Gold für Fritz Kneubühl und seine Hiva

Gold für Fritz Kneubühl und seine Hiva

Gold für Fritz Kneubühl und seine Hiva

Dieses Jahr gewannen Fritz Kneubühl und seine vierjährige Hündin Hiva aus Steffisburg die Schweizermeisterschaft der Lawinenhunde in Parpan. Im März wollen die beiden erneut antreten und die Goldmedaille verteidigen. 

Text: Christine Hunkeler | Fotos: Christine Hunkeler, zvg

Fritz Kneubühl ist bereits vor einigen Jahren auf den Hund gekommen. Zu verdanken hat er dies seiner Frau Barbara, die sich seit Jahren intensiv mit Hunden beschäftigt und zum Beispiel nach dem verheerenden Erdbeben im japanischen Kobe 1995 vor Ort war, um gemeinsam mit ihrer Hündin nach vermissten Personen unter den Trümmern zu suchen.  Seine Frau hatte sich einst den Wunsch erfüllt, einen Belgischen Schäferhund der Varietät Groenendael zu kaufen. Auf Geheissen des Nachbarn hatte sie einen Erziehungskurs besucht und ist dort hängen geblieben, weil ihr die Arbeit mit der Hündin so viel Spass bereitet hat. So ist sie beim Hundesport und später bei der Rettung gelandet. Fritz Kneubühl hat ihre Begeisterung am Anfang mit einem eher milden Lächeln abgetan. Er hat sich aber dann doch allmählich für das Ganze interessiert, sodass er schlussendlich aus dem Wurf ihrer Hündin einen Welpen behalten hat und diesen im Lawinen- und Sanitätshundesport geführt hat.

Ihm gefiel es, mit den Hunden zu arbeiten, viel draussen zu sein und gemeinsam zu trainieren. Heute trifft man ihn im Winter praktisch jedes Wochenende auf der Engstligenalp an, wo er mit seiner Belgischen Schäferhündin Hiva und mit Gleichgesinnten am Trainieren ist. Es ist bereits die dritte Hündin, mit der er Hundesport betreibt und an Wettkämpfen teilnimmt.  Hiva gehört innerhalb der Rasse der Belgischen Schäferhunde zur Varietät Groenen­dael. Diese zeichnet sich aus durch ein schwarzes und langhaariges Fell. Hier gehört Hiva mit ihren kurzen Haaren jedoch zu den Ausnahmen. Vor dem Ende des 19. Jahrhunderts waren Belgische Schäferhunde ausschliesslich als Arbeitshunde von Schäfern und Bauern bekannt.

Im Winter wird Hiva als Lawinensuchhund trainiert, im Sommer ist Sanitätshundesport angesagt. Hiva ist mit ihren viereinhalb Jahren in Topform, wie sie bei der Teilnahme an der Schweizermeisterschaft dieses Jahr gezeigt hat.

Teilnehmen können jeweils nur die 25 besten Lawinenhundeteams. Bevor es überhaupt so weit ist, müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein. Zu den Grundvoraussetzungen gehören eine gute Kondition, Sucheifer, eine gute Führfähigkeit und das funktionierende Zusammenspiel zwischen Hundeführer und Tier. Von der Grösse her sind mittlere bis grosse Hunde geeignet, die sich auch im tiefen Schnee gut fortbewegen können.

Fritz Kneubühl ist bereits vor einigen Jahren auf den Hund gekommen.

Früh übt sich, wer eine Lawinensporthündin werden will

Fritz Kneubühl erzählt im Gespräch, dass er mit Hiva bereits im Welpenalter spielerisch das Thema angegangen ist. Die Kommunikation zwischen ihnen hat von Anfang an sehr gut geklappt. 

Um sich für die Schweizermeisterschaft der Lawinenhunde zu klassifizieren, absolvierte Fritz Kneubühl zusammen mit Hiva zuerst verschiedene Klassen. Begonnen wird in der ersten Klasse. Werden 70 Prozent der Maximalnoten erreicht, folgt der Schritt in die nächsthöhere Klasse. Insgesamt gibt es drei Klassen, und wer in der dritten Klasse angekommen ist und dort zu den 25 Besten gehört, wird zur Meisterschaft zugelassen.

Fritz Kneubühl rückt in der Regel mit den Ski aus. Bei den regelmässigen Trainings – das Lawinenfeld wird meistens durch einen Pistenfahrzeugfahrer präpariert – wird mit verschiedenen Hunderassen laufend die Grob- und Feinsuche trainiert. 

Das Ziel der Ausbildung ist, dass die Hunde möglichst schnell und verlässlich vergrabene oder im Ernstfall verschüttete Personen und Gegenstände finden. Die Tiere zeigen die entsprechende Stelle durch anhaltendes Scharren an. Auch der Hundeführer muss über ein taktisches Verständnis und zusätzlich über gute Skifahrkenntnisse verfügen. Eine Prüfung besteht immer aus zwei Teilen, und zwar aus der sogenannten Grob- und der Feinsuche.

Bei der Grobsuche wird auf einem präparierten Lawinenfeld auf einer Fläche von circa 9000 Quadratmetern nach zwei Personen gesucht, die in einem Loch vergraben sind. Findet Hiva die Vergrabenen, muss sie so lange mit intensivem Scharren anzeigen, bis Fritz Kneubühl an der Stelle eingetroffen ist. Innerhalb von zehn Minuten müssen die zwei Personen gefunden werden, damit die Grobsuche erfolgreich abgeschlossen werden kann. Neben der Arbeit auf dem Lawinenfeld werden auch Punkte für die taktischen Kenntnisse des Hundeführers vergeben, die vom Richter in Form von Fragen und einer geschickten Aufgabe geprüft werden. 

Bei der Feinsuche anschliessend suchen Fritz Kneubühl und Hiva ein Feld von 50 × 50 Metern nach einem vergrabenen Rucksack ab. Systematisch muss Hiva das definierte Feld absuchen und eine saubere Arbeit abliefern. Für diesen Teil haben die Teams nur zehn Minuten Zeit, und das Tier darf in dieser Zeit nicht unterbrochen werden.

Im Ernstfall stehen nur wenige der Lawinensporthunde wirklich im Einsatz, denn nur Tiere, die direkt im Berggebiet zu Hause sind, sind im Notfall rasch genug an der Unfallstelle oder können via Helikopter innert Kürze hingeflogen werden. So gibt es für Fritz Kneubühl und Hiva bis jetzt keine echten Einsätze, ausser sie würden in die Berge ziehen.

In der Ortsgruppe Thun, die eine Untersektion des Schweizerischen Klubs für Belgische Schäferhunde ist, trainieren Fritz Kneubühl und Hiva zweimal während der Woche Unterordnung auf der Thuner Allmend und einmal in einem Wald­revier in der Umgebung Revierarbeit für Sanitätshunde. Einzelne Sequenzen werden auch zu Hause auf dem schönen Sonnenrain in Steffisburg geübt. Ans Aufhören denkt Fritz Kneubühl, der in der Zelg in Steffisburg aufgewachsen ist und 49 Jahre lang als Automechaniker bei der Peugeot-Garage Moser gearbeitet hat, noch lange nicht. Die Motivation bei ihm und Hiva ist gross, und solange die Gesundheit es zulässt, werden sie gemeinsam so weitermachen.

Bei der Schweizermeisterschaft der Lawinenhunde in diesem Jahr hatte Fritz Kneubühl ein gutes Gefühl, aber dass es für Gold reichen würde, hätte er nicht gedacht. Jetzt steht die Titelverteidigung auf dem Programm, die im kommenden März im Toggenburg stattfinden soll. Er ist gespannt, hat aber zum aktuellen Zeitpunkt ein gutes Gefühl.

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