Restaurant Burehuus: Thun gefühlsecht

Restaurant Burehuus: Thun gefühlsecht

Restaurant Burehuus: Thun gefühlsecht

Wir sind in der Region Thun, weil es dort wunderbare Moospolster unter mächtigen Bäumen hat. Dazu Alpen- und Seeblick, Cordon bleu und Tatar. Immer dann, wenn sich in Thun, Bern und Interlaken die Parkhäuser füllen. Aber nicht nur dann.

Text: Martin Jenni  |  Fotos: zvg

 

 

Unser Lieblingsmoor liegt auf der Lombachalp in Habkern und reicht bis Sörenberg. Nach der Gummischlucht legen wir uns gerne ins Gras und an der Zulg riechen wir uns an den Naturwiesen und am Moos satt. Beim Schwäber lassen wir uns in der Aare treiben oder schwimmen mit den Enten um die Wette und auf dem Niesen fühlen wir uns dem Himmel näher als anderswo. Die Region Thun wird für uns verkörpert durch stille und laute Wasser, tiefe Täler und Vorzeigeberge. Natur satt, verbunden mit Geschichte, Kultur, Mythen, Sagen und Legenden. Wer nur auf der Autobahn kleben bleibt, wird nie die philosophischen Reflexionen einer heimischen Alpendohle verstehen. Und wer sein Auto nur zur nächsten Raststätte lenkt, wird die Region nie erspüren. Zwar können die Automobilisten die Natur-Schönheiten erahnen und teilweise sehen, wer sie aber erleben will, setzt den Blinker und bleibt. Ein gutes Basislager, um Thun und seine Region näher kennenzulernen, ist das «Schwert» mit seinen stilvollen und stimmungsvollen Gästezimmern. Von hier aus lassen sich grössere und kleinere Touren planen. 

 

Das Haus ist ein baulicher Zeitzeuge von damals, das mit Fingerspitzengefühl und unter Einbindung des Denkmalschutzes renoviert und umgebaut wurde. 

 

Thun hat unzählige Einkehren, aber nur ein «Burehuus». Bis 1984 wurde das Gut als Landwirtschaftsbetrieb genutzt, das nach einem Besitzerwechsel und einer Volksabstimmung der Überbauung Hohmad Park weichen musste. Das Haus ist ein baulicher Zeitzeuge von damals, das durch die Hauenstein Immobilien AG mit Fingerspitzengefühl und unter Einbindung des Denkmalschutzes renoviert und umgebaut wurde. Wer in der urgemütlichen Stube im «Burehuus» sitzt, vergisst das Moderne drum herum, sinniert über Jeremias Gotthelf und studiert die etwas zu gross geratene Speisekarte, die noch der frühere Küchenchef Mario Capelo Lopes ausgetüftelt hat. Der neue Bratkünstler Ramon Stutz ist ein Koch, der in den Sparten Tradition und Innovation sicher zuhause ist, souverän kocht und sorgfältig anrichtet. Zumindest hat er sich diesen Ruf als Sous-Chef im «Schöngrün» im Zentrum Paul Klee in Bern erarbeitet. Sein Qualitätsdenken kommt den «Burehuus»-Gästen zugute, greift er doch bei der Käseauswahl auf die jungen Berner Giele Mike Glauser und Jürg Wyss zurück, die sich mit ihren Käse- und Fleischspezialitäten «Jumi» einen Namen gemacht haben. Selbst die britische Queen ist auf die Herren aufmerksam geworden und lässt von ihnen einige Käse liefern. Beim Fleisch vertraut Stutz auf die bekannte Metzgerei Brand aus Sigriswil und die Salvis Metzg aus Wimmis, welche 2017 die Familie Baumgartner übernommen hat und sich mit ihren delikaten Würsten weit über die Kantonsgrenzen hinaus einen Namen gemacht hat. 

Zwar sind wir schon fast im Spätsommer, gegessen haben wir aber noch diesen Vorfrühling beim Vorgänger, so dass wir von einer sämigen Rotchrutsuppe mit sautierten Eierschwämmen und einem «Duell» von der Chalbfleischterrine mit Cumberlandsauce und einem Rouchlachs mit Sänf Meerrättichschuum schwärmen. Auch so eine an und für sich banale Geschichte, wie ein junger Nüsslersalat, der mit seinen knackig-feinen und kleinen aromatischen Blättern überzeugt, passt gut zur Kochsprache des Hauses. Wer also den goldenen Schnitt auf dem Teller sucht, sucht vergebens. 

nichts mehr beweisen müssen, sondern vielmehr nur gut essen wollen. Traditionsgerichte eben, wie Suure Mocke, Rindfleischtatar oder ein exzellentes Cordon bleu. Die Abteilung Innovation wird Ramon Stutz sicher intensiver nutzen, wer aber bei Lopes schon einmal vom Curry-Suurchrut mit Härdöpfelstock und sautierten Waldpilzen oder vom Härdöpfel-Cordon bleu mit gratinierten Zucchini, Auberginen, Dörrtomaten und Greyerzer gekostet hat, kann sich nicht beklagen. Dass der flüssige Schokoladenkuchen und die Öpfuchüechli fait maison sind, versteht sich von selbst, wie auch die durchdachte Käseauswahl, die nichts zu wünschen übrig lässt. Beliebt im Haus ist auch das Fonduestübli im Brunnenschopf, bei dem wir uns bereits wieder auf kältere Tage freuen.

Die Gastgeberinnen Marina Portmann und Engelien Kramer begegnen ihren Gästen auf Augenhöhe, verpacken ihre Kompetenz in eine Extraportion Charme und tragen mit dazu bei, dass der «Burehuus»-Frischling zum Wiederholungstäter wird. 

Was nicht so recht zu einem Bauernhaus passen will, ist das mittägliche Salatbuffet. Ein «Burehuus» und eine Grünschnittdeponie harmonieren für uns nicht, was aber nichts weiter als unsere subjektive Meinung ist. In die gleiche Kategorie setzen wir den sonntäglichen, üppigen Frühstücksbrunch, der zwischen 9 und 12 Uhr zur Speckeierschlacht am Buffet animiert. Wie schön wäre es, wenn in diesem behäbigen Umfeld die Rösti frisch und à la Minute aufgetischt werden würde. So wie einst bei Jeremias. Gut, um 12 Uhr ist der Brunch-Spuck vorbei, und bald stehen wieder Weinstatt Milchflaschen auf den Tischen. Mit einem Sonntagsbraten der besseren Art, mit Stampf und Seeli und einem Humagne Rouge im Glas. Apropos Wein. Dass es keine Franzosen im Angebot hat, überrascht und erstaunt uns. Etwas mehr Schweiz und eine Runde Frankreich dürften schon sein. Im Berner Seeland gibt es ja einige hervorragende Winzer wie zum Beispiel Sabine Steiner und Anne-­Claire Schott. Oder wie wäre es mit einem filigranen Beaujolais, einem Cabernet Franc und Chenin Blanc aus der Loire oder, etwas verwegen, einem Vin Jaune aus dem französischen Jura, der hervorragend zu einem klassischen Poulet an einer Morchelrahm­sauce oder zu einem Hartkäse passen würde? 

Das kurze Fazit zum Schluss: Das «Bure­huus» ist eine spektakulär unspektakuläre Einkehr, für Zwischendurch und immer wieder, die mit dem neuen Küchenchef wohl zu einem erweiterten kulinarischen Horizont aufbrechen wird. Oder?

Kontakt
Restaurant Burehuus
Frutigenstrasse 44,
3600 Thun
Telefon 033 224 08 08
www.burehuus.ch

 

Öffnungszeiten: 
Di bis Sa: 9.00 bis 23.00 Uhr 
So: 9.00 bis 22.00 Uhr

Übernachten in Thun
www.schwert-thun.ch