Hans und Marlis Suter - Über die Kunst des schönen Lebens

Hans und Marlis Suter - Über die Kunst des schönen Lebens

Hans und Marlis Suter - Über die Kunst des schönen Lebens

Das Ehepaar Hans und Marlis Suter verschrieb sich schon in jungen Jahren der Kunst. Sie wollten zwar eigentlich nie bewusst sammeln, bloss ein Bild für die neue Wohnung in Thun kaufen. So kam es, dass sich der Assistenzarzt und die Primarlehrerin 1964 ihr erstes, gemeinsam ausgewähltes Bild des Thuner Malers Willi Waber «Der Niesen bei Föhn» (1957), mit einem Kredit der Schwiegermutter kauften. Von nun an prägte das Sammeln von Kunst, die Beschäftigung mit Bildern und die Freundschaften zu Künstlern ihr Leben. Wir geben Ihnen Einblick in das Leben der Kunstsammler und die aktuelle Ausstellung im Höchhus Steffisburg.

Text:   Eveline Wermelinger  |  Fotos: Heinz Studer, Sammlung Hans & Marlis Suter

ans und Marlis Suter haben viele Talente. Marlis Suter war eine leidenschaftliche Pfadfinderin, Orientierungs- läuferin, hingebungsvolle Primarlehrerin, Hausfrau und Mutter. Auf Spaziergängen findet sie scheinbar ohne Mühe vierblätterige Kleeblätter. Hans Suter hat sich nicht nur als Arzt mit eigener Praxis und Dozent an der Hautklinik der Universität Bern, sondern auch im Gebiet der Kunst und Kultur, u. a. als Präsident der Kunstkommission Steffisburg, langjähriger Präsident des Fördervereins Kunstmuseum Thun, Autor, Mitautor und Mitherausgeber von Kunst- büchern, einen Namen gemacht. Die beiden bilden ein gut eingespieltes Team und ergänzen sich ideal: Marlis als Pragmatikerin, die mit Herz und Seele den Weg vorgibt, und Hans als Kopfmensch, der den Dingen perfektionistisch auf den Grund geht. 

Die Freude an der bildenden Kunst wurde Hans Suter durch seinen Zeichnungslehrer Paul Wyss-Trachsel im Städtischen Gymnasium Bern näher gebracht. Bei Marlis Suter war es der Einfluss ihres Lehrers Gottfried Tritten während des Lehrerinnenseminars in Thun. Mit einem kleinen Assistenzarztlohn, welcher eine fünfköpfige Familie ernährte, kamen die ersten Erwerbungen dank Ratenzahlungen zustande. Die Begeisterung für die Kunst stellte für sie aber nie ein Opfer dar. Wenn Auge, Geist und Seele von einem Werk angesprochen wurden, erwachte immer wieder auch die Leidenschaft. Zunächst wurde der Besuch der Weihnachtsausstellung des Kunstmuseums Thun zur jährlichen Tradition. Vor Ort gingen beide in unterschiedliche Richtungen, wählten fünf Bilder aus, die ihnen gefielen, trafen sich wieder und gewöhnlich stimmten ein oder zwei Bilder überein, wovon sie dann eines kauften. Später folgten Auktionen in Bern, bei denen sie zuvor im Katalog Werke auswählten und am Telefon mitboten.

Die vielen Ausstellungsbesuche und Freund- schaften zu Künstlern, die sich aus ihren Käufen ergaben, schulten und schärften im Laufe der Zeit ihren Blick und Geschmack. Ein Werk musste für sie schön, wohltuend und hintergründig sein. Viele von ihren Käufen sind Ausdruck der Anerkennung und Unterstützung junger Künstler und Künstlerinnen, deren Förderung dem Sammlerehepaar am Herzen lag. Zu Beginn sammelten sie Werke von Künstlern der Stadt und Region Thun, später dann auch von Künstlern aus dem ganzen Kanton und schliesslich aus der ganzen Schweiz.

2003 erhielt das Ehepaar den Kulturstreuerpreis der Stadt Thun, welcher sie als Kulturvermittler und Sammler ehrte. Durch ein grosses Engagement eines weiteren verdienstvollen Thuner Kulturvermittler-Ehepaars, Thomas und Charlotte Frieden, konnte ein Gönnerverein gegründet werden, der es ermöglichte, die Sammlung Suter im Wichterheerhaus in Oberhofen am Thunersee der Öffentlichkeit zugäng- lich zu machen. Dort präsentierte das Ehepaar von 2004 bis 2011 in 15 Wechselausstellungen Ausschnitte aus ihrer Sammlung. 2012 zügelten sie in das historisch restaurierte Höchhus in Steffisburg. Hier fanden seither zehn weitere Wechselausstellungen statt. Im September wird die nächste folgen.


Die aktuelle Ausstellung im Höchhus Steffisburg: Helene Pflugshaupt zum 125. Geburtstag und Ruth Schwob zum 100. Geburtstag 

Das künstlerische Schaffen von Helene Pflugshaupt nimmt in der Kunstsammlung von Hans und Marlis Suter einen besonderen Platz ein. Das Ehepaar war mit der Künstlerin während 25 Jahren befreundet und nennt sie noch heute liebevoll HP, entsprechend ihrer Unterschrift auf Gemälden. Nach zwei Einzelausstellungen 2004 und 2010 im Wichterheergut Oberhofen präsentiert der Förderverein Kunstsammlung Hans & Marlis Suter (Nachfolgeverein des Gönnervereins) nun im Höchhus Steffisburg 125 Jahre nach ihrer Geburt erneut einen Querschnitt mit zum Teil in den Ausstellungen ihrer Sammlung noch nie gezeigten Bildern. Die Ausstellung wird ergänzt mit Werken von Ruth Schwob, einer weiteren markanten Berner Malerin, deren Geburtstag sich heuer zum 100. Mal jährt. Die Künstlerinnen kannten sich und schätzten gegenseitig ihr kreatives Schaffen.


Helene Pflugshaupt-Huber 

Helene Pflugshaupt-Huber wurde 1894 in Bern geboren und trat schon in jungen Jahren der Anthroposophischen Gesellschaft bei. Sie befasste sich eingehend mit der Kunsttheorie von Rudolf Steiner, behielt aber immer ihre eigene künstlerische Stimme. Hans Suter sagt über ihre Werke: «Sie zeichnen sich durch klare, rhythmische Gestaltung der Formen und Flächen sowie eine kraftvolle, harmonische Farbgebung und eine Beschränkung auf wenige Farben aus. Neben stimmungsvollen Landschaften und Blumenmotiven sind Darstellungen von Menschen zentral. Vor allem Kinder, junge Erwachsene und Mütter mit ihren Kindern inspirierten die Malerin. Einzelpersonen stellt sie in ihrer Individualität dar, bei Menschengruppen wird der Fokus auf die zwischenmenschlichen Beziehungen gelegt. Die Gesichtszüge deutet sie im späteren Schaffen bewusst nur noch an oder lässt sie ganz weg. Der dargestellte Mensch blickt dadurch nicht mehr nach aussen, sondern gewissermassen nach innen. Wie im Leben beschränkt sie sich auch in ihrer Kunst auf das Wesentliche: Askese, Ordnung und Klarheit sind wichtige Lebens- und Schaffensprinzipien.»


Ruth Schwob-Bloch 

Ruth Schwob-Bloch wurde 1919 in Neckarbischofsheim (Süddeutschland) geboren. Im Gymnasium erlebte sie als Jüdin den Aufstieg der Nationalsozialisten. 1935 schickten sie ihre Eltern in ein Mädchenpensionat nach Lausanne. 1936 zog sie nach Paris und bildete sich dort bis 1939 zur Künstlerin aus. 1942 kehrte sie in die Schweiz zurück, zunächst nach Basel, 1943 durch Heirat nach Bern. Hans Suter hebt hervor: «Wie Helene Pflugshaupt pflegte auch Ruth Schwob die eigentliche Peinture, die Ölmalerei mit sparsam lasierendem Farbauftrag in harmonischen Kompositionen, die eine wohltuende Ruhe ausströmen. An Bedeutung gewann zudem das lichtvolle, zarte Aquarellieren. Bevorzugte Themen sind Interieurs mit lesenden, schreibenden oder in Gedanken versunkenen Menschen, Strand- szenen, grosszügig gemalte, farblich fein abgestimmte Landschaften und Stillleben.»

Hans Suter hält weiter fest, dass während bei Helene Pflugshaupt Einflüsse des Expressionismus erkennbar sind, sind es bei Ruth Schwob solche des Spätimpressionismus. Beide Malerinnen waren liebenswürdige, bescheidene, eigenwillige und starke Persönlichkeiten, die sich ihrer Ziele bewusst waren. Beide profilierten sich zu bedeutenden Berner und Schweizer Malerinnen mit einem unverwechselbaren Œuvre. Es bereitet Hans und Marlis Suter grosse Freude, ihre Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Während des Ausstellungsprozesses zeigt sich wieder ihre Dynamik. Hans Suter übernimmt als Perfektionist die Szenographie. Laut gezeichnetem Plan werden die ausgewählten Bilder ein erstes Mal aufgestellt und Marlis Suter übernimmt den Feinschliff, entscheidet, ob die Bilder tatsächlich zusammenpassen oder ob nicht noch etwas ausgewechselt werden soll. Marlis führt mit ihrem Herz und Gespür und Hans mit seinem Kopf und grossem Wissen über die Werke durch die Ausstellung. Wir werden ihre Schätze auch weiterhin geniessen können: Ihr ältester Enkel und die jüngste Enkelin engagieren sich im Förderverein ihrer Sammlung, dem die Gemeinde Steffisburg (die 80 Werke von Hans & Marlis Suter geschenkt bekam) bis mindestens 2022 einmal jährlich eine Ausstellung garantiert. Besuchen Sie die Ausstellung und überzeugen Sie sich selbst von Suters’ Gespür für die Schweizer Kunstszene – ein perfektes Ausflugsziel für jeden Kunstliebhaber!








Kunstsammlung Hans & Marlis Suter

Im Dachgeschoss des historisch wertvollen, restaurierten und rollstuhlgängigen Höchhus in Steffisburg wird jedes Jahr im Herbst eine Wechselausstellung mit Werken aus der Sammlung gezeigt. Die Sammlung besteht aus Werken von Schweizer Kunst der Klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts, wobei der Schwerpunkt auf der Region Thunersee und dem Kanton Bern liegt.






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