Lenny Kravitz: Ende 2019 soll es mit dem grossen Sprung klappen
Lenny Kravitz: Ende 2019 soll es mit dem grossen Sprung klappen
«The Souls». Dieser Name sagt Ihnen nichts? Nicht wenigen Leserinnen und Lesern von «ThunerseeLiebi» wird es so ergehen. Das aber könnte sich bald ändern, denn die sechs Musiker aus der Region Thun haben das Potential zu einer grossen internationalen Karriere. Wer als Vorgruppe von Lenny Kravitz in Hamburg oder Silbermond auftreten durfte, vor vollem Hallenstadion, der muss zuerst etwas vorweisen können.
Text: Thomas Bornhauser | Fotos: Tabea Hüberli, Pascal Berger
Am Anfang unseres Berichts steht die Künstlerin Karin Frank aus Hilterfingen, die wir Ihnen bereits in einer früheren Ausgabe dieses Magazins vorstellen konnten: «Du, als Rocker der ersten Stunde, ich habe dir einen Geheimtipp, «The Souls», entdeckt am Unplugged Musikfestival Zermatt, kürzlich auch an den Music Days in Steffisburg.» Es folgt von ihr eine Musikkritik, die vielen Kulturredaktoren gut anstehen würde: Präzise, professionell, durchaus kritisch. Ganz Künstlerin, die sie selber ist. Immerhin: Die Neugierde des Schreibenden ist definitiv geweckt.
Vor Nervosität Selfie vergessen
«The Souls» standen bisher aber nicht bloss in der Schweiz oder im angrenzenden Ausland auf den Bühnen. Sie waren zum Beispiel auch in Singapur und auf 5-Tages-Tour in der Ukraine, unter anderem in Dnipro, dem ehemaligen Dnipropetrowsk. Dort wurde den «Souls» so richtig bewusst, wofür sie Musik machen. Michi Finger: «Da waren ungefähr 400 Leute in einem Club, ich habe kein einziges Handy gesehen, niemand sprach ein Wort – alle hörten sie einfach zu, machten bei der Musik mit, es gab nach jedem Song Beifallsstürme. Die Leute wollten wissen, wann wir wiederkommen», erzählt er mit Begeisterung. Die Hühnerhaut ist unübersehbar, als er von diesem Erlebnis erzählt.
Optimaler Name für die Band?
men zu klären, denn zu jener Zeit nennen sie sich «Undiscovered Soul», die unentdeckte Seele. Geht für eine Rockband gar nicht. Während eines Aufenthalts in Los Angeles – das Video «Tandem» zeugt davon (siehe Kästchen) – gehen die sechs Schweizer für Aufnahmen in ein Tonstudio, wo sie einen weiteren bekannten Musiker treffen: Gene Simmons von KISS. Sie kommen ins Gespräch, unter anderem auf der Suche nach einem besseren Namen. Der KISS-Bassist rät spontan, nachdem er ihre Musik gehört hat, zu «Siren», Sirene, was die Herren aus Schweizerlanden nicht so richtig zu begeistern mag (sorry, Gene!). Auf einem White Board stehen zum Abschluss ihres Kalifornien-Trips über 100 Namensvorschläge. Keiner passt. «Weil unsere Fans seit jeher nur von den Souls reden, haben wir gekürzt. Alle scheinen damit zufrieden», lacht Michi Finger.
L.A., Singapur, die Ukraine. Werden die Musiker zumindest von den Fluggesellschaften unterstützt? «Leider nein. Wären wir nicht «The Souls» zu sechst, sondern «The Soul», würde vielleicht etwas drin liegen. Aber so…» Ihre Aufwendungen für die Auftritte buchen sie deshalb unter Investitionen in die Zukunft ab.
Professionelle Einstellung
Wie entsteht eigentlich ein Song? Sitzen da sechs Musiker zusammen und machen einen auf Brainstorming? «Das ist eine Möglichkeit», gibt sich Michi Finger belustigt. Weshalb aber lacht er dabei? «Zu Beginn haben wir das tatsächlich so gemacht, durchaus mit Erfolg, es sind zum Schluss gute Songs entstanden.» Mit der Zeit hat sich jedoch herauskristallisiert, dass Jay der Kreativste ist, was das Schreiben und Komponieren anbelangt, musikalisch war man(n) immer auf Augenhöhe.
Die Band hat also auch diesbezüglich einen gewaltigen Reifeprozess durchgemacht, seit ihrer Gründung 2010, als sich die sechs ehemaligen Schulkollegen oder Freunde aus der Ausbildungszeit und der Musikschule formiert haben. Heute ist es so, dass Jay bei den regelmässigen Treffen im Übungsraum über den Stand der neu entstehenden Songs informiert und Passagen daraus vorspielt und singt. Die Inputs der fünf Kollegen sind wertvoll für ihn, um die Lieder weiterentwickeln zu können. Wenn ein Song zu 80% «steht», spielt er die Komposition elektronisch individuell für jeden Musiker ein, so dass die Gruppe sich daran machen kann, das Stück als Ganzes einzuspielen.
«Wir haben inzwischen fünf neue Songs aufgenommen», sagt der Gitarrist, «allerdings spielen wir diese noch nicht vor Publikum.» Angst vor der vox populi, vor Volkes Stimme? «Überhaupt nicht, im Gegenteil.» Dahinter steckt eine weitere professionelle Absicht: «Nach bald zehn Jahren ‹The Souls›, zwei CDs und einer EP-Trilogie mit jeweils vier Stücken, wollen wir den entscheidenden Schritt nach vorne machen.» Will heissen: Bis im Herbst 2019 gibt es keine öffentlichen Auftritte der Gruppe («ausser, ein Hammerauftritt würde uns angeboten…»), die Musiker wollen in dieser Zeit alle Möglichkeiten ausloten, die ihnen die Musikindustrie bietet. Sie ziehen unter ihre bisherige Karriere sozusagen den Schlussstrich.
Die Türe nach oben ist offen
The Souls
Reinhören!
Unter dem Suchbegriff «The Souls» finden sich auf Youtube Videoclips der Gruppe, zum Beispiel «Close My Eyes», «Fighting in de Moonlight» oder «Tandem» (es gibt auch Echos aus der Ukraine).