Weihnachten zu Fuss – der Adventsweg Höchmatt

Weihnachten zu Fuss – der Adventsweg Höchmatt

Weihnachten zu Fuss – der Adventsweg Höchmatt

Tauchen Sie ein in die Adventszeit. Umgesetzt von den Bewohnern des Wohnheims Höchmatt, bietet der Adventsweg in Schwarzenegg ein träumerisch-romantisches Erlebnis. Begehen Sie die Natur durch eine kalte Winterlandschaft mit schöner Aussicht und lassen Sie sich eine weihnachtliche Geschichte beim Spazieren nacherzählen. 

Text & Fotos: Tanja Wulff

Die Höchmatt ist eine Institution, gegründet 1973, für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Im Wohnheim Höchmatt leben und arbeiten 21 Bewohner. Das Wohnheim bietet die verschiedensten Betreuungs- und Beschäftigungsangebote an: naturverbundene, sinnvolle, sich aus dem Jahreslauf ergebende, vielseitige, abwechslungsreiche und ressourcenorientierte Tätigkeiten.

Das hochplateauähnliche Gebiet eignet sich vorzüglich für einen Adventsweg. Die öffentliche, einspurige Strasse führt von der Kirche Schwarzenegg direkt an der Höchmatt und der Eselfarm vorbei durchs Moos und wieder zur Kirche. Dieser Weg wird von vielen Spaziergängern rege benutzt. Besonders im Winter, an nebelfreien Tagen, kommen viele Leute aus dem Unterland auch der sehr schönen Weitsicht wegen. Der Höchmatt-Adventsweg befindet sich an dieser Wegstrecke. 

Es fehlt ja nicht an vorweihnachtlichen Angeboten. Ein Adventsweg ist weder eine Konkurrenz zu den schillernden und glitzernden Dekorationen in der Stadt noch zum Einkaufsbummel am Christkind-Märit. Er ist ein besonderes Erlebnis, ein Ausgleich und eine Art Gegengewicht zum hektischen Alltag. Kein Stress, kein Stau, kein Konsum und kein Lärm, das vermag jedes Alter anzusprechen. 

Der Weg führt an zehn Häuschen vorbei, die in Schaukästen eine Weihnachtsgeschichte darstellen. Die beleuchteten Fenster laden zum Verweilen und Betrachten der Darstellungen und zum Lesen des Textes ein. Wie unterschiedlich, vielseitig und überraschend sich der Adventsweg präsentiert, hängt vom Wetter und der jeweiligen Tageszeit ab. Ein blau, türkis, rosa, violett und rot gefärbter Dezemberhimmel, ein Sonnenauf- und ein Sonnenuntergang mit Panoramarundblick, ein grau verhangener Himmel oder ein stürmischer Wind beeinflussen die Eindrücke und Empfindungen. Bei Regen oder Nebel sind die Lichter in den Fenstern die Orientierung im Dunkeln. Oder in der Stille des Waldes bei leichtem Schneefall scheinen sich die Fensterbilder wie kleine Tore in eine elementare Märchenwelt zu öffnen. Jedes Bild strahlt eine eigene Atmosphäre aus. Es gibt vieles zu entdecken, wie zum Beispiel eine kleine graue Maus, die durch alle zehn Bilder huscht. 

Der Adventsweg steht im Einklang mit der umgebenden Natur und den dort lebenden Tieren und Pflanzen. Allein die subtile Wirkung, die von den Farben, dem Lichteinfall, den lauten und leisen Tönen ausgeht, macht ihn einzigartig lebendig. Genauso beeinflusst den Besucher der Umstand, ob er allein und ungestört oder in Gruppen sich unterhaltend unterwegs ist. Der Adventsweg kann eine «Zufallsbegegnung», ein gewähltes Adventssonntagsziel mit der Familie, ein bewusst aufgesuchter Ruheort, ein gemeinsames Unternehmen mit Freunden sein, ganz nach individuellem Bedürfnis. Für Eselliebhaber empfiehlt es sich, den Rundweg etwas zu verlängern, um am Eselstall vorbeizukommen. 

Der Adventsweg Höchmatt ist ein Gemeinschaftswerk vieler begeisterter und engagierter Bewohner und Mitarbeiter. Zu Beginn steht die Auseinandersetzung mit der Geschichte. Wie können die dargestellten Bilder dem Inhalt gerecht werden? Wie ist die visuelle Ausstrahlung? Über Monate entstehen Figuren, Kleidchen, Zimmereinrichtungen, Häuschen und vieles mehr. Ideen und Vorstellungen werden umgesetzt oder verworfen. Fantasie und Kreativität werden geweckt und entwickelt. Das Gestalten bringt Freude und Bewegung in die Gemüter. Es lockert die festgefahrenen Alltagsabläufe. Um es zu einem Ganzen werden zu lassen, braucht es eine verantwortliche Regie. Es wird viel diskutiert, ausprobiert, argumentiert und schliesslich überzeugt. 

Es muss geklärt werden, wie viele Schaukästen es geben soll und wie gross sie sein müssen – und wo sie hinkommen. Die Häuschen müssen aufgestellt und nach fünf Wochen wieder abgebaut werden können. Die Absicht, sie mehrfach verwenden zu können, erfordert Stabilität und trotzdem ein möglichst geringes Gewicht. Keine leichte Aufgabe, die jedoch mit handwerklichem Geschick, Erfahrung und Erfindergeist gelöst werden kann. 

Hinzu kommt, dass täglich zweimal ein Kontrollrundgang notwendig ist. Ein Ämtliplan sorgt für saubere «Fenster», gereinigt von Finger- und Plattnasenabdrücken, von Regentropfen oder Eisblumen, das Ersetzen von kleinen Glühbirnchen und das Wegräumen von Kleinmüll. Dazu gehören das Zubereiten von Tee und Punsch, das Nachfüllen und später wieder das Abräumen. Das Anzünden der vielen Teelichter abends wird an den täglich stattfindenden Eselstallrundgang angehängt, der bei den Bewohnern allgemein beliebt ist. Bei windigem Wetter allerdings eine wahre Geduldsprobe. Nicht zu vergessen ist das abschliessende Überprüfen der Kerzen um 21.30 Uhr. Diese Zusatzaufgabe bedeutet einen Mehraufwand während circa fünf Wochen. Doch es fehlt nicht an freiwilligen Helfern. 

Dass der Adventsweg eine durchwegs positive Reaktion ausgelöst hat, zeigten nicht nur der Besucherstrom, die vielen erfreulichen Kommentare und Rückmeldungen, sondern die Menschen, die den Weg zwei bis drei Mal gingen. Nicht allein um die unterschiedlichen Naturstimmungen zu erleben, vor allem auch um die Verbindung derselben mit der Geschichte nochmals «durch – zu – gehen», im wahrsten Sinne des Wortes. Die Begeisterung hat zur Folge, dass davon weitererzählt wird und so Freunde, Bekannte und Verwandte aufmerksam oder eingeladen werden.

In diesem Jahr wird mit der russischen Legende von «Babuschka und die drei Könige» herzlich zum Adventsweg eingeladen. Neue Figuren und Kulissen beleben die Schaukästen. Es gibt viel zu entdecken. Wer weiss, wo sich die Maus dieses Mal versteckt? Ein Wettbewerb ist zu gewinnen, bei dem nicht Wissen, dafür umso mehr aufmerksames «Luege» gefragt ist. Es wird auch täglich heisser Tee oder Punsch angeboten. In diesem Jahr in einem kleinen, gemütlichen Zelt vor der Höchmatt. Nicht jeder Dezember ist schön und mild. Ein kurzes Unterstehen und Aufwärmen ist daher bestimmt ein Bedürfnis. Ein Gästebuch bietet die Möglichkeit für einen persönlichen Kommentar, ein Feedback oder einfach einen Namenseintrag. Lassen Sie sich überraschen! Der Weg ist kostenlos zugänglich und beleuchtet. 

Die Begeisterung hat zur Folge, dass weitererzählt wird und Freunde und Verwandte eingeladen werden.

Kontakt
Wohnheim Höchmatt
3616 Schwarzenegg
Tel. 033 453 16 63

www.hoechmatt.ch