
Projekt «Herz»
Projekt «Herz»
An schönster Lage mit Blick auf den Thunersee, am Rainweg in Spiez, finden
wir einen naturnahen Garten mit vielen Wildheckenelementen, Wildstauden,
Trockenmauern und Regenwasserrückhaltebecken. Andreas Schild hat mit seinem Projekt eine vielfältige Naturoase geschaffen. Zahlreiche Tiere finden darin
einen idealen Lebensraum.
Text & Fotos: Christine Hunkeler
Seit 35 Jahren ist Andreas Schild für mehr Natur im Siedlungsgebiet unterwegs. Als selbstständiger Naturgartenfachmann ist er im Bernbiet zu einem Pionier in Sachen naturnahe Gärten geworden. Am meisten interessiert ihn die Eigendynamik, die ein solcher Garten aufweist, denn diese ändert sich Jahr für Jahr. So ist zum Beispiel quasi über Nacht die Wegwarte aus seinem Garten verschwunden, dafür konnte er sich plötzlich wie aus dem Nichts an der echten und heilsamen Schlüsselblume erfreuen.
Ein naturnaher Garten kommt ohne chemische Pflanzenschutzmittel aus und bietet gleichzeitig einen Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen. Darin werden die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt. Andreas Schild beherbergt eine grosse Anzahl an verschiedenen einheimischen Pflanzen- und Tierarten und trägt auch zu deren Erhalt bei. Die Pflege und Gestaltung erfolgt nicht gegen, sondern mit der Natur. Sinn dahinter ist, der Natur mehr Raum und Zeit für die eigene Entfaltung zu geben. Wie gross ein Garten ist, spielt schlussendlich keine Rolle; es lässt sich jeder Garten naturnah gestalten. Ein naturnaher Garten wird von Menschenhand entsprechend den persönlichen Ideen und Vorstellungen geformt. Eine lenkende Pflege ist wichtig, sonst würde mit der Zeit ein Wald daraus entstehen.
So können wir uns also freuen – bald ist das «Spiezerli» wieder auf dem Thunersee unterwegs. Auf der Website www.spiezerli.ch können Sie sich über den Zeitplan informieren und zusätzliche spannende Informationen zum Dampfer nachlesen. Ausserdem besteht auch immer noch die Möglichkeit, sich durch eine Spende am Projekt zu beteiligen – jeder Franken kann gebraucht werden. Es steht der Thunerseeregion sicherlich gut zu Gesicht, dass ein solches Stück Schifffahrts- und auch Tourismusgeschichte gepflegt wird und nicht finanziellen Überlegungen geopfert wurde. Gute Fahrt!
Passend dazu finden wir in seinem Garten zahlreichen Weissdorn aus der Familie der Rosengewächse.

Die Werft von Westen gesehen.

Blick auf den seeseitigen Eingang der Werft.
Ralph Darmstädter, technischer Leiter der BLS, erläutert uns die neue Werft.
Bevor Andreas Schild mit der Gesamtplanung seines naturnahen Gartens begonnen hat, wurde das Grundstück in seiner Gesamtheit betrachtet und aufgezeichnet. Er hat dieses Projekt mit dem Titel «Herz» benannt. Passend dazu finden wir in seinem Garten zahlreichen Weissdorn aus der Familie der Rosengewächse. Dessen Extrakte aus den Blüten, Blättern und Früchten werden zur Behandlung einer nachlassenden Leistungsfähigkeit des Herzens oder bei nervösen Herzbeschwerden eingesetzt. Weissdornextrakte stärken nicht nur das Herz, sondern verbessern auch die Sauerstoffversorgung im ganzen Körper.
Die vielen verschiedenen Düfte gehören genauso zu einem naturnahen Garten wie das Naschen der eigenen Beeren und des Obsts. Wir finden bei Andreas Schild Pfirsiche, Aprikosen, Äpfel, Birnen, Quitten aber auch die vielseitige und robuste Felsenbirne und eine Menge an Wildfrüchten. Zahlreiche Gewürz- und Heilpflanzen sind ebenfalls anzutreffen. Aus dem gelbblühenden Johanniskraut stellt Andreas Schild zum Beispiel selber ein Öl her, welches in der Hausapotheke Erstaunliches leistet. Bei der äusserlichen Anwendung reicht das Einsatzgebiet von der Hautpflege über Umschläge und Einreibungen bei diversen Leiden. Eines der ältesten Wildgemüse ist die Giersch (auch bekannt unter Baumtropf), und sie streckt im April vorsichtig ihre ersten Spitzen aus der Erde. Diese Heilpflanze ist reich an Kalzium, Vitamin C, Phosphor und Magnesium und wirkt wie viele Frühlingskräuter entsäuernd und entzündungshemmend. Nicht nur innerlich als Tee oder Salat kann man sie geniessen, sie wirkt auch als Umschlag bei Beschwerden wie Rheuma und Gicht.
Für die Struktur des Gartens hat Andreas Schild Trockenmauern angelegt. So ist gleichzeitig ein Lebensraum für Kleinstlebewesen entstanden. In den Sommermonaten begegnen wir nach 15 Jahren Warten jedenfalls auch Eidechsen, die dieses klassische Gartenelement besiedeln. Ein naturnaher Garten bietet viele Vorteile: Er verursacht wenig Kosten, da man auf einheimische Pflanzen setzt, die bereits an das Klima hier angepasst sind. Ausserdem hält sich der Pflegeaufwand in Grenzen, denn der Rasen muss nicht wöchentlich gemäht werden. Andreas Schild hat in seinem Garten Besuch von vielen Schmetterlingen, die den Nektar aus den einheimischen Pflanzen holen und sich tanzend in der Luft bewegen. Vögel tauchen auf, die die Beeren von den Hecken klauen, Bienen fliegen summend von einer Blüte zur anderen und sorgen durch ihre Bestäubung dafür, dass im Herbst wieder Früchte geerntet werden können.
Fehlen einem Garten die richtigen Pflanzen, so bleiben auch die Insekten fern. Damit entsteht eine Lücke in der Nahrungskette und es verschwinden weitere Tiere und Pflanzen. Man darf nicht vergessen, dass einheimische Pflanzen und Tiere sich über Jahrmillionen zusammen entwickelt haben. So befruchten die Insekten die Pflanzen, im Gegenzug erhalten sie von diesen den Nektar und Pollen für ihre Brut.



In Andreas Schilds Natur- und Nutzgarten konnten bereits 60 Vogelarten eindeutig bestimmt werden. Der Widehopf, Neuntöter, Gartenrotschwanz, Wendehals und viele weitere statten dieser vielfältigen Naturoase regelmässig einen Besuch ab. In den Frühlingsmonaten entzückt jeweils der kunst- und klangvolle Gesang einer Nachtigall, die sich in der einen Wildhecke zu Hause fühlt. Am Thunersee ist die Nachtigall eine Seltenheit. Daher ist dieser Besuch immer ein besonderes Erlebnis. In der Regel singen die Männchen in der nächtlichen Stille um die Wette und wollen damit Weibchen anlocken, die mehrere Tage nach der Ankunft der Männchen aus den Winterquartieren in Afrika zurückkehren. Trotz des auffälligen Gesangs ist die Nachtigall nicht immer einfach zu entdecken, da sie heimlich lebt.
In den Sommermonaten wird der Garten mit einer überaus lieblichen und aktiven Haselmausfamilie geteilt, deren Kletterkünste unglaublich sind. Die Haselmausfamilie hat sich auch als kleine Gärtner für Andreas Schild entpuppt: Pflanzensamen werden gesammelt und für das Fressen im Winter eingebunkert. Regelmässig tummeln sich auch über 200 Weinbergschnecken im Garten. Ringelnattern kommen, um sich zu Sonnen.
Im Garten finden sich verschiedene lauschige Sitz- und Liegeplätze. Einen herrlichen Ausblick auf die verschiedenen Rosensorten geniesst man vom selbstgebauten «Adlerhorst» aus, welcher die Aussichtsplattform im Garten bildet. Wir begegnen auch einer der schönsten Portlandrosen überhaupt: die Jacques Cartier. Die Blüten sind reinrosa, stark gefüllt und betören einen mit starkem Rosenaroma. Diese Damascener-Rose (Rosa damascena) ist eine der beliebtesten historischen Rosen, da sie auch sehr frosthart ist und über den ganzen Sommer bis in den Herbst hinein blüht.
Ein grosses Regenwasserbecken ist vor neun Jahren entstanden. Rund einen Monat lang hat Andreas Schild daran gearbeitet und sämtliche Steine dazu selbst gesammelt.
In einem naturnahen Garten finden die Tiere nicht nur Nahrung, sondern auch dringend benötigtes Nistmaterial und Unterschlupf und in der Regel sogar ein behagliches Winterquartier. Bis nach der Schneeschmelze wird im Garten nichts abgeschnitten, damit die hiergebliebenen Vögel in den kalten Wintermonaten nicht auf eine Futterquelle verzichten müssen. Aus dem Garten wird auch nichts entfernt; mit Asthaufen und Totholz entstehen verschiedene Trockenholzbiotope.
So hat Andreas Schild mit seinem Projekt «Herz» etwas ganz Wunderbares für Mensch, Tier und Natur geschaffen und er geniesst es mit allen Sinnen.
Kontakt
Andreas Schild
Rainweg 2
3700 Spiez
Telefon 033 654 64 64
E-Mail: andreas.schild@gmx.ch