Kennen Sie den kleinen Kick, wenn Sie im hohen Moos einen «Eierschwumm» entdecken oder mit der Nase dicht über dem Boden zwischen dem Laub eine Morchel erspähen? Als begeisterte «Pilzlerin» wollte ich das Pilzlen zur Teamsache machen und mit meinem Hund auf Trüffelsuche gehen – ein Selbstversuch mit durchzogenem Ergebnis.
Text und Bilder: Alina Dubach

Die Pilzsuche habe ich aus meiner Kindheit in schönster Erinnerung. Der Wald war – und ist – ein magischer Ort. In einem moosbewachsenen Baumstrunk sehe ich die Wohnstätte einer Fee und hinter jeden Baum könnte ein Hexenhäuschen erscheinen. Und dann die kleinen Momente der Freude, wenn ein Pilz aus dem Nichts auftaucht, und das schöne Gefühl, einer Jahrhunderte alten Tätigkeit nachzugehen – dem Sammeln.
Gepflückt habe ich die Pilze als Kind zwar gern, nur essen hätte sie jemand anderes können. Die Pilzrahmsauce zum «zNacht» war nicht gerade das Highlight meiner jungen Kulinarikträume. Zudem erinnerte mich meine Mutter kürzlich, dass ich nicht immer so motiviert beim Sammeln war. Dass ich irgendwann die Lust verlor, wenn sie im nächsten Graben schauen wollte, ob es doch noch eine Herbsttrompete zu finden gäbe. Die negativen Gefühle verflüchtigten sich in den letzten fünfzehn Jahren, geblieben sind die Kletterübungen und Stunden im Wald.

Novik, der Schnüffler
Geblieben ist auch die Vorliebe für das Sammeln (immer noch vor dem Essen). Einer, der hingegen sehr gerne isst (zum Glück keine Pilze), ist Novik. Im Juli neun Jahre alt geworden, heisst er mit vollem Namen «Freaky Novik of Riverside Rovers». Sogar noch länger ist der Name seiner Rasse: Nova Scotia Duck Tolling Retriever. Kurz «Toller».
Als Retriever steckt ihm das Apportieren und Suchen in den Genen. Im Kurs «AdventureDog» der Hundeschule Canilogos kraxeln wir regelmässig in Kieswerken und Wäldern herum und üben das Suchen – und vor allem Finden – von Menschen und Gegenständen. Angelehnt an die professionelle Vermisstensuche ist es für uns reiner Spass und definitiv gut für unsere Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis.
Die Idee, Novik die Pilzsuche beizubringen, verfolgt mich schon mehrere Jahre. Diesen Winter gab ich mir einen Ruck und meldete uns für einen Trüffelkurs an. Wir übten mit in Trüffelöl getauchten Korken und gefrorenen Trüffelstückchen. Wie der erfahrene Suchhund, der er ist, hat Novik das Prinzip sofort verstanden. Noch im Kurs fing er an, die Trüffeldummies auszugraben. «So weit, so gut», dachte ich mir und wähnte mich in sicheren Trüffeljagdgründen. Weit gefehlt.
Und erstens kommt es anders…
Nach dem Kurs war vor Novik kein Übungstrüffel sicher. Zielorientiert und speditiv buddelte er alles aus, was ich ihm im Wald versteckte. Die Zuversicht, den ersten eigenen Trüffel zu finden, stieg nach zwei Testgängen überproportional.
Die Zeit flog dahin, es wurde Sommer und die Trüffelsaison begann – angeblich. Unseren ersten Versuch starteten wir in der Region Spiez und scheiterten kläglich. Obwohl man sich angeblich von Thun bis Interlaken nur nach den Trüffeln bücken müsse, blieb unser mitgebrachter Beutel leer. Lag es am Wetter? Waren wir zu früh? Gab es da, wo wir gesucht haben, schlicht keine Trüffel? Ich weiss es bis heute nicht. Während ich mit dem gedanklichen «Was wenn» beschäftigt war, trippelte Novik stolz neben mir aus dem Wald. Mit seinem Futterbeutel in der Schnauze war er die personifizierte Selbstzufriedenheit. ER hatte schliesslich vier Erfolge (Übungstrüffel) zu verzeichnen. Für ihn war tatsächlich alles gut.

Wir brauchen Hilfe!
Trotz der Selbstversuchsdeadline im Hinterkopf wollte ich mir die Zeit nehmen, die Suche noch einmal aus einer anderen Richtung aufzubauen. Jemand mit erfahrenem Trüffelhund musste her. Per Zufall erfuhr ich beim Interview mit Johannes von Gunten (ab Seite 6), dass dessen Frau Manuela mit ihrem Hund regelmässig auf Trüffelsuche geht.
Insgesamt begleiteten wir Manuela und Timi vor Redaktionsschluss zweimal zum Trüffeln. Beim ersten Mal erschnüffelte Novik tatsächlich einen Trüffel – was für ein Fest! Die Euphorie war so gross, dass ich zuhause lediglich ein Natelfoto machte und den Trüffel direkt verarbeitete. Was sich als voreilig herausstellen sollte. Denn trotz zwei Versuchen auf eigene Faust und einem weiteren Ausflug mit Manuela und Timi blieb es bisher bei dem einen Trüffel – der übrigens absolut geschmacklos war. Manuela beruhigte mich: Generell sei es ein «komisches» Trüffeljahr und auch sie habe wenig bis gar keine Trüffel gefunden. Liegt es am Wetter? Waren wir zu früh? An den gefällten Bäumen in Manuelas üblichen «Jagdgründen»? Wir wissen es bis heute nicht. Klar ist: Aufgeben gilt nicht. Schlussendlich geniesse ich die gemeinsame Zeit mit Novik im Wald, die Suche macht auch ohne Fund Freude. Wie so oft gilt beim Trüffeln: Der Weg ist das Ziel.
Übrigens, ganz wichtig!
Beim Trüffeln müssen die Löcher, die bei der Trüffelentnahme entstehen, immer wieder zugeschüttet werden. Sonst stirbt das Trüffel-Myzel ab und es können keine neuen Trüffel nachwachsen!
Dieser Text ist keine Anleitung für die Trüffelsuche. Jedes Mensch-Hund-Team ist anders und im Normalfall sollte eine Suche jeder Art deutlich kleinschrittiger geübt werden, im Idealfall unterstützt durch eine Fachperson. Wir trainieren seit neun Jahren verschiedenste Formen der Sucharbeit und ich habe meinen Hundetrainer als Telefonjoker stets in Reichweite. Training ohne Druck und Stress für Novik steht für mich an erster Stelle. Ob wir etwas finden oder nicht spielt dabei keine Rolle – nicht einmal für den Selbstversuch.