Frische Milch direkt ab Hof? Eine selbstgebackene Züpfe? Einen Ort zum Schlemmen? Oder doch lieber gleich einen Platz zum Übernachten? Auf dem Hof von Familie Mühlemann findet sich alles. Inklusive traumhafter Aussicht.
Text: Rebekka Affolter | Bilder: Alina Dubach, zvg
Stolz thront der Hof Schalleberg über Thun. Kühe im Stall, Hühner im Garten, Schweine, die ihre Nasen neugierig nach allen Besucher:innen ausstrecken. Auch an Gemüse fehlt es nicht: Karotten, Kartoffeln, Salat – sind nicht das einzige, das im grossen Garten gedeiht. Was sie selbst nicht brauchen, wird in der Gastwirtschaft und im hauseigenen Hof- und im Dorfladen verkauft. Die Einkaufstasche von Mühlemanns bleibt beim Gang ins Geschäft zumindest in der Frischwarenabteilung leer.

Übernommen haben Annelis und Martin den Hof von Annelis’ Eltern. Während Martin vom Elektroingenieur zum Landwirt einen weiten Sprung machte, ist das Führen des Bauernhofs für Annelis ein Heimspiel, das sie bereits in Kindertagen zu lernen begann. Ein schmerzhafter Spagat für den Quereinsteiger? «Letzten Endes nicht wirklich», meint er. Sie übernahmen den Hof Schritt für Schritt. Noch heute arbeiten Annelis’ Eltern und ihre Geschwister auf dem Hof mit. Martin hatte also genug Zeit, sich an den neuen Beruf zu gewöhnen. «Nur die Kühe, die mag er immer noch nicht besonders», meint Annelis schmunzelnd.

Was wiederum die Arbeitsaufteilung erleichtert. Sie ist eher im Stall und in der Gastwirtschaft zu finden, während Martin sich um das Büro, alles Reparaturbedürftige, die selbstgebackenen Zöpfe und das Metzgen kümmert. Geschlachtet wird bei Mühlemanns praktisch jedes Tier selbst. «Ein Privileg», findet Annelis. «So können wir die Tiere bis ans Ende begleiten.» Sie wisse, wer die Tiere schlachtet, wie sie verarbeitet werden und: kein langer Transportweg. Das erspart den Tieren viel Stress.
Auch das fertige Produkt geht nicht weit – bis zum Hof- oder in den Dorfladen. Letzterer wurde vom Ehepaar, Annelis’ Bruder, dessen Frau und einem Freund gegründet. Warum? «Im Jahr 2015 ging unser Dorfladen hier zu», erklärt Annelis. Ein Jahr lang musste das Dorf ohne auskommen, dann beschlossen sie, den SWISSHOF zu gründen. Rund 50 Lieferanten aus der Region beliefern das Lädeli heutzutage – mit Mühlemanns als Hauptlieferant.

Warum sie trotz Hofladen noch immer eine kleine Selbstbedienung auf dem Hof führen? «Damit unsere Gäste direkt vom Hof kaufen können», erklärt Annelis. Neben dem Laden führen die beiden auch einen Gastwirtschaftsbetrieb – inklusive Rundgang nach Wunsch. Pro Wochenende ein Anlass, rund 50 Anlässe im Jahr. Wer bei ihnen feiern will, muss früh planen: «Wir sind meistens ein Jahr im Voraus ausgebucht.»
Der Gastwirtschaftsbetrieb bestand schon vor der Übernahme. Aus der jährlichen Teilnahme am Augustbrunch des Bauernverbandes wurden Geburtstagsfeiern von Freunden und schliesslich Anlässe für Privat- und Geschäftskund:innen – zunächst nur im Sommer. Im Jahr 2011 bauten sie einen Partyraum für die Bewirtung im Winter. Mit einem Plan B, falls es mit dem Gästebewirten nicht klappen sollte. «Der Boden ist so gebaut, dass der Raum auch als Kartoffellager funktioniert.» Bisher mussten die Kartoffeln immer anderswo unterkommen.

Wie im eigenen Haus stammt auch das, was bei den Gästen auf den Teller kommt, hauptsächlich aus eigener Produktion. Vollständige Autonomie sei «ein bisschen Wunschdenken». Dieses Jahr fiel etwa die Karottenernte eher mager aus. Aber «Was wir zusätzlich kaufen, stammt aus der Region.»
Die Bewirtung der Gäste ist eine der Lieblingsaufgaben von Annelis. «Den Platz teilen, den wir haben – das ist unsere Philosophie.» Was längst nicht bei der Gastwirtschaft aufhört. Mühlemanns sind auch Teil der Plattform PlaceToBee: Mit Anmeldung kann man mit dem Camper eine Nacht bei ihnen übernachten. Im Gegenzug kauft man die Produkte des Hofes.

Trotz aller Leidenschaft: Neben dem normalen Betrieb noch Gäste auf dem Hof zu haben, ist nicht immer einfach. Ob die Familie da noch zu ihren wohlverdienten Pausen kommt? «Einmal pro Jahr gehen wir eine Woche in die Ferien», sagt Annelis. Da ihre Eltern immer noch sehr involviert sind, sei dies kein Problem. Manchmal aber fehle ihnen die Freiheit, spontan wegzugehen, schon.
Ein Hof bietet für sie auch sehr viele Vorteile. Und zwar nicht nur kleine Einkäufe. «Die Kinder können fast immer dabei sein.» Mit einem anderen Beruf hätte sie nicht so viel Zeit mit ihnen. Für Annelis überwiegt das Positive deutlich: «Ich trauere den langen Ferien nicht nach.»

Ein gutes Zeichen. Auch Annelis’ Zukunftswunsch zeigt die Liebe zum Beruf: «Mein grösster Traum ist, vermehrt unsere eigene Milch verarbeiten zu können.» Und hängt direkt an: «Ein etwas unrealistischer Wunsch.» Aktuell verkaufen sie im Laden pro Jahr rund 6000 Liter Milch – das entspricht etwa der Milch einer Kuh im gleichen Zeitraum. Die Milch aller 30 Kühe zu verarbeiten, sei mit einem Hof ihrer Grösse schlichtweg nicht möglich. Aber wer weiss, was das findige Ehepaar auf seinem Betrieb hoch über Thun noch alles ausheckt.
Kontakt
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Schalleberg 138, 3625 Heiligenschwendi
Telefon: 079 254 32 64
E-Mail: schalleberg@gmail.com
SWISSHOF
Dörfli 153, 3625 Heiligenschwendi
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