BäreLiebi – Wie der Bär vom Eriz für Schlagzeilen sorgte

BäreLiebi – Wie der Bär vom Eriz für Schlagzeilen sorgte

BäreLiebi – Wie der Bär vom Eriz für Schlagzeilen sorgte

Eine Sensation: Das Berner Wappentier kehrt zurück! Eriz, das 500-Seelen-Dorf zwischen Emmental und Berner Oberland, ist im Ausnahmezustand, TV-Teams und Journalisten belagern den Ort des Geschehens. Was ist passiert? Am Freitag, 26. Mai 2017 wurde hier im Eriz ein Bär gesichtet – ein richtiger, wilder Bär!

Text: Hans R. Amrein  |  Fotos: Hans R. Amrein, Walter Gyger

Die Meldung, dass erstmals nach 194 Jahren im Kanton Bern wieder ein Bär gesichtet worden ist, ging nicht gerade um die Welt, sorgte aber in allen nationalen Medien für abenteuerliche Geschichten. TV-Teams und Journalisten aus der ganzen Schweiz pilgerten ins abgelegene Eriz mit der Absicht, die Bären-Story zu verifizieren. Im Zentrum stand dabei ein 64-jähriger Mann aus dem Eriz: Er entdeckte und fotografierte den Bären. 

Walter Gyger, so heisst der grosse Bären-Entdecker, wird nun in die kantonale Bären-Chronik eingehen. Gyger ist ein leidenschaftlicher Schafhüter. Der pensionierte Strassenmeister war an diesem Freitag damit beschäftigt, am steilen Hang des «Ramsgring» Zäune zu reparieren. Und plötzlich, in einer Entfernung von 60 bis 70 Metern, entdeckte er das Tier. Ein wasch­echter Bär! Walter Gyger eilte zu seinem Rucksack und riss die Kamera hervor. Ganz vorsichtig aus einer Entfernung von 30 Metern fotografierte er den Bären. Später telefonierte er dem zuständigen Wildhüter Andreas Rubin und teilte ihm die historische Entdeckung mit. Dieser informierte ordnungsgemäss sofort das Jagdinspektorat des Kantons Bern. Die Sensation war perfekt. «Der Medienrummel war gewaltig», so der Ex-Fussballtrainer und Buchautor Hanspeter Latour, der im Eriz ein Ferienchalet besitzt. Latour nahm sich Walter Gyger an und koordinierte kurzfristig Medienkontakte und Interviewtermine. Nicht nur bei den Medien, auch bei den Dorfbewohnern von Eriz war der Bär in den Tagen nach dem 29. Mai 2017 das grosse Gesprächsthema. Der Bär war überall präsent, zumindest in den Köpfen einiger Bewohner: Der wilde Bär vom Eriz, immerhin ein gefährliches Raubtier, sorgte für eine gewisse Angst und Verunsicherung in der Bevölkerung. Ein Bauer zählte beispielsweise alle seine Kühe und Kälber. Vielleicht fehlte ja ein Tier … SVP-Grossrat Samuel Krähenbühl jedenfalls war am Tag nach der Bärenentdeckung auch verunsichert. In einem politischen Vorstoss wollte er vom Berner Regierungsrat wissen, wie die Behörde die vom Bären ausgehende Gefahr einschätze. Die Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern rea- gierte auch sofort und publizierte am 29. Mai 2017 eine offizielle Mitteilung für die Bevölkerung in der Region Eriz. Motto: Was tun, wenn der Bär plötzlich auftaucht?

Info: Woher kommen die Bären? 

 Der Bär vom Eriz sei der «erste wilde Bär, der im Kanton Bern seit mehr als 190 Jahren gesichtet wurde», so das kantonale Jagdinspektorat, «die letzte historisch belegte Sichtung war 1823 im Saanenland». Das Wappentier sei in den Kanton Bern zurückgekehrt – das sei ein «historischer Moment», freut sich Jagdinspektor Niklaus Blatter in einer offiziellen Medienmitteilung der Volkswirtschaftsdirektion vom 29. Mai 2017. Seit 2005 wandern immer wieder Braunbären aus dem italienischen Nationalpark im Trentino in die Schweiz ein und stossen dabei immer weiter nach Norden vor. 2016 wurde der Kanton Graubünden von drei Bären besucht. Der bereits im Februar im Val Müstair aufgetauchte M32 wanderte anschliessend ins Unterengadin. Dort wurde er bei einem Zusammenstoss mit einem Zug tödlich verletzt. Ein zweiter Bär machte sich im April 2016 im Puschlav bemerkbar. Ein dritter Bär wanderte Ende April 2016 via Rheinwald nach Thusis. Es dürfte sich dabei um das gleiche Individuum handeln, das sich anschliessend über Trun in die Innerschweiz verschob. Er wurde im Hoch Ybrig (Kanton Schwyz) und bis im Spätherbst im Kanton Uri wiederholt registriert. Der «Urner Bär» hat in den letzten zwei Jahren auf Schweizer Boden gezeigt, wie unauffällig sich ein Bär in einer dicht besiedelten Landschaft bewegen kann.