Peter Müller: «Das isch e coole Cheib!»
Peter Müller: «Das isch e coole Cheib!»
Geboren am 8. Januar 1935 in Tupelo, Mississippi; gestorben am
16. August 1977 in Memphis, Tennessee. Todesursache Herzinfarkt. Wissen Sie, wer damit gemeint ist? Peter Müller aus Heimenschwand schon, denn der 51-Jährige kopiert ihn perfekt. Gemeint ist Elvis Aaron Presley. Wir haben uns mit dem Imitator unterhalten.
Text: Thomas Bornhauser | Fotos: zvg
Beat Künzi, im Juli wird für Sie ein Kindheitstraum wahr. Sie spielen im Musical-Klassiker CATS mit, der vom 12. Juli bis 24. August auf der Thuner Seebühne aufgeführt wird. Warum ist CATS ein Kindheitstraum?
Ganz einfach: CATS war eines der allerersten Musicals, die ich als Jugendlicher gesehen habe. Ich kannte ja bereits die Musik – insbesondere der Hit «Memory», den die alte Katze Grizabella singt, begleitete mich viele Jahre. Nun selbst in diesem für mich so prägenden Musical auf der Bühne stehen zu dürfen, ist toll! Als Laie in einer professionellen Produktion mitwirken zu dürfen, macht mich sehr stolz. Die Bühne – und insbesondere die Thuner Seebühne – bringt eine riesige Faszination mit sich. Das Gefühl, vor einem so grossen Publikum im Rampenlicht zu stehen, ist einmalig. Und macht süchtig (lacht).
Welche Rolle spielen Sie in CATS?
Ich bin als Chormitglied Teil des Ensembles. Welchen Charakter meine Katze haben wird, wird sich bei den Proben herausstellen. Ich bin sicher, dass sich unsere Regisseurin und Choreografin Kim Duddy etwas Tolles ausgedacht hat.
Kommt es vor, dass man Peter Müller im Berufs- oder Privatleben mit Elvis anspricht? Er lacht: «Ja sicher, das kommt schon mal vor, vor allem im Publikum, nach einem Auftritt. Damit kann ich gut leben…» Und? Fühlt und denkt Peter Müller auch wie Elvis? «Ich liebe es, Elvis mit seinem Aussehen und mit seinen Welthits zu imitieren, dem Publikum eine gute Show zu bieten, aber er war Elvis, ich bin Peter Müller.» So einfach ist das. Träumt er denn wenigstens vom Amerikaner? Auch da kommt eine eher enttäuschende Antwort, nein, das tue er nicht.
Tagesschau als Urknall
Peter Müller ist im beschaulichen Heimenschwand aufgewachsen, also nicht unbedingt der Geburtsstätte des Rock ’n’ Rolls. Und tatsächlich: Sein Götti jodelt, Klein-Peter sieht sich schon am Schwyzerörgeli. Bis zu jenem Tag, an dem die Tagesschau des Schweizer Fernsehens DRS den Tod eines gewissen Elvis Presley vermeldet und weinende Leute zeigt. Es folgt anschliessend eine kurze Würdigung des Sängers. «Das hat mich umgehauen, geradezu elektrisiert», sagt Peter Müller, «ich kannte Elvis und seine Musik nicht, in meinem Alter war eher Indianerlis im Wald angesagt. Oder Härdöpfele u Heue…» Dieses Ereignis sollte fortan das Leben des damals Zehnjährigen verändern. Ab sofort will Peter Müller alles über Elvis wissen, wünscht sich zu Weihnachten von Gotte und Götti eine Gitarre, die er auch bekommt, wenn auch Occasion, aber das spielt ihm überhaupt keine Rolle.
«Ehrlich gesagt, vom Gitarrenspielen hatte ich ungefähr so eine Ahnung wie eine Simmentalerkuh vom Klavierspielen. Gar keine.» Für ihn kein Hindernis, auf dem Instrument «drglyche z’tue» und drauflos zu singen. Zu Hause heisst es, das töne nach «gar nüt», er solle mit diesem «Gräbu» abfahren und Stunden nehmen. Was er auch tut. Seine von da an verbesserte Technik kommt auch seiner Schülerband «Titanic» zugute, «die Teenager meinten jedenfalls, das töne doch schon ganz gut», ist mit einem gewissen Stolz von ihm zu vernehmen.
Der Tod als Wiedergeburt
Keine Angst, liebe Lesende, wir driften hier nicht ins Religiöse ab. Gemeint ist im Zwischentitel, dass erst der Tod von Elvis die Geister in Peter Müller wachruft. Von nun an wird er auf der Bühne mehr und mehr zu seinem Idol, zur Begeisterung seiner Zuhörerinnen und Zuhörer. «Es ist einfach fantastisch, wenn die Leute nach einem Auftritt zu mir kommen und mir ihre eigene Beziehung zu Elvis mitteilen, zum Beispiel, dass sie sich bei einem Song von Elvis kennengelernt haben.» Ab und zu bekommt er auch zu hören, dass er «e coole Cheib» sei.
Mit seinen inzwischen 51 Jahren ist er bereits neun Jahre älter als Elvis bei seinem Tod. Ist er mit dieser Art von Lebensvorsprung auch bei einigen Songs besser als sein Vorbild? Seine Antwort lässt keinen Interpretationsspielraum offen: «Elvis war der Weltstar, nicht Peter Müller, solche Vergleiche sind schlicht unangebracht.» Dem gibt es nichts hinzuzufügen.
Hat Peter Müller im Verlaufe der vergangenen über 40 Jahre nie daran gedacht, zur Abwechslung einen anderen Sänger zu interpretieren, John Lennon etwa, oder Freddie Mercury? Nein, hat er nicht, er bleibt bei seinen Wurzeln, bei Elvis.
Und woher kommen seine extravaganten Kleider? Ganz einfach: Die Firma des ehemaligen Schneiders von Elvis existiert noch immer und ist die grösste Elvis-Kleider-Produzentin überhaupt, weil es weltweit über 10000 Imitatoren gibt. Die Hosen bezieht er nach Mass von einem Schneider in Indien.
It’s showtime
Peter Müller ist kein professioneller Elvis, von seinen 30 bis 40 Auftritten im Jahr könnte er niemals leben. Wäre aber nicht gerade das… cool? Er winkt ab: «Ich will kein 24/7-Elvis sein, mich ihm unterordnen, weil ein Manager das von mir verlangt. No way. Nur auf der Bühne blüht Elvis auf, im Alltag bin ich ‹dr Pesche›. Ich bin ich, kein Elvis-Doppelgänger, ich will auch kein Doppelleben.» Auf seine Shows bereitet er sich minutiös vor, er spult nicht einfach ein 08/15-Programm ab, nicht immer und ewig ein «Aloha from Hawaii» 1973 für alle. Es sei schliesslich ein Unterschied, ob er vor 40 Verkäuferinnen oder vor 40 Maschinenmechanikern auftrete, das seien zwei ziemlich verschiedene Programme. «Soft» für die Damen, Love me tender, «hard» für die Herren, I ain’t nothing but a hound dog? Er schmunzelt vielversprechend, als ob er dem Fragenden zustimmen würde.
Wenn er an einer Firmenfeier auftritt, erkundigt sich Peter Müller zuvor über das Unternehmen, «vielleicht lässt sich ja etwas in die Show einbauen». Das gilt insbesondere für private Anlässe wie eine Hochzeit. Da will er zuvor das eine oder andere Intermezzo von Braut und Bräutigam wissen. Was das Publikum besonders schätzt: Wenn er aus dem Leben von Elvis und auch aus seiner eigenen Elvis-«Gschichtechischte» erzählt, Episoden verrät, den Zuhörern sozusagen einen Blick backstage ermöglicht.
Und 2030?
Zum grössten Schweizer Talent hat es ihm 2012 in der gleichnamigen Sendung nicht ganz gereicht, dennoch gleichen sich die Reaktionen des Publikums heute wie ein Ei dem anderen, «man» ist begeistert, nicht bloss wegen des Gesangs, sondern auch wegen des Outfits sowie der Mimik und der Gestik, die wirklich an Elvis erinnern.
Wie ist das eigentlich mit den Nutzungsrechten an den Songs, muss Peter Müller jemanden bezahlen, Elvis’ Ex-Frau Priscilla Presley sogar? Falsch. Dafür zuständig ist die Suisa. Die Schweizer Genossenschaft der Urheber und Verleger von Musik vertritt die Nutzungsrechte aus dem Urheberrecht von Komponisten, Textdichtern und Verlegern von Musikwerken. An sie entrichtet der Elvis-Imitator seinen Obolus.
Peter Müller ist jetzt 51. Wie lange will er noch als Elvis auftreten? «Elvis ist mit 42 gestorben, das ist die Richtschnur, er hatte keine grauen Haare. Es wäre also lächerlich, als Senioren-Elvis aufzutreten. Frei nach Lennon/McCartney: Es gibt für mich auf der Bühne kein «When I’m 64». Was er dannzumal machen wird? Das weiss er noch nicht, schliesslich gilt seine Aufmerksamkeit ganz Elvis. Kommt Zeit, kommt Rat.
Schlussfrage: Wurde er seinerseits schon mit dem ehemaligen Skirennfahrer Peter Müller verwechselt? «Nein, aber ich habe früher wirklich Skirennen bestritten, beim Skiklub Bärgchutze Oberlangenegg», Mitglied war auch eine gewisse Melanie Oesch mit ihrer Familie.
Auf der Tschentenalp «Tschentenkultur» 2017.
Fimenevent in Zürich 2016.
Blue Christmas Elvis Night 2017 Reithalle Thun Expo.
Blue Christmas Elvis Night 2016 Reithalle Thun Expo.
Peter Müller
Geboren am 20. Dezember 1967, zur Schule im Badhaus Heimenschwand. Ausbildung als Ersatzteilverkäufer bei der Wegmüller AG Steffisburg, seit 30 Jahren zu 80% bei der Rotor Lips AG Uetendorf tätig, was es ihm erlaubt, Privates und Berufliches ideal aufeinander abzustimmen – seit seit 30 Jahren tritt er nämlich als Elvis-Imitator auf.
Vor einigen Tagen konnte man Peter Müller alias Elvis – wie bereits Tradition – bei der «Blue Christmas»-Show in der Reithalle Thun EXPO verfolgen. Peter Müller steht zwar allein auf der Bühne, die Show hat es aber von der Deko und den Effekten her in sich, für die ein Techniker mitverantwortlich ist. info@elvis-show.ch