Generationenwechsel im Seegarten Marina: Für die Liebe zum See

Generationenwechsel im Seegarten Marina: Für die Liebe zum See

Generationenwechsel im Seegarten Marina: Für die Liebe zum See

Der «Seegarten Marina» gehört nun seit Jahrzehnten zur Kulisse der Spiezer Bucht. Die Philosophie – gutbürgerliche Küche für alle – hat sich bewährt. Die neue Generation mit Caroline Reber und Juri Seidel bringt das alte Konzept in neue Form und erreicht damit auch die Jungen. Ein Blick hinter die neue Kulisse des «Seegarten Marina».

Text: Alice Stadler | Fotos: Luca Däppen, zvg

s hämmert, es bohrt und ab und an plärrt Testmusik aus den Lautsprechern – so sah es auf der Baustelle des «See- garten» aus, oder hörte es sich vielmehr an, vor der Wiedereröffnung Ende April 2024. Geschäftig liefen die Handwerkenden von Saal zu Saal. Tauschten hier eine Glühbirne und da eine Bodenplatte aus. Es weht ein neuer und doch vertrauter Wind im «Seegarten Marina». Die neuen Geschäftsführenden, Caroline Reber und Juri Seidel, kommen beide aus Gastronomie- und Hotelleriefamilien – die Leidenschaft für Service und Dienstleistungen wurde ihnen so bereits in die Wiege gelegt. Nach einem Abschluss an der Hotelfachschule in Lausanne arbeitete Caroline Reber u. a. als Marketing Manager bei der Wiedereröffnung des «Dolder Grand». Es folgten ein Master in Marketing and Communications und weitere erfolgreiche Stationen, bevor sie 2022 gemeinsam mit ihrem Partner Juri Seidel die Geschäftsführung des «Seegarten» übernahm. Juri Seidel schloss seine Ausbildung zum Hotelkaufmann am Starnberger See ab und war u. a. als Senior Revenue Manager für EMEA bei Marriott International im Corporate Office tätig. Sie übernahmen den Betrieb von Caroline Rebers Stiefvater, der als Eigentümer den Betrieb zuvor 50 Jahre lang geleitet hatte. Noch heute sind Manfred und Marianne Beutler täglich im Betrieb,  um zu unterstützen. So gab es mit der Geschäftsübernahme nicht nur einen Generationswechsel, sondern auch einen Ideenwechsel, bei dem das bewährte Konzept jedoch erhalten blieb. «Der Identifikationsfaktor war auch sehr wichtig, denn die Umgestaltung sollte die Arbeit meines Stiefvaters auch würdigen», erklärt Caroline Reber. Daher entschieden sie sich auch für einen erfahrenen und lokalen Projektplaner, der die Anliegen des ehemaligen Geschäftsführers nachvollziehen konnte. Mithilfe von Gschwend AG Gastro-Bau haben sie sich diesem Abenteuer gestellt. «Das ganze Hotel und Restaurant hatte diesen Retrolook der 70er- und 90er-Jahre. Wir versuchten den ‹Seegarten› auch optisch zu einem ‹Seegarten Marina› zu machen.» Als sie gefragt wurden, ob sie den Betrieb weiterführen wollen, war für die beiden daher gleich klar, dass eine Umgestaltung vonnöten ist. «Wir wollen zu 100 Prozent dahinterstehen können und gleichzeitig auch die Jungen ansprechen.» Genauso klar war es, dass das Grundkonzept erhalten bleibt und sozusagen modern aufpoliert wird, da das Unternehmen an sich gut besucht war.
 

Bekanntes im neuen Gewand

Ganz nach dem Namen «Seegarten Marina» wurden die Säle umgestaltet: Die verschiedenen Blautöne des Thunersees spiegeln sich auf den Akzenten der Tische wider. Dazwischen schwimmen Fische auf der Tapete, und der typische «Seegarten»-Anker präsentiert sich in seiner vollen Pracht. Die alten Schwingtüren sind Geschichte, genauso wie die eher schummerige und dunkle Gaststube. Anstelle dessen trifft man auf einen luftig gestalteten Essraum, der dank der vielen Glaswände aus jedem Winkel einen Seeblick bietet. Auch die Hotellobby zeigt sich in neuem Gewand. Das Steuerrad der «Piratenbar» – ein Souvenir aus unvergessenen Zeiten – hängt stolz an der Wand und begrüsst die eintreffenden Gäste. Links davon befindet sich die ovale, aus einem Holzfass geformte Rezeption, die an einen Schiffsbug erinnert. Pastelltöne wie Puderrosa, Flieder und Hellblau werden in den Sitzgelegenheiten aufgenommen. Nach dieser allumfassenden Metamorphose sind nur noch die Hotelzimmer ausstehend, die Anfang 2025 im selben Konzept umgestaltet werden sollen.

Ein Haus, eine Familie

Was früher eine einfache Werft war, wurde über die Jahre zu einem zusammenhängenden Betrieb mit Hotel und Restaurant. Die verschiedenen Treppenübergänge zeigen die einzelnen Gebäudeteile auf, die heute mit einem flachen Flur verbunden sind. Genauso entwickelte sich über die Jahre aus langjährigen Mitarbeitenden und Stammgästen eine «Seegarten»-Familie. Caroline Rebers und Juri Seidels authentische, offene und sympathische Art hilft ihnen, Gäste auf familiäre Weise willkommen zu heissen. Aber auch bei den Mitarbeitenden ist es ihnen wichtig, eine Wohlfühlkultur zu kreieren. Denn nur mit einem starken Team kann auch das perfekte Gästeerlebnis erreicht werden, das aus Gästen Stammgäste macht. Viele Mitglieder des Teams sind bereits seit 10 bis 30 Jahren im «See- garten» und sind fest im Betrieb verwurzelt, was den neuen Geschäftsführenden die Übernahme erleichterte. Für die beiden war es wichtig, ihre treue Truppe ins neue «Seegarten»-Kapitel mitzunehmen. Auch die vielen Handwerkenden, die den «Seegarten» im neuen Kleid erstrahlen lassen haben, zählen nun zur Familie. Beide Geschäftsführenden waren überrascht, wie schnell man eine doch enge Beziehung entwickelte. «Nicht zuletzt, weil wir auch jeden Tag vor Ort waren», meint Caroline Reber schmunzelnd, «so haben sich schöne Gespräche ergeben und Vertrauen wurde aufgebaut.»   


Zu erschwinglichen Preisen wird für alle gesorgt – so die Idee des ehemaligen Inhabers. Im gleichen Stil, mit neuem Schwung präsentiert sich daher die Karte: gutbürgerlich und traditionell, aber angepasst an die heutige Zeit. Somit gibt es noch immer die altbewährten Klassiker, ergänzt durch neue Leckerbissen wie den Sunday Roast, eine Bratenvariation. Im Winter folgt dann die weithin bekannte Cordon-bleu-Karte. Täglich wird auch ein Tagesteller serviert, der allen im Geschäft einen kulinarisch-kreativen Freiraum geben soll, um sich einzubringen und Neues zu testen. So kommt es auch vor, dass Gerichte ihren Weg auf die Karte finden, die jemand selbst irgendwo gegessen hat und sich davon inspirieren liess. Der Name «See- garten» wird deutlich aufgegriffen – verschiedene Fischgerichte, Surf ’n’ Turf und vegetarische Op- tionen wie die Gemüsepfanne sind Teil des neuen Angebots. Natürlich gibt es noch immer Pizzen aus dem hauseigenen Ofen, doch die Karte widerspiegelt klar die Kombination von Land und Wasser, See und Garten, Rind und Fisch. Es soll wirklich jeder etwas auf der Karte finden. «Wir wollen, dass auch jemand in der Stadt Bern sagt: ‹Da ist eine Perle am Thunersee›», erklärt Juri Seidel.


Trotz Bauarbeiten versorgte das Restaurant bereits vor der Neueröffnung Gäste mit Getränken. «Wir mussten manchmal bis zu dreimal die Scheiben putzen, weil Neugierige in die Gaststube geschaut haben», sagt Caroline Reber lachend. Tatsächlich sassen zwischen den Handwerkenden auch ab und an Gäste, die an ihren Gläsern nippten, während um sie herum der «Seegarten» von Neuem zu erstrahlen begann. Juri Seidel und Caroline Reber sind froh, endlich wieder als Gastgebende auftreten zu dürfen und die Büroarbeit auch mal verschieben zu können. Trotz guter Planung kam es am Schluss doch noch zu Verzug und die Küche konnte erst eine Woche vor Eröffnung benutzt werden – da wurde nicht nur das Küchenteam nervös. Doch sie liessen sich nicht aufhalten, dem neuen, alten «Seegarten Marina» eine gelungene Wiedereröffnung zu ermöglichen. Und ganz nach dem Motto «Nach dem Umbau ist vor dem Umbau» haben die beiden noch viele Ideen in petto. So sollen auch interessante Angebote und Events für den eher ruhigen Winter in der Spiezer Bucht entstehen. Nun aber stehen noch die Hotelzimmer an, damit sich der Betrieb im endgültigen, einheitlichen Gewand präsentieren kann – es bleibt also spannend im «Seegarten Marina». 

Hinterlassen Sie einen Kommentar

* Erforderlich