Katja Riem: Mit 26 Jahren mehr erreicht als andere im ganzen Leben

Katja Riem: Mit 26 Jahren mehr erreicht als andere im ganzen Leben

Katja Riem: Mit 26 Jahren mehr erreicht als andere im ganzen Leben

Katja Riem aus Kiesen BE stammt in sechster Generation aus der renommierten Kellerei Riem, Daepp & Co. AG. Die gelernte Winzerin und Landwirtin hegt und pflegt selbst einen Teil der familieneigenen Reben. Die 26-Jährige engagiert sich aber nicht nur für den Schweizer Wein, sondern als jüngste Grossrätin seit September 2021 auch für den Kanton Bern.

Text: Samuel Krähenbühl | Fotos: zvg

 

Merligen am Thunersee. Steil steigt der Rebberg am Sonnenhang an, der 18 Aren umfasst. «Diesen Rebberg in Merligen bewirtschafte ich selbst. Das ist mein Hobby am Feierabend», sagt Katja Riem lachend. Wie so vieles scheint auch dies der 26-Jährigen einfacher zu gehen als anderen Menschen. Das zeigt sich beispielhaft an ihrem beruflichen Werdegang. Denn sie hat in ihrem jungen Alter mehrere erfolgreich abgeschlossene Ausbildungen hinter sich. Von 2012 bis 2015 absolvierte sie den «Wirtschafts-Gymer» am Gymnasium Kirchenfeld in Bern. «Nach dem Gymnasium hatte ich die ‹Schnauze voll› von Schule und deshalb widmete ich mich der Berufslehre als Winzerin EFZ, die ich verkürzt in zwei Jahren abschliessen konnte», berichtet sie. Die Lehrjahre absolvierte sie beim Rebgut der Stadt Bern in La Neuveville und bei der Familie Kamm auf dem Weingut Schloss Teufen in Teufen ZH.

 

Auch Kühe gemolken

Doch nach der Winzerlehre zog es sie wieder zurück in die Schule und sie nahm das Agronomiestudium in Zollikofen ins Visier. «Kein Agronomiestudium ohne jemals eine Kuh gemolken zu haben – war jedoch mein Credo, weshalb ich 2017 bis 2018 die Lehre zur Landwirtin EFZ dazwischen schaltete. Bei Bruno Wermuth und Corinna Bochsler in Vielbringen lernte ich die Milchviehhaltung und die biologische Landwirtschaft kennen und zur Schule ging ich auf die ‹Rütti› – Teil des Inforamas Bern», erklärt Riem. Schlussendlich besuchte Katja dann tatsächlich die Berner Fachhochschule HAFL in Zollikofen, wo sie während drei Jahren von 2018 bis 2021 den Bachelor in Agrarwissenschaften erlangte. «Drei intensive Jahre, die auch von verschiedenen Nebenjobs, aber vor allem von vielen tollen Menschen geprägt waren», erinnert sie sich. Nebenbei arbeitete sie stets auch auf dem elterlichen Familienbetrieb mit. Etwa beim Abfüllen oder Vermarkten von Wein.

 

Man bereitet sich also erst zwischen 16 und 18 darauf vor, politisch mitzuwirken und eine Meinung kennen zu lernen, zu adaptieren und zu vertreten.»

 

 

Wein im Blut

sechster Generation aus der Dynastie Riem, die seit 1868 die Weinkellerei Riem, Daepp & Co. AG in Kiesen führt. Riems handeln mit Wein, bauen aber auch eigenen an. So etwa 1,5 Hektaren im Wallis und 1,5 Hektaren am Genfersee, aber auch 60 Aren in Thun. Und dann die bereits erwähnten 18 Aren in Merligen am Thunersee, die Katja selbst bewirtschaftet. In Ostermundigen hat sie dann auch noch zusammen mit ihrer Schwester Claudia und ihren Kollegen Roman Brunner und Annette Ramseier ein Start-up mit dem Namen «Vignerons de Berne» gegründet. Zusammen bewirtschaften sie einen Rebberg von 92 Aren in Ostermundigen.

Doch trotz mehreren Ausbildungen und bereits grossem beruflichem Engagement im elterlichen Familienbetrieb hat sie bereits jung noch ein weiteres Betätigungsfeld gefunden: die Politik. «Aufgrund einer Recherche für einen Vortrag in der Oberstufe habe ich eine Kollegin an eine kantonale Delegiertenversammlung der SVP Bern begleitet. Der Anlass hat mich inspiriert und nur einige Tage später bin ich 14-jährig der Jungen SVP beigetreten – da ich für die SVP noch zu jung war. In der Jungen SVP habe ich mich nie gross engagiert. Nicht viel später wurde ich dann in der Sektion Kiesen-Oppligen Sekretärin», erklärt sie. Nach der Grossratskandidatur im Jahr 2018 wurde sie ausserdem ebenfalls Sekretärin und Vizepräsidentin der SVP Mittelland-Süd und Vorstandsmitglied der SVP Mittelland. «Die SVP war und ist die Partei, die meine Werte am besten vertritt», sagt sie klipp und klar.   

Jüngste Berner Grossrätin

Mit erst 22 Jahren belegte sie bei den Grossratswahlen 2018 bereits den ersten Ersatzplatz auf ihrer Liste und konnte dann noch in der Legislatur 2018 bis 2022 in das Berner Kantonsparlament nachrutschen. Mit dem besten Ergebnis aller Kandidatinnen und Kandidaten nicht nur in ihrem Wahlkreis, sondern im ganzen Kanton Bern wurde sie dann am 27. März 2022 im Amt bestätigt. Ihr erstes Votum hielt sie im Grossen Rat zum Thema Senkung des Stimmrechtsalters von 18 auf 16. Sie lehnt dies dezidiert ab, obschon sie selbst bereits früh politisierte. Hier das Votum im Originalton: «Mit 15 oder 16 Jahren ist die obligatorische Schulzeit abgeschlossen und die meisten jungen Bürgerinnen und Bürger beginnen eine Berufslehre, starten mit dem Gymnasium oder beginnen eine anderwärtige interessante Ausbildung. In dieser Erstausbildung wird Allgemeinbildung stark gewichtet. Man lernt das Schweizer Politsystem kennen, führt erste Debatten zu aktuellen Themen, lernt von seinen Rechten und Pflichten und beginnt mit der Meinungsbildung. Man bereitet sich also erst zwischen 16 und 18 darauf vor, politisch mitzuwirken und eine Meinung kennen zu lernen, zu adaptieren und zu vertreten.»

Irgendwie typisch ist auch, dass sie wiederum über die Politik zu ihrem Rebberg in Merligen kam. Nämlich über einen Grossratskollegen: «Von Conny und Fönsu (Alfons Bichsel, Grossrat für die Mitte) bekam ich das Vertrauen, ihre kleine Parzelle in Merligen mit Solaris-Trauben zu bewirtschaften. Der Rebberg ist umgeben von einer wahnsinnigen Landschaft und ist in meinen Augen der schönste Rebberg im ganzen Kanton! Vom ‹Merliger› gibt es nicht so viele Flaschen, dafür umso kostbarere.» Und nun steht sie bereits auf dem Sprung zum nächsten Karriereschritt: Katja Riem kandidiert für die Nationalratswahlen vom 22. Oktober 2023. Sie macht dabei ihrem Alter entsprechend mit witzigen und engagierten Videos und Clips in den sozialen Medien auf sich aufmerksam.

Doch bei aller Begeisterung für die Politik drückt dann doch auch immer wieder die ererbte Leidenschaft für den Wein durch. Namentlich auch für den Schweizer Wein: «Der Schweizer Wein ist ein Kulturgut mit einer riesengrossen Tradition. Wir können qualitativ mit anderen Weinnationen schon lange mithalten. Der Schweizer Wein wird trotzdem noch immer unterschätzt.» Als junge Frau weiss sie aber auch um die sich verändernden Vorlieben. «Es gibt grosse Unterschiede zwischen den Generationen. Und den Kundensegmenten. Junge Menschen in meinem Alter haben gerne Weine mit Restsüsse. Süsse macht Weine runder und weicher. Da finden Junge eher den Zugang», erklärt sie.

 

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