Einheimische Wildpflanzen und Gartengöttin Flora

Einheimische Wildpflanzen und Gartengöttin Flora

Einheimische Wildpflanzen und Gartengöttin Flora

Ein Spaziergang durch den naturnah gestalteten Garten von Lotti Bohren auf dem Sonnenrain in Uetendorf wird zu einer Entdeckungsreise für Gross und Klein. Neben dem Biotop und seinen Bewohnern treffen wir auf eine vielfältige Bepflanzung, Rosen- und Pflanzenbögen, lustige Keramikvögel und weitere Überraschungen.

Text & Fotos: Christine Hunkeler, zvg

Schon als kleines Mädchen hat Lotti Bohren gerne mit ihren Händen in der Erde gegraben. Der Garten in Heimenschwand, wo sie aufgewachsen ist, war immer ein Lieblingsplatz. Gemüse war nicht so ihr Ding, viel spannender fand sie die Pflanzen, Beeren und Blumen. Lotti Bohren ist Hauswirtschaftslehrerin und war in den letzten 20 Jahren vor ihrer Pensionierung als Leiterin Hotellerie in einem Altersheim angestellt. Was lange währte, wurde nach der Pension so richtig gut. Endlich hatte sie die nötige Zeit für ihren Garten. Der Ehemann von Lotti Bohren unterstützt, wenn ihm etwas aufgetragen wird.


Naturnaher Garten mit schönem Biotop

Vor 20 Jahren haben ihr Mann und sie auf dem Sonnenrain in Uetendorf angrenzend an die Landwirtschaftszone neu gebaut. In dieser Zeit sind viele Ideen entstanden, jedoch reichte die Zeit nie, um alles gärtnerisch umzusetzen. Lotti Bohren ist deshalb glücklich, dass sie seit vier Jahren nun die nötige Zeit zur Verfügung hat und richtig intensiv gärtnern kann. Als der Bagger beim Bau noch auf dem Grundstück stand, wurde das Nötige unternommen, um dem Biotop einen schönen Platz zu verschaffen. Heute blühen darin zahlreiche Exemplare der Weissen Seerose, die als die schönste einheimische Seerosenart gilt. Sie ist weitverbreitet, steht aber unter Naturschutz. Ihre Blütezeit fällt in die Monate Juni bis August. Bestäubt werden die Weissen Seerosen von Insekten, vor allem von Hummeln und Fliegen, die das Klima auf dem Sonnenrain schätzen. Letztes Jahr waren zwei Eisvögel zu Gast, die das Biotop komplett ausgefischt haben. In der Zwischenzeit sind aber wieder Fische unterwegs, namentlich das Moderlieschen und das Rotauge. Beim Biotop können auch zahlreiche Libellenarten schön beobachtet werden – besonders dann, wenn sie wieder landen, was sie meistens auf dem fast gleichen Halm machen. 

Ein wirkliches Farbkonzept existiert in Lotti Bohrens Garten nicht. In der Kombination ist es eher wild – der Garten soll bei ihr naturnah sein. Einige Ecken wurden farblich etwas abgestimmt, dies hat aber mehr mit Lotti Bohrens persönlichem Geschmack zu tun: Grelle Farben mag sie ebenso wenig wie exotische Pflanzen. Zu ihrer Philosophie gehören die einheimischen Wildpflanzen und -stauden, die sie vorwiegend in Bio-Qualität einkauft oder als Geschenk erhält. Sie mag Pflanzen mit kleinen Blüten, doch eine Lieblingsblume gibt es nicht. Ein Highlight ist immer, wenn etwas neu ausschlägt. Eine riesige Freude hat sie auch an dem, was als Erstes im Jahr blüht. Das kann ein Schneeglöckchen oder auch ein Krokus sein. Wichtig ist ihr zudem, dass im Garten immer etwas blüht. So macht der Jahresabschluss jeweils die Herbstaster.

Zu den Fixpunkten im Garten gehören auch zwei Bäume. Für Lotti Bohren war es wichtig, dass sie einige Bäume im Garten stehen hat. Der eine ist eine grosse Felsenbirne, der andere ein Vogelbeerbaum. Vor zwei Jahren hat sich Lotti Bohren ausserdem eine wetterfeste Skulptur angeschafft. Flora, die Gartengöttin, wacht seitdem über den schönen Garten auf dem Sonnenrain.

Heute blühen im Biotop Exemplare der Weissen Seerose, die als die schönste einheimische Seerosenart  gilt.

Lebensraum für viele Falterarten

Ein naturnah bewirtschafteter Garten trägt viel dazu bei, vielen Falterarten einen Lebensraum zu schaffen. Ist der Garten vielseitig gestaltet und werden Wildkräuter zugelassen, kommen die Schmetterlinge von ganz allein. Eine wichtige Nektarpflanze unter Lotti Bohrens Wildblumen ist der Natternkopf. Diese Wildpflanze mit lang anhaltender Blüte ist auch eine wichtige Futterpflanze für Bienen und Schmetterlinge, die sich in den Sommermonaten zahlreich in ihrem Garten versammeln. Zu den Nektarpflanzen gehört auch der Wilde Fenchel. Die aufrechten, stielrunden Stängel mit stark geschlitzten, fadenförmigen Blättern tragen in grossen Dolden kleinere Döldchen mit jeweils bis zu 35 kleinen gelben Blüten. Die kleinen gerippten Früchte sind für den Fenchel charakteristisch. Korb- und Doldenblütler sind beliebte Nektarpflanzen bei den meisten Schmetterlingsarten und für ihre Raupen eine ergiebige Futterquelle. Eine wichtige Rolle für viele Schmetterlingsarten spielen aber auch viele heimische Gehölze. Die Bedingungen scheinen bei Lotti Bohren perfekt zu sein, kann sie doch den Alltag des Schwalbenschwanzes unmittelbar vor ihrer Haustür erleben. Und auch der Kleine und der Grosse Fuchs flattern zahlreich durch den Garten. Schon bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen im Frühling sieht man sie die Frühblüher besuchen.

Ein Pioniergehölz aus Südeuropa, das sich auch bei uns richtig wohlfühlt, ist der Blasenstrauch. Von Mai bis September kann sich Lotti Bohren an seinen gelben Blüten, die an Schmetterlinge erinnern, erfreuen. Im Spätsommer können meist die Blüten und die Früchte gleichzeitig am Strauch bewundert werden. Der Blasenstrauch stellt an seinen Standort keine grossen Ansprüche und kommt mit praktisch allen Lagen zurecht. Er wird etwa drei Meter hoch und kann ebenso breit werden. Neben dem einheimischen Ginster wachsen auch Kornblumen, Roter Sonnenhut, Jakobsleiter, Fingerhut, Nachtkerze, Sonnenblumen und vieles mehr in diesem wunderbaren Naturgarten.


Wilde Kletterrosen

Die Strauchrose Ghislaine de Féligonde lässt so manches Gärtnerherz höherschlagen. Der beeindruckende Blütenzauber mit wechselnder Blütenfarbe – von gelborange über aprikosenfarben bis hin zu einem blassen Weiss – zeigt sich mehrere Monate im Jahr und zieht bereits von Weitem alle Blicke auf sich. Nicht zuletzt dank der wunderschönen Staubgefässe, die bei geöffneter Blüte in vollem Glanz erstrahlen. Von Mai bis September blüht die Ramblerrose fast ununterbrochen. Daher zählen sie Rosenexperten zu den Dauerblühern. Auch mit ihrer robusten Art kann sie auftrumpfen. Sie überzeugt mit einer ausserordentlichen Blattgesundheit und ist zudem winterhart. Die schöne Rose ist dank ihrem pflegeleichten Wesen allseits beliebt. 

Ein weiterer Star im Garten ist die Kletterrose Compassion mit ihren prachtvollen Blüten und dem teerosenähnlichen Duft. Es ist eine liebliche Kletterrose, die ursprünglich aus England stammt. Sie verleiht jedem Garten einen romantischen Charme im Stil englischer Gärten. Diese Blütenpracht kennt kein Ende und erfreut von Juni bis in den November hinein. Dicht an dicht stehen die grossen, an Edelrosen erinnernden Blüten und die langen Ranken. Aus den Knospen entwickeln sich Blüten in schönstem Apricot. Beim Aufblühen wechseln sie zwischen Orange, Samt- und Lachsrosa. Die Kletterrose Compassion zeigt sich, was ihren Standort betrifft, unkompliziert. Sie mag einen sonnigen, geschützten Platz und gedeiht am besten auf einem humosen, leicht lehmhaltigen und tiefgründigen Boden.

Wer sich für verschiedene einheimische Pflanzen auf kleinem Raum interessiert, kommt in Lotti Bohrens Garten auf seine Rechnung und kann hier persönlich noch viel mehr entdecken. So erstreckt sich der Blick aus dem Garten Richtung Eiger, Mönch und Jungfrau, Niesen und Stockhornkette. Den Hag entlang, der das Grundstück von der Landwirtschaftszone abtrennt, wächst eine wilde Weinrebe, die vor allem im Herbst mit ihrer wunderschönen Laubfärbung beeindruckt.

Tag der offenen Gartentür 2023

10./11. Juni 2023

Anreise: Vom Bahnhof Uetendorf ca. 10 Minuten Richtung Schulanlage Riedern und Pfadiheim. Beim Pfadiheim rechts zum Sonnenrain. Mit dem Auto bis zu den Parkplätzen bei der Schulanlage Riedern, dann zu Fuss Richtung Pfadiheim und dort rechts zum Sonnenrain.

Lotti Bohren
Sonnenrain 16
3661 Uetendorf
Tel.: 079 777 06 38
lotti.bohren@bluewin.ch

www.offenergarten.ch