Formen der Natur, von Menschen gedeutet

Formen der Natur, von Menschen gedeutet

Formen der Natur, von Menschen gedeutet

Schneeresten, Schattenwürfe und Felsformen haben die Fantasie der Menschen seit jeher angeregt. Gerade im Frühling, wenn die letzten Schneereste schmelzen, zeigt sich die Natur kreativ.

Text: Beat Straubhaar  |  Fotos: Norbert Burgener, Christoph Hurni

Das Licht verschiedener Jahreszeiten und die Schneeschmelze lassen Formen und Figuren entstehen, die in der Bevölkerung als Zeichen erkannt und gedeutet werden. Am Niesen, in der Nordwestflanke, lässt sich eine ausapernde Stelle im grossen Schneefeld, dem «Jakobs-Plätz», als stehenden Fuchs ausmachen. Nicht weit davon entfernt natürlich ein Küken (siehe kleines Bild auf Seite 70)… Ebenfalls als Jakobsfleck wird der letzte Schneerest zwischen Walalpgrat und Stockhorn bezeichnet. Beide Schneefelder signalisierten früher mit ihrem Verschwinden der Thuner und Spiezer Jugend, dass die «Kniesockenzeit» angebrochen war und ein Bad im See genossen werden konnte. Im Hochsommer lässt sich mitverfolgen, wie die «Spinne», das berühmteste Eisfeld der Eigernordwand, von Tag zu Tag kleiner wird (siehe Bild oben). Wenn nach den Armen auch der Spinnenkörper ganz verschwunden ist, ist es heiss im Tal!

Steinerner Blick

Wolkenbilder und Schattenwürfe zeichnen an Bergflanken Sujets. Eines der bekanntesten ist das Kreuz an der Nordflanke der Jungfrau. Dazu muss die Sonne das Silberhorn in einem bestimmten Höhen- und Azimutwinkel beleuchten, dass es seinen Schatten an die Jungfrau wirft. Dies ist anfangs Oktober und Ende Februar der Fall. Je nach Sonneneinstrahlung zeigt sich das «Hardermannli» am Interlakner Hausberg mehr oder weniger grimmig (siehe Bilder Seite 71). Um seine Herkunft ranken sich Mythen, Legenden und Überlieferungen. Mit steinernem Blick schaut es auf die Menschen zwischen Thuner- und Brienzersee hinunter, gezeichnet von ausgebrochenen Felspartien, Runsen und Überhängen. 

Die «Kniesockenzeit» ist angebrochen und ein Bad im See kann genossen werden.