Liebe für Geschichten

Liebe für Geschichten

Liebe für Geschichten

Egal ob auf der Bühne oder in ihrem Laden, bei Renate Rubin läuft immer etwas. Die Oberhofnerin ist voller Herzblut in der regionalen Kulturszene dabei und organisiert immer wieder neue spannende Projekte.

Text: Blanca Bürgisser Bilder: Blanca Bürgisser, zvg

Die Liebe für Menschen und ihre Geschichten ist in allen Projekten Renate Rubins spürbar. Und Projekte, bei denen sie voller Leidenschaft dabei ist, hat die Oberhofnerin viele. «Ich liess mich schon früher für die verschiedensten Sachen motivieren», erinnert sie sich. Und diese Neugier hat sie bis heute behalten.

Dank Renate Rubins grossem Netzwerk in der Region kommen immer wieder neue Herzensprojekte hinzu: «Ich interessiere mich für Menschen und dank meiner vielen Kontakte fallen mir immer wieder Projekte zu.» So war es auch bei «frauhimmelblau», dem kleinen Laden mitten in Steffisburg, den sie vor ein paar Jahren mit ihrer Nichte Patricia übernommen hat. «Meine Nichte und ich haben früher immer gesagt, dass wir einmal etwas zusammen machen werden. Die Idee, ein Café zu führen, hat es uns besonders angetan», erinnert sie sich. Als sie dann von ihrer Vorgängerin die Anfrage erhielt, den Laden zu übernehmen, war für Renate Rubin sofort klar, das ist ein Projekt für sie und ihre Nichte. «Frauhimmelblau» ist für die beiden eine Herzensangelegenheit. «Vom Laden allein könnten wir nicht überleben, aber wir haben unglaublich viel Freude daran», schwärmt sie.

Bei der Auswahl des Sortiments setzen die beiden Frauen voll auf Regionalität. Dabei kommen immer wieder Kundinnen vorbei, die selbst kreativ tätig sind, und fragen, ob sie ihre Produkte im Laden anbieten dürfen. «Manchmal sind sich die Frauen nicht sicher, ob ihre Werke gut genug für den Verkauf sind. Es ist immer wieder eine Freude zu sehen, wie gut die Produkte dann ankommen», erzählt Renate Rubin. Ergänzt wird das Angebot durch eine Auswahl an einzigartigen Deko-Artikeln von dänischen Marken.

Auf der Bühne

Ein enorm wichtiger Aspekt, der nicht mehr aus Renate Rubins Leben wegzudenken ist, ist das Theater. Begonnen hat diese Leidenschaft vor über 28 Jahren, als sie zusammen mit ihrer Freundin Annemarie Stähli und vier weiteren Frauen die Oberländer Märlibühni gründete. Erfahrungen hatten sie damals noch keine, angetrieben wurden sie lediglich vom Wunsch, Theater für Kinder zu machen. «Dank unserer Liebe für Märchen war schnell klar, welche Stücke wir inszenieren möchten», erinnert sie sich schmunzelnd.

Anfangs zog das damals rund 15-köpfige Team noch von Ort zu Ort. Als das Theater immer weiter wuchs und zunehmend auch ein erwachsenes Publikum anzog, entschied sich die Gruppe, die ganze Saison über am selben Ort zu spielen. Den passenden Ort zu finden, ist jeweils nicht ganz einfach. So muss die Lokalität Platz für rund 450 Zuschauer:innen bieten und zum Stück passen. Denn die Oberländer Märlibühni will ein Gesamterlebnis bieten und dazu gehören auch die zum Stück passende Location, Einrichtung und das Essen. So taucht das Publikum wahrhaft ein in eine andere Welt. 

In zahlreichen Aufführungen hatte die Märlibühne die bekanntesten Geschichten von Grimm und Andersen inszeniert. Nach weiteren bekannten Stücken wie Robin Hood oder Anastasia spielte die Oberländer Märlibühni 2017 erstmals ein eigenes Stück: «Vogellisi», geschrieben von Annemarie Stähli, wurde gleich ein Riesenerfolg. Untermalt von Gesang und Musik erzählte die Theatergruppe die Geschichte der Adelbodner Legende. Der Erfolg war so gross, dass sie das Stück sogar um eine Saison verlängerten und mittlerweile auch ein Aargauer Theaterverein das Werk aufgeführt hat. Und auch dort war die Oberländer Geschichte ein Hit!

Renate Rubin ist nicht nur Co-Leiterin der Oberländer Märlibühni, sie steht auch selbst auf der Bühne: «Das ist jeweils das i-Tüpfelchen, wenn ich selbst mitspielen kann», schwärmt sie voller Begeisterung.

Geschichten aus dem Leben

Auch bei ihrer Arbeit als Kindergärtnerin lässt Renate Rubin ihre Leidenschaft für das Geschichtenerzählen einfliessen. Und auch das Theater kommt nicht zu kurz: «Die Kinder lieben es, wenn wir kurze Stücke vorspielen und sie manchmal sogar selbst mitspielen können.» 

Eine weitere grosse Leidenschaft von Renate Rubin ist das Schreiben. 2015 hat sie die Lebensgeschichte ihres Grossvaters Lorenz Giovanelli, zu seiner Zeit ein bekannter Volksmusiker, aufgeschrieben. Vor fünf Jahren hat sie zudem die Weiterbildung «Lebenserzählungen und Lebensgeschichten» abgeschlossen. Seit diesem Zeitpunkt organisiert sie regelmässig im Kulturpavillon Hünegg, Hilterfingen, ein Erzählcafé. Alle, die möchten, können kommen. Dann erzählen sich die Leute einen Abend lang Geschichten aus ihrem Leben zu einem bestimmten Thema. Etwas vom Schönsten dabei ist für Renate Rubin, dass unterschiedlichste Menschen verschiedener Generationen zusammenkommen.

Kraft tanken

Renate Rubin wird oft gefragt, wie sie all ihre verschiedenen Projekte unter einen Hut bringt. Schliesslich hat jeder Tag auch nur 24 Stunden. «Ein Vorteil ist sicher, dass ich nicht viel Schlaf brauche», sagt sie lachend. Aber einer der wichtigsten Aspekte ist, dass sie durch ihre vielseitigen Projekte auch unglaublich viel Kraft tanken kann. 

«Wenn ich sehe, wie viel Freude das alles den Leuten macht, dann ist das wunderschön. Das schenkt mir enorm viel Energie», erzählt sie. «Wenn beim Theater 10 000 Menschen begeistert sind und das auch zeigen, dann ist das ein unglaubliches Gefühl.» Und auch in «frauhimmelblau» wirkt die Freude der Kundschaft regelrecht ansteckend.

Besonders schön ist auch, dass ihre zwei Söhne und ihr Ehemann viele ihrer Interessen teilen. Schliesslich ist geteilte Freude die grösste Freude. So macht die ganze Familie regelmässig zusammen Musik und sie waren auch immer grosse Fans der Märlibühne.