Kurt Matter und das Oberhofnerli

Kurt Matter und das Oberhofnerli

Kurt Matter und das Oberhofnerli

Kurt Matter tanzt gerne auf vielen Hochzeiten. Als grösster Sammler von Drehorgeln und Musikautomaten in Europa hat der preisgekrönte und inzwischen pensionierte Garagier sich spontan entschieden, das «Oberhofnerli» zu kaufen. Seit Mai verkehrt das MS Oberhofen wieder auf heimischem Gewässer. 

Text & Fotos: Christine Hunkeler

Das Leben des Thuners Kurt Matter – eines wahrhaft waschechten «Dürrenästlers» – ist geprägt von Zufällen, böhmischer Musik und vielen Ventilen. Heute lebt er mit seiner Frau Ursula im Osthaus des historischen Wichterheer-Gutes in Oberhofen. Auch seine einzigartige Sammlung von Musikautomaten und Drehorgeln ist hier zu sehen. 

Herr Matter, wie kommt man auf die Idee, ein Motorschiff zu kaufen?

Nicht ich, sondern Gerhard Schmid aus Thun kam auf die Idee. Er hatte von Stefan Wiedmer von der BLS-Schifffahrt BO über Rolf Lemberg erfahren, dass das Schiff in Holland zu verkaufen sei. Er hat sich mit Rolf Lemberg unterhalten und die beiden fanden, dass man das Schiff wieder auf den Thunersee bringen, respektive zurückkaufen sollte. Bei der Frage von Gerhard Schmid, ob ich finanziell auch mithelfen würde, ist der Funke sehr schnell auf mich übergesprungen. Da die Zeit drängte und der Besitzer Riks Noorman noch andere Interessenten hatte, hab ich versprochen, den Kauf des Schiffes alleine zu finanzieren, sofern es wieder auf dem Thunersee verkehren dürfe und die BLS es übernehmen und warten würde. 

Es gibt ja noch viele andere Dinge, die man kaufen kann. Haben Sie ein spezielles Interesse an Schiffen oder weshalb musste es gerade ein Schiff sein? 

Einen Teil meines Herzens habe ich bereits in den Fünfzigerjahren an die Schiffe und ihre Fahrt verloren. Mein Grossvater war Schiffsheizer auf dem Thunersee und als kleiner Junge habe ich ihm oft das Mittagessen vorbeigebracht. Diese äusserst anstrengende, kräfteraubende und nicht ungefährliche Arbeit in den zum Teil dunklen und heissen Kesselräumen der Schiffe hat bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Verbrennungen und Verbrühungen durch undichte Ventile oder Rohrleitungen kamen damals oft vor. Heute ist dieser Beruf durch die Umstellung auf motorbetriebene Schiffe ausgestorben. Als liebevoll spöttischer Sammelbegriff ist die Bezeichnung «Heizer» in der Seemannssprache jedoch für das Maschinenpersonal erhalten geblieben. 

Auch ich selbst bin als junger Mann während dreier Jahre auf einem Frachtschiff zur See gefahren. Von England nach Afrika und bis nach Südamerika. Angefangen habe ich als Maschinenreiniger und bin bis zum Unteroffizier aufgestiegen.

Das Motorschiff Oberhofen ist nach 15 Jahren «Exil» in Holland seit dem
2. Mai wieder auf dem Thunersee unterwegs. In verschiedenen Medien wurde über den spektakulären Rücktransport auf dem Wasser- und Landweg zurück auf den Thunersee berichtet. Wenn Sie zurückschauen, würden Sie sich nochmals für dieses Projekt begeistern lassen?

Ja sicher würde ich es wieder machen! Es ist doch wunderschön zu sehen, wie viele Leute sich für das MS Oberhofen begeistern. Auch ich freue mich jedes Mal, wenn ich das Schiff vorbeifahren sehe. Das «Oberhofnerli» ergänzt die Flotte der BLS, bestehend aus acht Schiffen auf dem Thunersee. Es ist ein ideales Charterschiff für Familienfeste, Geburtstagsfeiern, kleinere Hochzeitsgesellschaften sowie für Firmenausflüge von KMU-Betrieben. Der gemütliche Innenraum sowie die überdeckte Bartheke im Mittschiff eignen sich gut für Apérofahrten und Bankette. Es finden auch einzelne öffentliche Fahrten statt, sodass alle Interessierten das Schiff auf dem Thunersee wieder begrüssen und damit fahren können.

«Angefangen habe ich als Maschinenreiniger und bin bis zum Unteroffizier aufgestiegen.»

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