Naturapotheke – Balsam für Magen und Seele

Naturapotheke – Balsam für Magen und Seele

Naturapotheke – Balsam für Magen und Seele

Die Welt der Kräuter hat einiges zu bieten, wenn uns etwas schwer aufliegt und die Verdauung überfordert ist. Die milde Kamille zum Beispiel hilft sanft bei Magenkrämpfen, Melisse besänftigt die gereizten Magennerven und die Wurzel des prächtig gelb blühenden Enzians hilft, wenn etwas kaum verdaubar ist. 

Text: Peter Brechbühl  |  Fotos: zvg

Unser Magen ist ein meist stiller und äusserst treuer Arbeiter, der regelmässig Höchstleistungen erbringt, ohne sich bemerkbar zu machen. Wir muten ihm einiges zu: kalte Getränke, heisse Nahrung, zu fettiges Essen, zu viel Speisen auf einmal, Medikamente, Genussmittel wie Alkohol und Tabak. Dazu kommen seelische Faktoren wie Angst, Wut, Trauer, Enttäuschung und Stress, die sich belastend auf unseren Magen auswirken können. 

Allzu viele Belastungen des Magens über längere Zeit können Störungen wie Appetitlosigkeit, saures Aufstossen oder Magendruck bis hin zu Magenkrämpfen auslösen. Unverdaubarem sucht sich unser Körper durch Erbrechen zu entledigen; dies kann auch der Fall sein bei allzu grossen seelischen Belastungen, welche zu Erbrechen führen können, ohne dass eine Magenstörung vorliegt. Wir sehen, dass unsere Verdauung ein sehr komplexes System ist, in dem der Magen eine zentrale Stellung einnimmt, aber weitere Organe wie Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse, Nervensystem und auch das Gehirn wichtige Funktionen ausüben. Die grösste Naturapotheke weltweit, die Welt der Heilpflanzen, hält zahlreiche wirksame Heilmittel bereit bei Störungen unserer Verdauung. Es gilt, diese Mittel gut zu kennen und richtig einzusetzen. Wer öfter an Magenkrämpfen leidet, sollte dies ärztlich abklären lassen und sich viel Ruhe, Schlaf und Entspannung gönnen.

Kräutertee ist immer gut, wirkt lindernd und entspannend, bei wiederkehrenden Beschwerden empfiehlt sich jedoch die Anwendung der Heilpflanzen in Form von Frischpflanzentinkturen, weil dadurch die Wirkstoffmenge wesentlich grösser ist. Ein Heublumenwickel kann sehr heilsam sein und das Auflegen von im Fachhandel erhältlichen Tüchlein mit Frischpflanzentinktur (zum Beispiel von Alpmed, Zweisimmen), unterstützt mit einer warmen Bettflasche, kann Beschwerden sanft und effizient lindern.

Die Selbstheilungskräfte unseres Körpers werden oft unterschätzt und zu wenig wahrgenommen. Diese können wir unterstützen mit genügend Schlaf, ausreichend Bewegung an der frischen Luft, dem Meiden von übermässigem Genussmittelgebrauch wie zum Beispiel Alkohol und Rauchen, Vermeidung von sehr heissen, aber auch eiskalten Speisen und Getränken. Achtsamkeit für den eigenen Körper und die Seele zahlt sich spürbar aus – sich selbst bewusst und regelmässig Gutes für das eigene Wohlbefinden zu tun, ist wichtig für eine ausgeglichene Gesundheit. Essensstörungen verschiedener Art treten heute in unserer hochzivilisierten Gesellschaft mit erschreckender Zunahme auf. Ohne diese alle beim Namen zu nennen, müssen wir uns bewusst sein, dass unser Körper Fehlverhalten beim Essen mit erstaunlicher Effizienz über einige Zeit zu korrigieren und auszugleichen vermag. 

Wenn unserem Körper aber rigoroses Fehlverhalten über zu lange Zeit zugemutet wird, können sich schwere Erkrankungen mit gravierenden Folgen einstellen. So kann zum Beispiel der Schlankheitswahn mit Entwöhnung des Körpers zur Verarbeitung von Nahrungsmitteln ein Stadium erreichen, das nicht mehr umkehrbar ist und mit der Zeit zum Tod führen wird – eine Tatsache die den Betroffenen meist nicht, oder leider erst zu spät bewusst wird. Bei Magen-Darm-Störungen ist Schonkost angesagt mit einfachen diätetischen Massnahmen, die jeder selber durchführen kann: Haferschleimsuppe, gekochte Kartoffeln und Karotten oder Reis, mit wenig Salz oder Gemüse-Bouillon, Zwieback. Auf schwer verdaubare Lebensmittel wie Fett, Öle, Eiweiss und scharfe Gewürze ist zu verzichten. 

Kartoffelsaft ist ein altbewährtes Mittel mit heilsamer Wirkung bei Magenbeschwerden. Vielen heute nicht mehr bekannt ist die Einnahme von gereinigter Heilerde, erhältlich in Drogerien und Apotheken, ein einfaches aber sehr effizientes Mittel zur Beruhigung eines gereizten Magens. Altbewährt und auch nur wenigen bekannt ist, dass «Bärendreck», im Handel erhältlich als Lakritze, ein einfaches und wirksames Mittel bei Magenbrennen mit saurem Aufstossen sein kann. Bei akutem Durchfall mit Erbrechen ist darauf zu achten, dass der Patient nicht einen zu grossen Flüssigkeitsverlust erleidet, was sich besonders bei Kleinkindern und älteren Menschen lebensgefährlich auswirken könnte. Hier empfiehlt sich folgendes Getränk, das leicht selber zubereitet werden kann: je ein Drittel Orangensaft, Schwarztee (lange gezogen) und Wasser mit einem Löffel Traubenzucker und einer guten Prise Kochsalz, löffelweise alle zehn Minuten eingenommen.

Das kleine ABC der besten magenwirksamen Heilpflanzen

Artischocke (Cynara scolymus) 
Verbessert die Fettverdauung, senkt das Cholesterin, beugt Arteriosklerose vor. Bei Appetitlosigkeit, Heisshungeranfällen, nach schwer aufliegendem Essen. Schon im alten Ägypten bekannt als Nähr- und Diätpflanze. Modernes Phytotherapeutikum bei Störungen des Fettstoffwechsels und zur Regulierung des Cholesterinspiegels.

Engelwurz (Angelica archangelica)
Krampflösend, blähungswidrig, appetitanregend, gallenflussfördernd. Bei Schwächezuständen psychischer und physischer Natur, Magen-Darm-Krämpfen Völlegefühl, Blähungen, bei Nervenschwäche als Tonikum. 

Enzian (Gentiana lutea)
Anregung der Sekretion aller Verdauungssäfte. Appetitanregend, tonisierend. Bei mangelhafter Eiweissverdauung, Völlegefühl, Rekonvaleszenz nach längeren Erkrankungen, begleitend bei Magersucht.

Hopfen (Humulus lupulus)
Beruhigend bei nervösen Magenbeschwerden, magenstärkend, krampfstillend. Bei monatsbedingten Störungen der Frau. 

Kamille (Matricaria chamomilla)
Krampflösend, entzündungswidrig, wundheilfördernd, antibakteriell. Bei Entzündungen und Krämpfen der Verdauungsorgane und der weiblichen Geschlechtsorgane, heftigen Schmerzzuständen, reizbaren Verstimmungen.

Kümmel (Carum carvi)
Blähungswidrig, erwärmend, krampflösend, milchbildend, verdauungsfördernd. Wird oft zum Würzen verwendet für Speisen, die blähend wirken können, wie zum Beispiel Sauerkraut und Käsegerichte. Aromatisiert viele Speisen. Bestandteil von Bauch-Massageölen für Kleinkinder. 

Kurkuma (Curcuma domestica)
Verbessert den Gallenfluss, bei Bauchbeschwerden mit Verstopfung, Reizdarm. «Kurkuma – die Geheimwaffe aus dem Orient gegen Krankheiten und Altern.» Currygewürz enthält immer Kurkuma. In Asien treten verschiedene Krankheiten kaum auf, weil die Bevölkerung zur Zubereitung ihrer Speisen regelmässig Kurkuma verwendet.

Melisse (Melissa officinalis)
Beruhigend, krampflösend, blähungswidrig, antibakteriell. Sanft entspannend auf Magennerven und auf das Herz, bei nervösen Magen-Darm-Beschwerden. Seit der Antike hochgelobtes Heilmittel, in der Klostermedizin und Bestandteil des Melissengeistes. 

Meisterwurz (Peucedaum ostruthium)
Magenstärkend, stärkend nach Vergiftungen, blähungswidrig. Die «Göttliche Arznei» der Alchemisten und Heilkundigen seit Jahrhunderten. Bei Magenverstimmungen, Infekten, Schwächezuständen, Bronchialerkrankungen, zur Verbesserung der Abwehrkräfte.

Minze (Menthae piperita)
Krampflösend, blähungswidrig, gallefördernd, kühlend, erfrischend, desinfizierend. Bei krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, Übelkeit, Brechreiz, Blähungen, Magenübersäuerung, Appetitlosigkeit, Regelbeschwerden, fördert Gallenfluss. 

Rosmarin (Rosmarinus officinalis)
Stärkend, magensekretionsfördernd, blähungswidrig, krampflösend, entwässernd, durchblutungsfördernd, erwärmend. Bei tiefem Blutdruck, Schwächezuständen, Blutarmut, zur Erwärmung von Körper und Seele. 

Schafgarbe (Achillea millefolium)
Entzündungshemmend, krampflösend, blähungswidrig, magensekretionsfördernd, gallebildend, blutstillend. Aromatische Bitterpflanze bei Magen- und Unterleibskrämpfen, in der Frauenmedizin, Wundpflege.

Tausendgüldenkraut (Centaurium erythrea)
Appetitanregend, verdauungsfördernd, tonisierend. Bei Verdauungsbeschwerden, Appetitlosigkeit, begleitend bei Magersucht und Bulimie, Schwächezuständen und nervöser Erschöpfung.

Tormentill (Potentilla erecta)
Entzündungshemmend, krampfstillend, adstringierend, blutstillend, entgiftend. Sehr effizientes Mittel gegen Durchfall. 

Wald-Sanikel (Sanicula europea)
Entzündungswidrig, wundheilend, magenstärkend. Bei Magenschleimhautentzündung, Durchfall, in der Wundpflege. 

Wermut (Artemisia absintium)
Appetitanregend, sekretionsfördernd, entzündungshemmend, krampflösend. Bei Appetitlosigkeit, zur Förderung des Gallensaftes, Tonisierung bei psychovegetativen Schwächezuständen und Depressionen, Parasitenbefall.