Geniessen ab Hof – Ein natürlicher Kreislauf auf dem Chrömeli

Geniessen ab Hof – Ein natürlicher Kreislauf auf dem Chrömeli

Geniessen ab Hof – Ein natürlicher Kreislauf auf dem Chrömeli

Auf einem Weiler oberhalb von Noflen in der Gemeinde Kirchdorf hat Bio Tradition. Seit über 50 Jahren wird hier die biologische Wirtschaftsweise auf hohem Niveau gelebt. Bernhard und Iris Hänni führen den Hof in der fünften Generation und freuen sich an seiner ökologischen Vielfalt und einem System als Ganzes.

Text: Christine Hunkeler  |  Fotos: Christine Hunkeler, zvg

Bernhard Hänni ist auf dem Chrömeli in Noflen aufgewachsen und führt den Hof seit elf Jahren zusammen mit seiner Frau Iris in der fünften Generation. Hier hat Bio Tradition. Seine Eltern haben vor 51 Jahren auf die biologische Wirtschaftsweise umgestellt. Eine Pionierleistung zur damaligen Zeit. Bernhard Hänni ist Landwirt mit der Zusatzausbildung Biolandbau und in einer Zweitlehre hat er sich als Gemüsegärtner mit Meisterprüfung ausbilden lassen. Iris ist Gärtnerin und zusammen bilden die beiden eine ideale Kombination, um den Hof in ihrem Sinne zu führen. Lorena, die gemeinsame Tochter, ist zuständig für alles, was auf dem Hof fotografiert werden will. Chef über Millionen von Bienen, und immer da, wenn man ihn braucht, ist Bernhards Vater, Hans Hänni. Dazu arbeiten ganzjährig 17 weitere Personen aus der Region in Teilzeit in den verschiedenen Bereichen mit. Für Bernhard Hänni ist es wichtig, dass bei ihm Leute arbeiten, die ihren Lebensmittelpunkt hier in der Region haben.

Auf dem Chrömeli gedeiht eine natürliche Vielfalt. Hännis sind nicht die Grössten, aber dafür vielseitig. Der Hof umfasst eine Fläche von sieben Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche. Auf knapp fünf Hektaren wird Freilandgemüse in konstanten Beeten angebaut. Ein wichtiger Bestandteil sind über hundert Hochstamm-Obstbäume, oder auch die Grünflächen, welche zur Herstellung von Kompost dienen. Auf dem Hof wird grossen Wert auf eine ökologische Vielfalt und eine Arbeit mit viel Liebe zum Detail gelegt. So erstaunt es nicht, dass unter den Hochstammbäumen Blumen als Insektenweiden ihren Platz gefunden haben. Hännis haben über all die Jahre ihre eigenen zukunfts- und wegweisenden Anbaumethoden entwickelt. Allem voran mit einem Ökosystem als Ganzes. Die Bodenbearbeitung ist minimal und pfluglos, auf Pflanzenschutzmittel und zugekaufte Dünger wird verzichtet. 


Für Bernhard Hänni ist die Kompostieranlage das Herzstück des Hofes. Auf dem inzwischen viehlosen Betrieb – in diesem Jahr wurden auch die Legehennen aus ethischen Gründen weggegeben – stellt sie die mikrobielle Verdauung der organischen Abfälle sicher, versorgt wiederum die Kulturen mit wichtigen Nährstoffen und hilft beim qualitativen Aufbau des Bodens. Für Hännis gibt es nichts Unnützes in der Natur. So schliesst sich auf dem Hof der natürliche Kreislauf immer wieder. Was man nicht anderweitig verwenden kann wird kompostiert, man düngt damit die Pflanzen und belebt so die Böden. Ganz ohne Food Waste eben, erklärt Bernhard Hänni. Der ganze Betrieb wird konsequent vegetarisch gedüngt. Für Hännis ist dies die nachhaltigste Form der Düngung und dazu die schonendste Variante für unsere Gewässer. Nährstoffe werden so nicht ausgewaschen und eine Verarmung der Bodenfauna findet nicht statt. 

Wesentliche Punkte in ihrem Anbausystem sind zum Beispiel konstante Fahrspuren auf ihren Feldern. Durch das Trennen von Fahrspur und Pflanzfläche wird der zu bepflanzende Boden nicht befahren und er kann sich dadurch nicht verdichten. Die Fahrspuren sind so angelegt, dass lange Fliessstrecken fürs Wasser verhindert werden und keine Erosionen entstehen. Sie sind zudem dauerbegrünt und bleiben sichtbar für das Auge. Ein GPS-System zum genauen Abfahren der Strecken wird so nicht benötigt. Im Jahr 2015 wurde Hännis für ihr Anbausystem von Bio Suisse sogar der «Grand Prix Bio Suisse» verliehen. Der hochdotierte Förderpreis verpflichtete Hännis, ihre Innovation weiterzuleben, was sie natürlich sehr gerne machen. Für Fach-Delegationen aus Deutschland, Japan und der Schweiz wurden bereits mehrere Betriebsführungen rund um ihr Anbausystem durchgeführt. Das Regenwasser wird in einem grossen Giesswasserspeicher gesammelt und damit werden die Pflanzen auf dem Feld und in den Gewächshäusern bewässert.

Zum 50-Jahr-Jubiläum Biolandbau Hänni Noflen wurde 2019 für die treue Kundschaft ein grosses Hoffest veranstaltet. Für das Humoristische waren sogar Kliby und Caroline zu Gast.

Auf dem Hof wird grossen Wert auf eine ökologische Vielfalt und eine Arbeit mit viel Liebe zum Detail gelegt.

Bio-Stadthofladen Thun 

Den Bio-Stadthofladen in Thun gibt es bereits seit zehn Jahren. Die ersten zwei Jahre war er an der Schulhausstrasse hinter dem Bahnhof angesiedelt, aus verkehrs- und erreichbarkeitstechnischen Gründen wurde er danach an die Talackerstrasse 53 in Thun verlegt. Zuvor waren Hännis mit ihrem Marktstand in der Länggasse (das erste Mal 1984 aufgrund einer Initiative vom KonsumentInnen-Forum Thun), auf dem Rathausplatz und dem Aarefeldplatz im Wechsel unterwegs. Um der Nachfrage der Kundschaft gerecht zu werden, nicht nur an einem oder an zwei Tagen frisches Biogemüse einkaufen zu können, wurde der Bio-Stadthofladen errichtet und die Präsenz auf den Märkten nach und nach aufgegeben. 

Über das ganze Jahr hinweg werden mehr als 140 Sorten Bio-Gemüse von Dienstag bis Samstag von einem freundlichen und zuvorkommenden Personal verkauft. Salate finden sich ganzjährig in grosser Auswahl im Angebot. An der Vielfalt erkennt man das Frischeverständnis von Hännis. Das Frischgemüse ist abwechslungsreich und saisonal angepasst. Aber auch Andenbeeren, Melonen und Artischocken gibt es je nach Saison im Laden zu finden. Ganz legendär sind zudem Hännis Tomaten. Gerne wird auch etwas rumexperimentiert und es gab Jahre, da standen über 70 Tomatensorten im Verkauf. Zurzeit ist die «Froschkönigs Goldkugel» sehr beliebt; eine wunderschöne, goldgelbe Fleischtomate mit nicht nur einem ansprechenden Namen. Es ist eine milde, saftige Sorte mit einem guten fruchtigen Geschmack.

Saisonal gibt es vom Schnittlauch bis zum Basilikum alles, was es zum Würzen braucht. Viele Gemüse und Früchte werden bei Hännis auch zu herrlichen Produkten wie getrockneten Tomaten oder Bohnen für die kühle Jahreszeit verarbeitet. Das Sortiment reicht von verschiedenen Tomatensaucen bis zum Sirup und Konfitüre oder ihrem Klassiker, den «Trockengemüsemischungen» für schnelle Suppen oder Reisgerichte. Der feine und edle Bio-Waldhonig wird liebevoll von Hans Hänni hergestellt. Fünfzehn Bienenvölker werden auf dem Chrömeli nach den Richtlinien von Bio Suisse von ihm betreut.

Bei Hännis wird grossen Wert auf eine transparente und klare Deklaration all ihrer Produkte, die sie im Stadthofladen anbieten, gelegt. Die Lieferanten für zum Beispiel Reformprodukte oder Milchprodukte und viele andere wurden sehr genau ausgesucht und persönlich geprüft. Sämtliche Bio-Produkte im Stadthofladen sind mit der Knospe von Bio Suisse oder mit dem Demeter-Label ausgezeichnet. 


Gemüse im Abo 

Einmal wöchentlich wird frisches Bio-Gemüse in der Region Thunersee direkt an die Haustüre geliefert. In der Stadt Thun bringt es der Velokurier, in den weiteren Gemeinden hat es der Briefträger auf seiner Tour dabei. Das beliebte «GenussAbo» wird seit sieben Jahren angeboten und es wird zwischen einer normalen Tasche für CHF 20.00 und einer Familientasche für CHF 35.00 unterschieden. Mindestens acht verschiedene Sorten Gemüse finden sich pro Woche in der Tasche. Für einige der Kunden ist es manchmal auch eine kleine Überraschung, Neues zu entdecken und etwas damit zu kochen, was man vorher noch nie gekocht hat. In der Coronazeit hat sich dieses Einkaufsverhalten nochmals vervielfacht und zwar so stark, dass Hännis nicht nur logistisch an ihre Grenzen gekommen sind. Für die Abotaschen existiert nun eine neue Packstrasse, die an den Webshop angebunden ist und so das Füllen der Taschen erleichtert. Auch in den Wintermonaten sind die Gemüsetaschen inhaltlich abwechslungsreich, da dank den Gewächshäusern viele Salate und Gemüse trotz der Kälte draussen herrlich gedeihen.

Bei der Frage nach der Zukunft meint Bernhard Hänni, dass sie ihr Angebot laufend den Bedürfnissen der Kundschaft anpassen. Sie vereinen Permakultur, regenerative Land- wirtschaft, Lebensmittelproduktion, Natur- und Gewässerschutz, wahren Biolandbau, die Wirtschaftlichkeit und eine gesunde Ernährung. Mit ihrem Engagement und ihrem Angebot sind Hännis auf jeden Fall sicher in die Zukunft unterwegs.

Kontakt
Hänni Noflen Bio-Gemüsebau
Bernhard und Iris Hänni Chrömeli 62, 3117 Noflen
Telefon 031 781 25 59 oder 079 627 05 59
info@haenni-noflen.ch

Bio-Stadthofladen Thun

Talackerstrasse 53

3604 Thun

Telefon 033 221 16 80

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 8.00–12.00 Uhr und
13.30–18.30 Uhr
Samstag: 7.30–14.00 Uhr

Label: IP-Suisse

 www.haenni-noflen.ch

Aufruf an die Leserinnen und Leser: Wo kaufen Sie ab Hof?
Schreiben Sie uns:
mail@thunersee-liebi.ch

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