmals darf auch etwas Glitzer oder irisierende Farbe nicht fehlen.

Text: Christine Hunkeler | Fotos: zvg

Beobachten und Zuhören, das sind die wichtigsten Elemente in Ruth Tellenbachs Leben. Bereits als kleines Mädchen erhaschte sie ihre lebhaftesten Eindrücke mit Augen und Ohren, was bis heute so geblieben ist. Sie speichert ihre Eindrücke und lernt so die Weisheiten des Lebens kennen, ganz nach dem Motto «Praxis ist alles und Theorie, na ja …».

Ihre Liebe zur Malerei entdeckte Ruth Tellenbach ganz instinktiv: «Eines Tages, vor einigen Jahren, nahm ich einen Pinsel, eine Leinwand und Farbe und folgte meiner Intuition und der Sehnsucht, kreativ zu sein. Ich begann, meine Eindrücke und Beobachtungen während meiner langen Spaziergänge mit Wilson (einem kleinen, frechen Jack Russell) wie auch meinen schön angelegten Blumengarten auf Leinwand zu malen. Ganz so, wie ich sie mit meinen Augen sehe, verbunden mit meiner Kreativität. Meine Inspiration ist, die Schönheit der Natur und deren Vielfalt festzuhalten für die Ewigkeit.»

Aufgewachsen ist Ruth Tellenbach in Schliern bei Köniz. In der Schule gehörten Zeichnen und Werken zu ihren Lieblingslektionen. Ihre Begabung fürs Malen zeigte sich schon damals, häufig «musste» sie zusätzlich auch noch die Hausaufgaben ihrer Schulkolleginnen und -kollegen im Zeichnen erledigen. Nach ihrer Lehre zur Papeteristin (Floristin hiess die Alternative) zog sie in die Berner Altstadt, in die Gerechtigkeitsgasse. Die Atmosphäre in diesem mittelalterlichen Stadtzentrum hat es ihr angetan, und sie lernte dort viele kreative Köpfe kennen. Darunter war Ende der 80er-Jahre auch der Chef des Lokalradios ExtraBE, Hans Rudolf-Matscher. Ein Berner-Altstadt-Original, Radiomacher, Werber, Texter, Veranstalter, Schauspieler und Buchautor, der Ruth Tellenbach nach der absolvierten Handelsschule spontan als seine persönliche Sekretärin einstellte. Selbst auch ein sehr kreativer Mensch, erkannte er die Begabung und das Potenzial der jungen Frau – und so hat er Ruth Tellenbach stets gefördert und unterstützt. Neben den Büroarbeiten konnte sie sich während der Arbeitszeit dem Malen und Gestalten widmen und sich künstlerisch weiterentwickeln. Ruth Tellenbach denkt gerne an diese Zeit zurück, waren es doch vier wunderbare und unbeschwerte Jahre.

Danach folgte die Gründung eines eigenen Büros für Administration, später mit Lingua Transfer ein Übersetzungsbüro. 1997 lernte sie ihren Mann, Roger Tellenbach, kennen und lieben. Von da an übernahm sie die administrative Organisation in seiner Zahnarztpraxis und führte dort gleich auch zu Beginn den ersten PC ein. Dadurch hatte sie endlich wieder mehr Zeit, um sich der Kunst zu widmen und Bilder in Öl auf Leinwand zu malen, die sie in der Praxis ausstellen konnte. Eines Tages erkundigte sich eine Patientin danach, von wem denn diese Bilder stammen würden. Eindringlich und bestärkend zugleich, unterstützte sie Ruth Tellenbach darin, den Mut zu haben, ihren eigenen Stil zu vertiefen und Kunstwerke mit ihrer ganz persönlichen Handschrift und Ausdruckskraft zu malen. Diese Patientin wurde eine liebe Freundin und stetige Begleiterin und Förderin.

Um andere Maltechniken zu ergründen und Englisch zu lernen, reiste sie während vier Jahren für jeweils zwei Wochen an die wunderschöne Cornwall-Küste in England. In Paignton, einer Küstenstadt an der «englischen Riviera», fühlte sie sich sehr wohl. Mit der ortsansässigen, bekannten Künstlerin Emma Carter Bromfield malte Ruth Tellenbach in der freien und malerischen Natur Cornwalls. Auf einem Ausflug nach Dartmouth, einem ihrer Lieblingsorte, liess sie sich in einer kleinen Galerie von einer in Cornwall lebenden Künstlerin und deren wunderschönen Blumenbildern inspirieren. Von da an war für Ruth Tellenbach klar: Ihre Passion ist es, die Schönheit der Natur für die Ewigkeit festzuhalten.

Seit diesem Moment ist sich Ruth Tellenbach stets am Weiterentwickeln und sucht laufend nach neuen Techniken, Materialien und deren Kombination. So werden die Kunstwerke mittlerweile mit vielen verschiedenen Materialien kombiniert und zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt. Die dreidimensionalen Bilder mit den wilden Blumenwiesen bestehen aus Impasto-Gel, Öl- und Acrylfarben, Glitzer und irisierenden Farben. In jüngerer Zeit experimentiert die Künstlerin auch mit Ton auf Leinwand und Eisen mit Ton. Denn Ruth Tellenbach ist laufend auf der Suche nach neuen kreativen Möglichkeiten und will sich auch immer wieder neu erfinden. Ruth Tellenbach malt mit Pinsel, Spachtel, ihren Händen und allem, was sonst noch zur Verfügung steht. Zudem wendet sie auch oft und gerne die Spritztechnik an, um ihren Bildern das nötige Finish zu verleihen. Neue Erkenntnisse und Ideen werden laufend in ihre Werke miteinbezogen. Berührungsängste vor Neuem hat sie keine.

Neben ihrem künstlerischen Schaffen arbeitet Ruth Tellenbach zu 40 Prozent bei Sigriswil Tourismus, während ihr Ehemann mittlerweile pensioniert ist. Wie sich im Gespräch herausstellt, ist der Sohn ihres Mannes der Letzte aus der Ära «Dällebach Kari». Spannend … Eine Kunstschule hat sie nie besucht und auch (noch) keine Kunstpreise gewonnen. Aber die Begabung fürs Malen und Kreativsein war ein wunderbares Geschenk, das sie nicht hätte erlernen können. Die Entscheidung, ihr Talent anzuerkennen und es auch zu nutzen, war eine ihrer wichtigsten in ihrem Leben.

Beim Betrachten ihrer Kunstwerke lässt sich feststellen: Die Bilder strahlen Ruhe und Gemütlichkeit aus – und manch einer verliert sich in den wohlriechenden Wiesen oder hört gar die Grillen zirpen und die Hummeln vorbeibrummen. Die Wand mit dem entsprechenden Bild wird zu einer ganz persönlichen Blumenwiese und der Ort rundherum zu einer Wohlfühloase. Die Bilder können nicht nur bewundert, sondern dank dem 3D-Effekt auch ertastet werden.

Seit einiger Zeit arbeitet Ruth Tellenbach auch mit Ton und kreiert wundervolle keramische Kunstwerke in Form von Blumen oder zumindest von Blumen begleitet. Sie mag es, wenn sie mit den Händen Schönes erschaffen kann. Ein Ateliertag ist immer in Windeseile vorbei, und die Überraschungen bei jedem Glasurbrand, wenn sich die neu geborenen Kunstwerke aus Ton offenbaren, sind ungeahnt und spannend zugleich. Immer wieder bricht Ruth Tellenbach aus dem Bekannten aus und experimentiert mit neuen Materialien. Aus Eisen, Holz, Gips und vielem mehr werden immer wieder ganz neue und individuelle Kreationen hergestellt.

Die Ausstellungsdaten und die Marktbesuche in Thun werden laufend auf der Website www.picassolina.chwww.picassolina.ch publiziert.