Naturapotheke – Welt der Gewürze

Naturapotheke – Welt der Gewürze

Naturapotheke – Welt der Gewürze

Düfte sprechen via Unterbewusstsein den Gefühlsbereich an; das limbische System im Gehirn wird stimuliert und kann so Erinnerungen wachrufen, die als längst vergessen galten. Was wären eine Saltimbocca ohne Salbei, Lebkuchen ohne Lebkuchengewürz oder ein Pilzrisotto ohne Safran? 

Text: Peter Brechbühl  |  Fotos: Peter Brechbühl, Nina Ruosch

Während Jahrhunderten war das Essen bei uns in Europa meist eintönig und fade. Bis im 18. Jahrhundert hatte man hierzulande kaum Kenntnisse über die Welt der Gewürze und über den Zauber von natürlichen Duft- und Aromastoffen. Nur Privilegierte wie Könige, Päpste, Reiche und Mächtige erfreuten sich der Gewürze und wohlduftenden Essenzen.


Gewürze und ihre Geschichte

In China wurden Zimt und Gewürznelken bereits vor über 4700 Jahren angebaut. Zur selben Zeit trieben die Phönizier als kühne Seefahrer und geschickte Kaufleute Handel mit Gewürzen und anderen wertvollen Waren im Mittelmeerraum. Die Inkas in Peru sowie die Mayas und Azteken in Mexiko kannten Chili (Paprika), während den Ägyptern, Hebräern, Griechen und Römern zahlreiche Gewürze schon lange bekannt waren. Die grossen Weltentdecker und Seefahrer brachten Gewürze aus geheimnisvollen, weit entfernten Erdteilen und machten Venedig dadurch zur damals reichsten Stadt der Welt. Amsterdam wurde durch die «Ost- indische Kompanie» mit ihrem Gewürzmonopol zur mächtigsten Stadt dieser Zeit.

Landweg und Seeweg 

Die «Seidenstrasse» als 5000 km langer Landweg war lange Zeit die wichtigste Handelsroute und verband Asien mit Europa. Über Indien–Afghanistan–Iran–Istanbul erfolgte zugleich ein wichtiger kultureller Austausch. Während über den «Seeweg» schon seit 2000 vor Christus die Pharaonen mit ihrer Flotte die Verbindung Indien–Arabien sicherstellten und wertvolle Gewürze aus Java, Malaysia, Indien, Ceylon, Südostasien, den Molukken und Indonesien über das Rote Meer nach Alexandria und Venedig brachten, segelten wagemutige europäische Seefahrer erst viel später um das «Kap der Guten Hoffnung» und bedienten Europa über Lissabon–Amsterdam–London mit hochgeschätzten Gütern aus fernen Erdteilen. Kolumbus suchte Indien wegen seiner wertvollen Gewürze – und fand Amerika: Kakao, Vanille, Kartoffeln, Tomaten, Bohnen und Bananen waren wichtige Entdeckungen aus dieser «Neuen Welt».

Kostbare Gewürze als Zahlungsmittel

Damals wurde Pfeffer als «Samen des Paradieses» zum begehrtesten und teuersten Gewürz der Welt und diente als königliches Geschenk und als Zahlungsmittel. Pfeffer wurde mit Gold aufgewogen und führte so zum Ausspruch «Reich wie ein Pfeffersack». Der Hunnenkönig Attila verschonte die Stadt Konstantinopel vor einem vernichtenden Angriff nach Abgeltung eines Lösegeldes in Form einer beträchtlichen Menge Pfeffer. Safran gehört nach wie vor zu den teuersten Gewürzen weltweit und echtes Rosenöl aus der Damaszener-Rosenblüte ist bis heute das kostbarste aller ätherischen Öle. 

Achtung! 

Gewürze enthalten konzentrierte Wirkstoffe und wirken oftmals schon in kleinen Mengen. Grössere Mengen können zu Reizwirkungen führen und sind bei einigen Gewürzen sogar toxisch. So kann zum Beispiel unsachgemäss dosierter Muskat halluzinogen wirken und eine Bedrohung der Gesundheit darstellen! Die hohe Schule der Küche lehrt, Gewürze nur in kleinen Mengen zu verwenden, so dass sie nicht dominieren, sondern ein Gericht köstlich und unverkennbar machen. Tipp: Haben Sie schon einmal Ihren Kaffee parfümiert? Mit Kardamom, Zimt und Ingwer zaubern Sie einen Hauch Exotik wie von «Tausendundeine Nacht» in Ihren Kaffeegenuss!

«Narde, Safran und Kalmus, alle Weihrauchgewächse, Zimt und Aloe, Myrrhe, alle Arten von Balsamen sind im Garten zu finden.»

Gewürze als Heilmittel

Gewürze wirken allgemein magenstärkend, verdauungsfördernd und appetitanregen

Anis
Sekretionsfördernd und schleimlösend bei Husten, krampflösend, milchbildend. 

Gewürznelke (Blütenknospe)
In der Medizin und Zahnheilkunde als schmerzstillendes, wundheilendes und effizient desinfizierendes Mittel. 

Ingwer
Gegen Seekrankheit und Reiseübelkeit, als Aphrodisiakum, magenstärkend. 

Kardamom
Bei Verdauungsstörungen, zur Aromatisierung von Likören und Backwaren.

Knoblauch
Cholesterinsenkend, desinfizierend, blutdrucksenkend, antiarteriosklerotisch. 

Kümmel 
Blähungswidrig und krampflösend, milchbildend. 

Kurkuma 
Entwässernd, verdauungsfördernd, unterstützend in der Krebstherapie. 

Majoran 
Sekretionsanregend, krampf- und schleimlösend, bei Erkältungskrankheiten. 

Muskatnuss
Magenstärkend, stimulierend, euphorisierend, Aphrodisiakum, Hypnotikum. 

Paprika (Scharfe und milde Sorten)
Äusserlich als Hautreizmittel zur Durchblutungsförderung, schmerzstillend, antiseptisch, Vitamin-C-haltig. 

Pfeffer
Belebend, appetitanregend, sekretionsfördernd, verdauungsfördernd. 

Safran
Verdauungsanregend, menstruationsfördernd, gemütsaufheiternd, bei Augenleiden. 

Schwarzkümmel
Harntreibend, wurmtreibend, schleimlösend, antiallergisch. 

Vanille
(Orchidee, deren Fruchtstand nach Fermentation als schwarze Schote im Handel erhältlich ist. Echte Vanille verwenden und nicht das synthetische «Vanillin»!) Aromastoff für Süssspeisen und Parfüms, Vanille gilt seit jeher als Aphrodisiakum. 

Zimt
Stärkend, bei Diabetes, zur Entgiftung, Aromatisierung.