Patrick Secchiari: Fulminantes Heimspiel am Thunersee
Patrick Secchiari: Fulminantes Heimspiel am Thunersee
2023 feiern die Thunerseespiele ihr 20-Jahr-Jubiläum mit einer Neuinszenierung von «Dällebach Kari». Als leidenschaftlicher Chorleiter und zweiter Dirigent sorgt Patrick Secchiari dabei für klangliche Genüsse – und fügt seiner beachtlichen Vita einen weiteren Höhepunkt hinzu.
Text: Esther Loosli | Fotos: zvg
Beat Künzi, im Juli wird für Sie ein Kindheitstraum wahr. Sie spielen im Musical-Klassiker CATS mit, der vom 12. Juli bis 24. August auf der Thuner Seebühne aufgeführt wird. Warum ist CATS ein Kindheitstraum?
Ganz einfach: CATS war eines der allerersten Musicals, die ich als Jugendlicher gesehen habe. Ich kannte ja bereits die Musik – insbesondere der Hit «Memory», den die alte Katze Grizabella singt, begleitete mich viele Jahre. Nun selbst in diesem für mich so prägenden Musical auf der Bühne stehen zu dürfen, ist toll! Als Laie in einer professionellen Produktion mitwirken zu dürfen, macht mich sehr stolz. Die Bühne – und insbesondere die Thuner Seebühne – bringt eine riesige Faszination mit sich. Das Gefühl, vor einem so grossen Publikum im Rampenlicht zu stehen, ist einmalig. Und macht süchtig (lacht).
Welche Rolle spielen Sie in CATS?
Ich bin als Chormitglied Teil des Ensembles. Welchen Charakter meine Katze haben wird, wird sich bei den Proben herausstellen. Ich bin sicher, dass sich unsere Regisseurin und Choreografin Kim Duddy etwas Tolles ausgedacht hat.
Wenn am Mittwoch, dem 12. Juli 2023, der diesjährige Musicalsommer auf der wohl schönsten Seebühne Europas eingeläutet wird, kehrt nicht nur das beliebte Mundartmusical «Dällebach Kari» zurück. Auch der in Beatenberg aufgewachsene Chordirigent Patrick Secchiari ist nach seinem Engagement für die Produktion «Ich war noch niemals in New York» im Jahr 2019 erneut Teil des Kreativteams der Thunerseespiele. Zusammen mit anderen kreativen Köpfen – darunter der Aargauer Regisseur Simon Eichenberger, der musikalische Leiter Iwan Wassilevski, der Bühnenbildner Charles Quiggin und der Kostümbildner Aleš Valašek – sowie vielen weiteren Beteiligten und einem begnadeten Cast erweckt er den Publikumserfolg von 2010 zu neuem Leben. Für diese Neuinszenierung scheint Patrick Secchiari geradezu prädestiniert zu sein, führt er doch seit langer Zeit viel beachtete spartenübergreifende und mitunter auch unkonventionelle Projekte in der ganzen Schweiz durch.
Leidenschaft für Gesang und Musik
Der passionierte Chordirigent kann für sein Mitwirken bei den Thunerseespielen auf einen grossen, vielfältigen und langjährigen Erfahrungsschatz zurückgreifen. «Musik gehörte schon immer zu mir. Das Singen im Chor, das Klavierspielen und das Tanzen standen in meiner Jugend im Vordergrund. Es fiel mir von Anfang an leicht, singende Gruppen anzuleiten. Und die Menschen haben offenbar gerne mit mir gesungen. Da lag es auf der Hand, dieses Hobby zum Beruf zu machen.» Und so studierte der Berner Oberländer an der Musikhochschule in Freiburg Chorleitung, schloss in Bern einen Master in Gesang ab und absolvierte mehrere internationale Meisterkurse bei renommierten Dirigenten. Seit 2014 unterrichtet er selbst Chordirigieren an der Hochschule der Künste Bern und setzt sich auch sonst für die Weitergabe des Fachwissens an jüngere Generationen ein. Neben didaktischen Tätigkeiten kann der 44-Jährige schon auf viele musikalische Engagements zurückblicken. Gegenwärtig leitet er die Kammerchöre in Seftigen und Glarus sowie sein selbst gegründetes Vokalensemble ardent. Mit Letzterem inszenierte er während der Herbstsession 2015 einen Flashmob im Nationalratssaal. Auch grosse Mitsingevents wie Händels «Messiah» im Casino Bern oder Orffs «Carmina Burana» in Thun, Festivals wie das Interlaken Classics und Chorwochen gehören zu seinem Wirkungsbereich. Einen weiteren Schwerpunkt bilden neben dem A-cappella-Repertoire grosse Oratorien, für die Patrick Secchiari mit vielen Orchestern kooperiert hat. Und als er 2019 zum ersten Mal den Chor der Thunerseespiele leitete, half ihm auch, dass er den Bühnenbetrieb bereits von seinen Anstellungen am Stadttheater Bern kannte.
Grossartige Stücke und Gänsehautmomente
Als Chorleiter ist Patrick Secchiari dafür zuständig, die Proben mit dem 20-köpfigen Chor und dem Ensemble zu leiten. In enger Zusammenarbeit mit Iwan Wassilevski und dem Regisseur Simon Eichenberger stellt er die korrekte berndeutsche Aussprache sicher und verantwortet das Einstudieren der Musik: «In den Chorproben geht es darum, neben dem richtigen Rhythmus und den korrekten Tönen auch die Stimmung der jeweiligen Szene zu erfassen. Mit meinen Erfahrungen der letzten Jahre versuche ich, mit Tipps und Tricks das Beste aus allen Beteiligten herauszuholen.» Die grosse Leidenschaft der Sänger:innen und die menschlich wie stimmlich harmonierende Besetzung erleichtern ihm diese Arbeit sehr. Entsprechend glücklich zeigt er sich mit den gecasteten Ensemblemitgliedern. Und das ist wichtig, denn im Vergleich zu konzertanten Aufführungen tragen Musicalsänger:innen mehr Verantwortung, weil sie den Dirigenten nicht bei jedem Einsatz sehen können. Zudem kommen bei einem Musical neben dem Singen auch noch das Schauspiel und der Tanz dazu – umso entscheidender ist es deshalb, die Gesangspartien zu verinnerlichen. Schliesslich gilt es, der grossartig komponierten Musik gerecht zu werden, die die Geschichte rund um das Berner Stadtoriginal noch berührender macht: «Den grossen Gänsehautmoment bietet für mich das Ende des Musicals. Das lässt niemanden kalt. Und genau dann singt der Chor die aus meiner Sicht schönste Nummer, ‹Stärn über Bärn›.» Entsprechend freudig blickt Patrick Secchiari auf die Musicalabende am Thunersee, die neben diesem emotionalen Stück noch viele weitere Highlights und beste Unterhaltung bieten.
«Dällebach Kari» auf der Thuner Seebühne
An folgenden Daten kann Patrick Secchiari als zweiter Dirigent in Aktion erlebt werden:
Donnerstag, 20. Juli / Freitag, 21. Juli / Freitag, 11. August / Samstag, 12. August / Freitag, 25. August
Weitere Informationen unter:
www.thunerseespiele.ch
www.secchiari.ch