Ursula Regez-Fuchs: Kunsthandwerk in all seinen Facetten

Ursula Regez-Fuchs: Kunsthandwerk in all seinen Facetten

Ursula Regez-Fuchs: Kunsthandwerk in all seinen Facetten

Ob Schere, Plasmaschneider oder Pinsel: Ursula Regez-Fuchs lebt und liebt das Kunsthandwerk in seiner gesamten Vielfalt. So entstehen in ihrem Atelier im Simmental nicht nur traditionelle und moderne Scherenschnitte, sondern auch Unikate mannigfaltiger Art.

Text: Esther Loosli | Fotos: Luca Däppen, André Maurer, zvg

Wer sich dem Holzhaus von Ursula Regez-Fuchs und ihrem Ehemann Jürg in Latterbach nähert, merkt sofort: Hier wohnt eine künstlerisch unglaublich begabte Person. Von stimmungsvollen Winterlandschaften im Stil der Naiven Malerei über fröhliche Clownfiguren aus Ton bis hin zu Altholzkreationen mit Plasmaschnitten aus Metall offenbart sich draussen wie drinnen ein faszinierendes Kaleido-skop an kunsthandwerklichen Arbeiten. «Wenn ich mit meinen Händen etwas erschaffen kann, vergesse ich alles um mich herum und verspüre eine unglaubliche Freude.» Konkrete Absichten, Kunsthandwerkerin zu werden, hatte die gebürtige En- gadinerin jedoch nie. Stattdessen war es ein organischer Prozess: «Es begann mit Scherenschnitten; im Laufe der Zeit erlernte ich in Kursen und autodidaktisch weitere Techniken wie Töpfern, Metallbearbeitung oder Engobemalerei. Jede einzelne hat mich von Anfang an begeistert – und tut es noch heute.»


Von St. Moritz über Zürich und Johannesburg nach Latterbach

Bereits in der Schulzeit gehörten Zeichnen und Handarbeiten – neben Sport – zu den Lieblingsfächern der 70-Jährigen. «Das Talent dafür hat mir mein Vater vererbt. Im Rechnen bekundete ich hingegen grosse Mühe – leider wurde Letzteres viel stärker gewichtet.» Auch wenn ihre Lieblingsfächer im damaligen Bildungssystem einen weitaus geringeren Stellenwert hatten, so legten die Lektionen dennoch den Grundstein für den weiteren Lebensweg von Ursula Regez-Fuchs. Dieser führte sie von St. Moritz, wo sie zusammen mit zwei Schwestern aufgewachsen ist, zuerst ans Lyceum Alpinum Zuoz. «Ich durfte eine sehr schöne Kindheit im Engadin erleben, doch die beruflichen Möglichkeiten waren dort damals begrenzt. Ich hätte gerne eine Ausbildung als Modezeichnerin absolviert, doch das war zu dieser Zeit utopisch.» Daher besuchte sie auf Anraten ihrer Eltern die vierjährige Handelsschule im nahen Zuoz. Nach dem Erwerb des Handelsdiploms zog es die Jugendliche zuerst nach Zürich. Dort lernte sie den Diemtigtaler Jürg Regez bei der gemeinsamen Schlummermutter kennen und lieben. Wie lange im Voraus geplant, flog sie kurz darauf zusammen mit ihrer Schwester nach Südafrika, wo sie sieben Monate lang an der Rezeption eines Hotels arbeitete. Schon bald jedoch wuchs die Sehnsucht nach der Schweiz – und nach Jürg. Ein Jahr nach der Heirat 1978 zog das junge Ehepaar ins Simmental und baute dort ein Eigenheim an idyllischer Lage, das die beiden auch heute noch bewohnen. «Hier in Latterbach habe ich sehr viel Platz, um mich kreativ entfalten zu können – auch dank Jürg, der mich in allem unterstützt. Als stolze Grossmutter freut es mich zudem sehr, dass meine beiden Enkelkinder im Nachbarort aufwachsen und ich sie regelmässig sehe.» So betont Ursula Regez-Fuchs denn auch, dass sie grosse Dankbarkeit dafür empfinde, ein solch zufriedenes Leben führen zu dürfen. «Es ist nicht selbstverständlich, so viele Jahre mit seinem Ehepartner teilen zu dürfen, ein Haus bauen zu können, zwei gesunde Kinder und zwei liebe Enkelkinder zu haben und selbst gesund zu sein.» Entsprechend hofft sie für die Zukunft, weiterhin ihren Leidenschaften nachgehen und mit ihrer Familie schöne Momente erleben zu dürfen. Seit ihrer Hochzeit und dem Wegzug aus Graubünden sind 45 Jahre vergangen. Inzwischen ist das Berner Oberland zur Heimat von Ursula Regez-Fuchs geworden: «Ich fühle mich hier sehr wohl, geniesse die wunderschöne Natur beim Velofahren, Wandern oder Skifahren, segle auf dem Thunersee oder unternehme mit meinem Mann Ausflüge nach Thun. Mittwochs über den Markt zu schlendern, durch die Altstadtgässchen zu flanieren oder auf dem lebhaften Mühleplatz einen Kaffee zu trinken, finde ich toll!» Dennoch ist sie dem Engadin stets verbunden geblieben, und auch zum Appenzellerland, aus dem ihre Eltern stammen, hat die 70-Jährige einen engen Bezug. So zeugen nicht nur ihr Ledigname Fuchs und ihre vielen Kontakte von ihren Nordostschweizer Wurzeln, sondern auch ihr persönlicher Malstil, hat doch die Naive Bauernmalerei in den beiden Appenzeller Halbkantonen eine lange Tradition.

«Zu meinen Lieblings- sujets gehören stimmungsvolle Winterlandschaften und idyllische Alpszenen.»

Kunsthandwerkerin mit Leib und Seele

Die weithin bekannte Appenzeller Bauernmalerei hat Ursula Regez-Fuchs schon von klein auf fasziniert. Als sie vor Jahrzehnten auf einen Kurs stiess, der die Grundlagen dieses Malstils vermittelte, meldete sich die zeichnerisch Begabte ohne Zögern an. Ihre Begeisterung für die Naive Malerei ist bis heute ungebrochen und wird von einer Vielzahl an Bildern bezeugt. Zu den Lieblingsmotiven der sympathischen Latterbacherin gehören stimmungsvolle Berg- und Winterlandschaften im Vollmondlicht oder idyllische Alpszenen mit weidenden Kühen, herumtollenden Kindern und blühenden Wiesen. Oft setzt sie ihre Werke in alten Fenstern in Szene, wobei das schön aufbereitete Holz ihnen eine noch besonderere Wirkung verleiht. Den persönlichen Stil von Ursula Regez-Fuchs prägt noch eine andere Kombination: die Verzierung farbiger Acrylhintergründe mit filigranen Scherenschnitten. So startete ihre eigentliche Kreativkarriere nicht mit Pinsel und Acrylfarbe, sondern mit Schere und Papier. Als sie 1973 ihrem späteren Ehemann begegnete, tauchte die gebürtige Engadinerin auch in die alte Kunst des Scherenschnitts ein. «Jürgs Vater, David Regez, war über die Landesgrenzen hinaus ein sehr bekannter Scherenschnittkünstler. Auch Jürg fertigte abends beim Fernsehen Scherenschnitte an.» Beeindruckt von deren Können, kam in Ursula Regez-Fuchs der Wunsch auf, dieses traditionsreiche Kunsthandwerk selbst zu erlernen. «Ich habe geübt, geübt, geübt – und mir Schnitt um Schnitt mehr Fertigkeiten angeeignet. Es vergingen mehrere Jahre, bis ich 1984 meinen ersten wirklich gelungenen Scherenschnitt in den Händen halten konnte.» Seither sind unzählige weitere kunstvolle Kreationen aus Papier entstanden, die je länger je mehr ihre Handschrift tragen. «Anfangs kopierte ich meinen Schwiegervater und meinen Mann, doch im Laufe der Zeit habe ich zu meinem eigenen Stil gefunden.» Ursula Regez-Fuchs stellt nicht nur traditionelle und moderne Scherenschnitte her; mit dem Plasmaschneider produziert sie auch scherenschnittartige Kunstwerke aus Metall. Diese kombiniert die 70-Jährige häufig mit Altholz, das ihr Sohn als gelernter Zimmermann fachmännisch für sie aufbereitet. Daneben präsentieren sich ihre Kreationen in vielen weiteren Gewändern: Ob als Tattoos, Küchenrückwände aus Glas, Verzierungen auf Alphörnern, Waldsägen, Feuerschalen oder Klebefolien für Bikes, Autos und Camper – das alte Kunsthandwerk ist alles andere als veraltet und die meist personalisierten Arbeiten der Berner Oberländerin sind gefragter denn je. «Ich habe das Glück, viele schöne Aufträge realisieren zu dürfen. Besonders gefreut hat mich unter anderem die Zusammenarbeit mit der Naturpark-Käserei Diemtigtal, für die ich einen zwei Meter langen Scherenschnitt mit Motiven aus der Natur und den Schweizer Traditionen entwerfen durfte.» Ihre Designs haben es sogar in die Lüfte geschafft, denn sowohl der Helikopterflugplatz Sitterdorf wie auch eine Privatperson liessen einen Hubschrauber mit Folien von Ursula Regez-Fuchs verschönern. Sollte sich der berufliche Wunsch der Kunsthandwerkerin erfüllen, fliegen in Zukunft noch weitere Scherenschnitte um die Welt. «Das ist vielleicht etwas unrealistisch, aber ich würde gerne einmal ein Flugzeug der Swiss mit einem Scherenschnitt bestücken, der die Traditionen und Symbole unseres Landes abbildet», sagt Ursula Regez-Fuchs lachend. Bis dahin wird der vielseitigen Latterbacherin bestimmt nicht langweilig werden, denn sie hat neben Familie und Hobbys noch reichlich kreative Ideen, die sie umsetzen möchte. Und wer weiss, vielleicht erhält sie in naher Zukunft helfende Hände, sind doch nicht nur ihre beiden Kinder künstlerisch-handwerklich begabt, sondern auch ihre Enkelkinder. Die Weiterführung der Regez’schen Familientradition der Scherenschnittkunst wäre für das Berner Oberland und das Kunsthandwerk der Schweiz jedenfalls eine überaus wertvolle Bereicherung.

  

Kontakt

MINIART, meine Art – kleine Kunst. Alles ein bisschen anders! 
Ursula Regez-Fuchs
Mättli 608h, 3758 Latterbach
Telefon: 079 414 06 61 
regez-miniart@bluewin.ch
www.regez-miniart.ch

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