König Feisal von Irak als Feriengast in Thun
König Feisal von Irak als Feriengast in Thun
Es kommt in unseren Tagen kaum mehr vor, dass sich gekrönte Häupter in Thun und in anderen Ferienorten am Thunersee zu Aufenthalten einfinden. Besonders im 19. Jahrhundert indessen verbrachten immer wieder Monarchen aus Europa, aber auch aus fernen Kontinenten Ferientage in der Thunersee-Region. Zu diesen illustren Monarchen gehört König Feisal von Irak, der anno 1930 zwei Ferienwochen in Thun im Hotel Thunerhof verbrachte.
Text: Jon Keller | Fotos: Stadtarchiv Thun
Beat Künzi, im Juli wird für Sie ein Kindheitstraum wahr. Sie spielen im Musical-Klassiker CATS mit, der vom 12. Juli bis 24. August auf der Thuner Seebühne aufgeführt wird. Warum ist CATS ein Kindheitstraum?
Ganz einfach: CATS war eines der allerersten Musicals, die ich als Jugendlicher gesehen habe. Ich kannte ja bereits die Musik – insbesondere der Hit «Memory», den die alte Katze Grizabella singt, begleitete mich viele Jahre. Nun selbst in diesem für mich so prägenden Musical auf der Bühne stehen zu dürfen, ist toll! Als Laie in einer professionellen Produktion mitwirken zu dürfen, macht mich sehr stolz. Die Bühne – und insbesondere die Thuner Seebühne – bringt eine riesige Faszination mit sich. Das Gefühl, vor einem so grossen Publikum im Rampenlicht zu stehen, ist einmalig. Und macht süchtig (lacht).
Welche Rolle spielen Sie in CATS?
Ich bin als Chormitglied Teil des Ensembles. Welchen Charakter meine Katze haben wird, wird sich bei den Proben herausstellen. Ich bin sicher, dass sich unsere Regisseurin und Choreografin Kim Duddy etwas Tolles ausgedacht hat.
Königliche Gäste im Thunerhof
Am 28. August 1930 traf König Feisal I. von Irak in Thun ein, wo er mit Familie und Dienerschaft im Hotel Thunerhof abstieg, damals ein Grand Hotel der Luxusklasse, das sich stolz «Palace Hotel Thunerhof» nannte. Wer war König Feisal? Feisal I. wurde am 20. Mai 1883 in Mekka, Saudi-Arabien, geboren und verstarb am 8. September 1933 in Bern. Er stammte aus dem Herrscherhaus der Haschimiden. Im Ersten Weltkrieg war er massgeblich an der Vorbereitung und Durchführung des arabischen Aufstandes gegen das Osmanische Reich beteiligt. 1920 wurde er König von Syrien, aber im gleichen Jahr musste er wieder abdanken. Von 1921 bis 1933, also über ein Jahrzehnt, war Feisal König von Irak. In zahlreichen Verhandlungen mit der Regierung Grossbritanniens erreichte er die Anerkennung der irakischen Unabhängigkeit. Die damalige Thuner Presse meldete die Anreise des Monarchen und nicht ohne Stolz wurde geschrieben, Feisal habe sich bei seiner Ankunft in Thun sehr positiv über die Stadt an Aare und Thunersee geäussert.
Ausflüge ins Berner Oberland und in Schweizer Städte
Gemäss den damaligen Tageszeitungen ist der Ablauf der Ferientage von Feisal recht gut dokumentiert. Zahlreiche Ausflüge, aber auch Besichtigungen standen auf seinem Tagesprogramm. So besuchte Feisal einmal, natürlich immer mit Entourage, den idyllisch gelegenen Blausee, ein markanter Kontrapunkt zur doch eher öden Landschaft im Irak. An einem anderen Tag besichtigte er Luzern, was ihm gestattete, auf dem Vierwaldstättersee eine Schifffahrt zu unternehmen. Zwei ganze Tage verweilte er in Zürich, wo er eine Nacht verbrachte. Aber auch Bern als Hauptstadt der Schweiz stand auf seinem Programm. Hier besuchte der König ein Pferderennen, das er , wie die Tagespresse meldete, «mit grossem Interesse» verfolgte.
Besuch der Schweizerischen Metallwerke Selve in Thun
Die militärische und industrielle Zukunft und Entwicklung des Irak waren Feisal ein grosses Anliegen. Deshalb wohnte der Monarch Truppenübungen der eidgenössischen Armee in Bulle bei. An einem anderen Tag waren es die Schweizerischen Metallwerke Selve & Co. in Thun, die er mit seinem Besuch beehrte. In der Thuner Selve liess sich Feisal durch mehrere Fabrikationshallen führen und «sprach sich darüber sehr lobenswert aus», wie die Thuner Tagespresse meldete. Der König sei äusserst beeindruckt gewesen von den Metallwerken, «deren Fabrikation sein allergrösstes Interesse erweckte». Die Geschäftsleitung der Selve und der Verwaltungsrat waren natürlich sehr stolz auf diesen königlichen Besuch. Deshalb liessen sie eine gediegene Erinnerungsbroschüre drucken, welche Kunden und Geschäftsfreunden abgegeben wurde. Der Titel lautete: «Souvenir de la visite de sa Majesté le Roi Faisal d’Irak aux usines métallurgiques suisses Selve & Co., Thoune, le 10 septembre 1930». Zwei Aufnahmen, die hier wiedergegeben werden, zeigen Feisal in der Drahtzieherei (Tréfilerie) und im Walzwerk (Laminoir). Die Metallwerke Selve existieren heute nicht mehr, 1993 mussten sie ihre Tore endgültig schliessen. Die meisten Fabrikgebäude wurden abgerissen und die Neuüberbauung Selve-Park entstand.
Seine Ferien in Thun, die ganze 15 Tage gedauert hatten, gefielen dem Monarchen sehr gut.