Eine heimliche Erdbeerkönigin

Eine heimliche Erdbeerkönigin

Eine heimliche Erdbeerkönigin

Wissen Sie noch, wie selbst gepflückte, von der Sonne gewärmte Erdbeeren schmecken? Nicht? Bei der Familie Kipfer kann man etwas ausserhalb des 800-Seelen-Dorfes Amsoldingen am Fusse des Stockhorns den unvergleichlichen Geschmack selbst erleben.

Text: Christine Hunkeler | Fotos: Claudia Link, zvg

Im Juni ist bei Kipfers Hochsaison. Die Erdbeeren sind reif, und die Kundschaft erscheint oft in Scharen, um sie zu pflücken. Für Martin Kipfer ist es die 40. Saison, die er auf dem Erdbeerfeld verbringt. Seine Eltern haben hier in Amsoldingen mit einer kleinen Menge begonnen. Dann ist das Feld immer ein bisschen grösser und auch bekannter geworden. Heute gedeihen die Erdbeeren auf einer Fläche von 1,2 Hektaren, auch das Angebot zum Selbstpflücken besteht seit nunmehr 40 Jahren. Sogar aus der Innerschweiz über den Brünig kommen die Leute, um sich mit Kipfers feinen Erdbeeren einzudecken. Der Hof der Familie Kipfer liegt direkt am Fusse des Stockhorns, fernab vom grossen Verkehr. Der herrliche Blick auf die Stockhornkette und die drei Bergriesen Eiger, Mönch und Jungfrau wird auch von der Erdbeerkundschaft besonders häufig bewundert. Während der Hochsaison gleicht das Ganze hier einem grossen Event, mit fröhlichen und zufriedenen Gesichtern und Kindern mit erdbeerrot verschmierten Wangen.

Die Liste der Loblieder auf die beliebte Erdbeere ist sehr lang. Die gesunde Frucht enthält neben viel Vitamin C (mehr als Orangen und Zitronen) auch sehr viel Folsäure und andere wichtige Vitamine und Mineralstoffe. Sie ist sogar eine Spitzenreiterin unter den Vitaminspendern. Und natürlich ist es auch ein Genuss ohne Reue, da die Erdbeere einen grossen Anteil an Wasser enthält und daher sehr kalorienarm ist. Doch dass Erdbeeren nicht gleich Erdbeeren sind, wissen Kipfers nur allzu gut. Es gibt weltweit 5000 verschiedene Erdbeersorten, die sich nicht nur in der Grösse, sondern auch hinsichtlich Erntezeit, Wetterbeständigkeit und Geschmack unterscheiden. Kipfers haben sich für die diesjährige Saison für die Sorte Clery entschieden, die unter den verschiedenen Erdbeersorten ein besonderes Geschmackserlebnis bietet. Es ist eine kegelförmige, orangerote Erdbeere, die mit ihrem aromatischen und süssen Geschmack überzeugt. Diese Erdbeersorte eignet sich dank der Festigkeit und dem ausgewogenen Säureverhältnis für jede Küche.

Kipfers Erdbeeren wachsen nicht auf Plastikdämmen, was bei heisser Witterung ein Vorteil ist. Bereits im Vorjahr, Ende Juli, werden die jungen Erdbeerpflanzen mit einem Pflanzgerät gesetzt und danach laufend gepflegt, damit sie im Juni des nächsten Jahres einen guten Ertrag bringen. Es steckt viel Herzblut und Handarbeit dahinter. Bei Kipfers gibt es mehrere Tage am Stück, an denen auf dem Erdbeerfeld von morgens bis abends durchgejätet wird. Der Herbst ist jeweils die Jahreszeit, in der die Fruchtanlagen für die nächste Saison gebildet werden. Bleibt es im Herbst länger warm, können sich die Erdbeeren ideal an ihren Standort anpassen. Dann, während der Blütezeit im Mai, wird über die ganze Fläche Stroh gestreut. Die Schicht aus Stroh sieht nicht nur nett aus – sie dient vor allem dazu, die Früchte sauber zu halten und sie vor Pilzkrankheiten zu schützen.

Kipfers können während der ungefähr vier Wochen Erdbeerernte die Arbeit auf dem Betrieb nicht allein bewältigen. Es braucht Hilfe beim Verkauf im Zelt, beim Einteilen auf dem Feld und bei grossem Kundenandrang Parkplatzeinweisende. Während dieser Zeit werden auch die Frühkartoffeln auf dem Hof verkauft, die im März in der Region extra für Kipfers gepflanzt werden. Deshalb sind auch viele helfende Hände beim Sortieren der Kartoffeln und beim Abfüllen der Säcke wichtig, und nicht zuletzt müssen alle Unterstützenden gut verpflegt werden. Zum Glück können Kipfers schon seit Jahren einerseits auf die Eltern von Martin, andererseits aber auch auf ein gut eingespieltes und hochmotiviertes Team zählen, das sie zuverlässig unterstützt. Sie alle sorgen neben der wichtigen Mithilfe bei der Arbeit auch stets für gute Laune im Zelt.

Während der Pflücksaison sind auf dem Feld immer Personen für die Einteilung zuständig. Diese wissen genau, wo die reifen Erdbeeren zu finden sind. Ein «Quer-über-das-Feld-Pflücken» gibt es in Amsoldingen nicht. Für dieses Jahr wurde der Kilopreis auf 5.80 Franken festgelegt. Nach dem Pflücken der Erdbeeren kann man auf dem Hof in Ruhe einen Kaffee oder den feinen, von Barbara Kipfer selbst gemachten Minzsirup geniessen. Daneben wird Kleingebäck vom HoschiBeck angeboten. Für die Kinder steht ein Spielplatz zur Verfügung. Für Kipfers ist diese familiäre und gemütliche Atmosphäre während der strengen Zeit sehr wichtig. Für Gross und Klein soll das Pflücken der Erdbeeren immer wieder aufs Neue ein unvergessliches Erlebnis sein. Für die ganze Familie Kipfer ist es jedes Jahr aber auch eine kleine Nervenprobe, denn die Saison ist kurz und das Wetter ein wichtiger Faktor, damit die Erdbeersaison zum Erfolg wird.

Jedes Jahr erleben Kipfers wieder Neues und auch Unerwartetes. Nie vergessen wird Barbara Kipfer ein kleines Mädchen, das an einem heissen Sommertag in einem mit lauter kleinen Erdbeeren bedruckten Kleid und einem gestrickten, warmen Erdbeerchäppli auf dem Kopf vor ihr stand und sagte: «I wott drum hüt di Schönschti sy uf dym Äppeerifäud.» Und wie es das war! Seit diesem Moment ist das Mädchen ihre heimliche Erdbeerkönigin. Dies sind wunderbare Herzmomente, die Kipfers für vieles in dieser strengen Zeit entschädigen.

Der Hauptbetriebszweig der Familie Kipfer ist nicht der Erdbeeranbau, sondern die Milchwirtschaft. Ihre Kühe durften im letzten Jahr in einen neuen, modernen Laufstall einziehen. Daneben betreibt sie auch einen Schweinemastbetrieb sowie verschiedene Ackerkulturen.

Zum Schluss noch ein kleiner Tipp von Kipfers: Das feine Aroma der Erdbeeren lässt sich mit der Zugabe von ein wenig Pfeffer aus der Mühle noch hervorheben.

Kontakt
Barbara und Martin Kipfer-Sigrist
Tannackerweg 15, 3633 Amsoldingen
Telefon: 033 341 28 24 / 077 451 51 50
fam_kipfer@bluewin.ch


Öffnungszeiten während der Erdbeerernte
Mo bis Fr: 8.00–12.00 Uhr / 13.00–17.00 Uhr Sa: 8.00–12.00 Uhr / 13.00–16.00 Uhr So: geschlossen (offen nach Ansage)
Das Feld ist auch bei schlechter Witterung offen.

Auf der Website wird täglich über den aktuellen Stand der Erdbeerernte informiert:

www.erdbeerland.ch

Erdbeeromelettli

Zutaten

120 g Mehl
¼ TL Salz
1 EL Zucker
1 Päckli Vanillezucker
½ TL Backpulver
2 Msp. Natron
1 dl Buttermilch
1 Ei
1 EL Butter
Bratbutter

250 g Erdbeeren
1 EL Puderzucker
1 EL Zitronensaft
180 g Naturjoghurt

1. Mehl, Salz, Zucker, Vanillezucker, Backpulver und Natron mischen. Buttermilch, Ei und geschmolzene Butter separat verrühren, zum Mehl geben, zu einem glatten Teig rühren. Ca. 15 Min. quellen lassen. Bratbutter in einer Bratpfanne schmelzen. Portionenweise so viel Teig in die Pfanne geben, dass kleine Omelettli von ca. 5 cm Durchmesser entstehen. Beidseitig braten, bis sie gebräunt sind, zugedeckt warm stellen.

2. Erdbeeren in Scheiben schneiden, mit Puderzucker und Zitronensaft vermischen, kurz stehen lassen. Omelettli mit Erdbeeren, entstandenem Saft und Joghurt anrichten.

Erdbeerkonfi


Grundsätzliches zum Konfikochen

Früchte waschen, rüsten, schneiden, sie können am Ende des Kochens auch nach Belieben püriert werden. Auch tiefgekühlte Erdbeeren können problemlos zu Konfi verarbeitet werden. So verströmen sie im Winter beim Kochen einen herrlichen Sommer-Erdbeer-Duft.

1. Gläser gründlich waschen, sehr gut vorwärmen und keimfrei machen (z. B. in einer Pfanne mit kochendem Wasser oder im Steamer). 

2. 1 kg Erdbeeren vorbereiten und in eine weite Pfanne geben (nicht mehr als ein Kilo aufs Mal kochen). 300 g Kristallzucker, 500 g Gelierzucker (Erdbeeren gelieren sehr schlecht) und Saft von 1 bis 2 Zitronen beifügen. 

3. Bei offener Pfanne unter häufigem Rühren sprudelnd kochen, sodass das Wasser verdampfen kann. Kochzeit ca. 6 bis 8 Minuten. (Je weniger Gelierzucker beigegeben wird, desto länger muss gekocht werden.) Den am Rand entstandenen Schaum mit einem Löffel abschäumen und sofort in die vorbereiteten, heissen Gläser bis knapp unter den Rand einfüllen (von Vorteil mit Hilfe eines Trichters) und sofort mit dem Deckel verschliessen.

4. Gläser ca. 5 Minuten auf den Kopf stellen, sodass die verbliebene Luft keimfrei gemacht wird. Die kalten Gläser beschriften und an einem kühlen und dunklen Ort aufbewahren. Haltbarkeit: max. 1 Jahr.

Tipp 1: Testen der Konsistenz. Ca. 2 KL Konfi auf einen kleinen Teller geben und in den Kühlschrank stellen, nach ca. 1 Minute mit dem Finger die Konfi «teilen», wenn sie nicht sofort wieder zusammenfliesst, ist die Konfi bereit zum Abfüllen.

Tipp 2: Um sicher zu sein, dass kein Grauschimmel entsteht, kann die Konfi auch tiefgekühlt werden, sie schmeckt dann wie frisch gekocht und behält die Farbe besser. Zu diesem Zweck aber die Gläser etwas weniger füllen.


Panna cotta

5 dl Vollrahm
1 dl Milch
2–3 EL Zucker
1 Vanillestängel (Mark und Stängel)
3 Blatt Gelatine (in kaltem Wasser eingeweicht, ca. 5–10 Minuten)
wenig Grand Marnier (nach Belieben)

Rahm mit Milch, Zucker, Vanillemark und -stängel und dem Grand Marnier in einer Pfanne aufkochen. Auf 5 dl einkochen (ca. 10 Min.). Durch ein Sieb in einen grossen Massbecher giessen. Gelatine gut ausdrücken, unter Rühren mit dem Schwingbesen dazugeben. In die Förmchen füllen, zugedeckt 4 bis 5 Stunden kühl stellen. Zum Servieren Förmchen kurz in warmes Wasser tauchen. Panna cotta mit einem spitzen Messer vom Rand lösen und stürzen. Erdbeersauce darübergeben (hier kann z. B. auch die Erdbeerkonfi verwendet werden).

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