Weitsicht und Blumenpracht auf dem Hohgant
Weitsicht und Blumenpracht auf dem Hohgant
Eine Frühlingswanderung auf den Hohgant bietet viel Schönes: blühende Blumen, eine interessante Tierwelt und natürlich einige atemberaubende Ausblicke auf die Umgebung. Bei der Rundwanderung ist von allem etwas dabei.
Text: Carmen Frei | Fotos: Fritz Bieri
Anreise mit Anmeldung
Am einfachsten ist es, von Interlaken mit den ÖV anzureisen. Ab Interlaken West fährt ein Bus nach Habkern, von dort steigt man auf einen Kleinbus in Richtung Lombachalp – Schwarzbach um, für den eine Vorreservation nötig ist. Die Anreise ist auch mit dem Auto möglich. Dabei gilt es aber zu beachten, dass die Strasse zur Lombachalp und weiter nach Schwarzbach gebührenpflichtig ist. Das heisst, dass man bereits in Habkern am Münzautomaten bezahlt und danach das Auto in Schwarzbach abstellt. Die Parkkarte sollte sichtbar hinter der Windschutzscheibe platziert werden. Hier heisst es: Unbedingt etwa 15 Franken in Münzen mitnehmen, denn der Parkplatz für den Tag kostet einiges.Bei Frühlingsstimmung über Stock und Stein
Ab Schwarzbach eröffnen sich verschiedene Möglichkeiten, die Wanderung zu gestalten. Für die gewählte Rundwanderung geht man bei der ersten Verzweigung auf dem mittleren Weg in Richtung Haglätsch. Bereits hier fängt das Frühlingserlebnis an: Auf dem Weg trifft man um diese Zeit die Trollblume – bekannt als «Ankebälleli» – zahlreich an. Die restliche Fauna ist ebenso bereits aus dem Winterschlaf erwacht. Auf dieser Höhe hört man zudem die Vögel zwitschern und eine warme Brise verbreitet die Frühlingsluft. Bei der nächsten Abzweigung wählt man den Bergwanderweg, der auf der linken Seite weiterführt. Ab jetzt befindet man sich fast bis zum Schluss der Rundwanderung auf Bergwanderwegen. Bei der Verzweigung vor Haglätsch beschreitet man die mittlere Route, die auf die Steinigi Matte führt. Der Name trägt diese Gegend zu Recht: Die Steinfelder sind beeindruckend, stellen auf dem Wanderweg aber gleichzeitig eine Herausforderung dar. Zwischen den Steinfeldern erreicht man in 2163 Metern Höhe den ersten Gipfel der Wanderung, den Hohgantgipfel, der Mittelgipfel des Hohgants. Hier blickt man bereits weit in die Ferne, obwohl der höchste Punkt der Wanderung noch nicht erreicht ist. Auf dem Hohgantgipfel bietet die Blumenwelt Alpenrosen, Edelweisse und Enziane – allerdings braucht es ein wenig Glück, um alle miteinander blühen zu sehen. Die Tierwelt ist ebenfalls vielfältig: Mit grosser Wahrscheinlichkeit trifft man auf Steinböcke oder auf Adler, die hier in der Höhe ihre Kreise ziehen. Das Schneehuhn bleibt dem ruhigen Wandernden ebenfalls nicht verborgen. Zwischen der Steinlandschaft ist es allerdings nicht ganz einfach zu erkennen. Des Öfteren kann man auch Ziegen auf dem Hohgant antreffen. Vor diesen gilt es vor allem seinen Proviant zu schützen, sonst ist das Mittagessen schnell geklaut. Die Steinigi Matte eignet sich aber sonst gut für eine Rast.Mit ein wenig Glück kann man Alpenrosen, Enziane und Edelweisse miteinander blühen sehen.
Ausblick auf die Bergwelt
Nach kurzem Verweilen geht es zuerst wieder steil hinunter, bevor der Aufstieg auf den Furggengütsch folgt. Zwischen den beiden Gipfeln können einem die schönen und speziellen weissen Enziane begegnen. Die Weisslinge sind viel seltener als die blauen Enziane – dem Volksglauben nach befindet sich unter den «Albinos» sogar ein Schatz. Der folgende Aufstieg führt zum Ostgipfel des Hohgants, welcher gleichzeitig den höchsten Punkt des langgezogenen Bergs bildet. Von hier aus überblickt man das Umland – im Nordwesten kann man bei guten Wetterverhältnissen bis zur Jurakette sehen. Im Osten sind hinter dem Schrattenfluh bei sehr gutem Wetter sogar der Pilatus und die Rigi sichtbar. Im Süden erstreckt sich die gesamte Berner Alpenkette und im Südwesten sieht man sogar über die Schweizer Grenze hinaus auf den Mont Blanc.
Nach diesem spektakulären Höhepunkt geht es bereits wieder auf den Rückweg. Vom Furggengütsch her steigt man zuerst wieder denselben Weg hinab, den man gekommen ist, biegt dann aber vor dem Aufstieg auf den Mittelgipfel des Hohgants ab und geht links Richtung Alp Ällgäu. Ein wenig unterhalb des Ällgäuli erreicht man eine Verzweigung, die drei Optionen zur Fortführung der Wanderung anbietet: zwei der drei Wege, die von hier weiterführen, sind gelbmarkierte Wanderwege, einer ist ein Bergwanderweg, der wieder an die Verzweigung zurückführt, die am Anfang der Wanderung passiert wurde. Über alle drei Wege gelangt man wieder nach Schwarzbach, von wo aus man den Rückweg mit ÖV oder Auto antreten kann.
Weitere Ideen für Gipfelstürmer
Der Hohgant ist ein langgezogener Grenzberg zwischen dem Berner Oberland und dem Emmental. Der Blick vom Hohgant hinab zeigt bereits die im Emmental liegende Gemeinde Schangnau. Neben den beim Rundgang erwanderten Gipfeln gibt es auch noch den Westgipfel des Hohgants. Zudem steht unterhalb des Ostgipfels eine SAC-Hütte, bei welcher man bei der beschriebenen Wanderung allerdings nicht vorbeikommt. Der Abstecher zur SAC-Hütte stellt eine gute Möglichkeit dar, die Wanderung zu erweitern. Auf www.beatenbergbilder.ch findet man noch mehr Inspiration zur Ausdehnung. Für die beschriebene Route müssen ungefähr dreieinhalb Stunden eingerechnet werden, man sollte also bei den eingefügten Umwegen bedenken, dass sich die Wanderung dementsprechend verlängert.
Die Herausforderung am Berg
Für die Wanderung sind eine gute Vorbereitung und angemessene Wanderausrüstung nötig. Ausserdem verlangt der Weg nach einer guten Kondition. Während der untere Abschnitt der Wanderung noch teilweise über asphaltierte Strassen führt und als gelber Wanderweg gekennzeichnet ist, sind es bald nur noch rot-weiss markierte Bergwanderwege, die zu den höher gelegenen Etappenzielen führen. Die Monate Mai und Juni eignen sich am besten für die Durchführung der Wanderung. Idealerweise erkundigt man sich vorab bei Habkern Tourismus über die Verhältnisse auf dem Hohgant. Es kann nämlich durchaus sein, dass auch im Frühling noch Schnee liegt. Falls man dies alles beherzigt, steht dem Aufbruch zum Hohgant nichts mehr im Weg.
Punkte
Steinigi Matte (2163 m.ü.M.)
Furggengütsch (2197 m.ü.M.)