Voralpen-Charme und Urgetreide
Voralpen-Charme und Urgetreide
In den Voralpen in Homberg bei Thun liegt der Biohof der Familie Amstutz. Seit neun Jahren führen Rahel und Beat Amstutz den Bio-Kleinbetrieb in der vierten Generation. Hier wird das Urgetreide Dinkel angebaut und Jakobsschafe und Dexter-Rinder freuen sich über weidereifes, saftiges Gras.
Text: Hans R. Amrein | Fotos: Hans R. Amrein, zvg
In Homberg b. Thun führen Rahel und Beat Amstutz den Biohof in der vierten Generation. Rahel Amstutz ist hier aufgewachsen und die beiden konnten den Hof vor neun Jahren von ihren Eltern übernehmen. Die junge Bauernfamilie mit drei Kindern, Iljana (2007), Philine (2009) und Jonin (2011), liebt die Natur und ist gerne im Freien unterwegs. Bereits der Grossvater von Rahel hat Biolandwirtschaft betrieben, ebenso ihre Eltern, mit einem kleinen Unterbruch, als diese mit einem weiteren Hof zusammen vorübergehend eine Betriebsgemeinschaft geführt haben.
Die Arbeiten auf dem Biohof sind aufgeteilt. So übernimmt Beat Amstutz einen grossen Teil der Aufgaben auf dem Hof, betreut die Dexter-Rinder, kümmert sich um die Mäharbeiten und unterhält das Dinkelfeld. Rahel sorgt sich in erster Linie um den Haushalt und das Wohlbefinden der Kinder, hilft aber auch anderweitig mit. Daneben arbeitet sie in einem kleinen Pensum als Pflegefachfrau und unterrichtet auf dem Hof Pilates. Die Wachteln, welche der Selbstversorgung dienen, werden von den Kindern mit viel Liebe betreut. Die Eltern von Rahel sind beide berufstätig, helfen jedoch regelmässig auf dem Hof mit.
Rund zwölf Hektaren Land werden aktuell von der Familie Amstutz bewirtschaftet. Letztes Jahr konnten sie zusätzliches Land übernehmen, sodass für den jährlichen Wechsel des Getreides ideale Bedingungen vorhanden sind. Dazu kommt auch noch etwas Wald. Das Land wird hauptsächlich als Weideland für die Dexter-Rinder, zum Heuen und zum Silieren für den Wintervorrat genutzt. Auf rund einer Hektare wird Dinkelgetreide angebaut.
Urgetreide Dinkel
Die Familie Amstutz baut den Dinkel ganz natürlich und ohne zusätzlichen Kunstdünger an. Es ist ein besonders gesundes (vitamin- und mineralstoffreiches) und robustes Urgetreide und von Natur aus ein Öko-Getreide. Eng ist es mit dem heutigen Weizen verwandt. Jeweils Mitte Oktober wird der Dinkel ausgesäht. Bis etwa im August des Folgejahres bleibt die Ähre grünlich gefärbt; im Reifestadium wechselt sie dann ihre Farbe und beginnt goldbraun zu glänzen. Mit dem Mähdrescher erntet Beat Amstutz im Spätsommer das Getreide. Danach wird in der Mühle ent-spelzt, das heisst, maschinell wird das Korn mit sogenannten Röllmühlen von seiner Spelze (Hochblatt im Ährchen) getrennt und gemahlen. Pro Jahr beträgt der Standardertrag etwa fünf Dezitonnen pro Hektare. Dem Dinkelvollkorn wird ein hohes Sättigungsgefühl zugeschrieben, da es viel Energie liefert. Zudem ist Dinkel gesünder und milder als viele andere Getreidearten. Dinkelbrote, Dinkelteigwaren oder Dinkelflocken sind typische Dinkelprodukte.
Dexter-Rinder
Auf dem Biohof werden 24 Dexter-Rinder gehalten, davon 14 Mutterkühe. Ursprünglich stammt das Dexter-Rind aus Irland und gehört zu den eher seltenen Rinderrassen. Im Vergleich zu unseren einheimischen Rassen ist das Dexter-Rind nicht so gross und schwer, jedoch zeichnet es sich durch sein hervorragendes Fleisch aus. Für die Familie Amstutz ist es ein grosses Anliegen, dass sie ihre Tiere naturnah halten können. So ist im letzten Jahr ein neuer Laufstall im Gappen entstanden. Die Tiere sind nun fast immer draussen und in den Sommermonaten ist der grösste Teil der Tiere auf der Alp. Während der Sommerzeit ist das Hauptnahrungsmittel weidereifes Gras. In den Herbst- und Wintermonaten werden sie mit Heu und Silo versorgt. Ein Dexter-Rind wird hier etwa ein Jahr lang gehalten, bevor das Fleisch an die Kunden gebracht wird. Dexter-Kühe liefern ein sehr zartes Gourmet-Fleisch, welches feinfaserig ist und eine vorzügliche Geschmacksnote bietet. «Gmetzget» wird in Uetendorf und im Angebot erhältlich ist Geschnetzeltes, Hackfleisch, Steak, Entrecote und vieles mehr.
Die Familie Amstutz baut den Dinkel ganz natürlich und ohne zusätzlichen Kunstdünger an.
Jakobsschafe
Auf einer Europareise vor einigen Jahren sind Rahel und Beat Amstutz auf die Jakobsschafe gestossen. Dort ist die Idee aufgekommen, selber solche Schafe zu halten und das Fleisch zu vermarkten. Das Besondere an diesen Schafen ist das gefleckte Fell und die meist vier, manchmal aber auch sechs Hörner. Es ist eine der wenigen Schafsrassen, bei denen auch die weiblichen Tiere Hörner haben. Wie alle Schafe ist auch das Jakobsschaf ein Pflanzenfresser und frisst hauptsächlich Gras, Blätter und Baumrinde. Auf dem Hof leben aktuell sechs Muttertiere und vier Lämmer. Da die Tiere äusserst robust sind, verbringen sie praktisch das ganze Jahr draussen in der Natur und erfreuen sich selbst im Winter am Schnee. Das Lammfleisch wird jeweils direkt ab Hof verkauft.
Eier von glücklichen Hühnern
Viele Stammkunden aus der näheren Umgebung sind froh, dass sie direkt ab Hof frische Eier kaufen können. Diese sind sehr beliebt und jeweils rasch verkauft. Aktuell leben auf dem Hof 16 Legehennen und sie geniessen eine herrliche Aussicht mit Sonnenuntergang nach Steffisburg und in die Ferne. Bei der Familie Amstutz ist vieles noch am Entstehen. Wie Rahel Amstutz erzählt, sind sie immer noch im Auf- und Ausbau. Soeben wurde das Wohnhaus umgebaut und auch Betreutes Wohnen steht im Angebot. Vielleicht gibt es schon bald ein B&B, ein neuer Hofladen ist bereits in der Pipeline zur Umsetzung.
Für die Familie Amstutz ist das, was sie tun, ein Segen, den sie empfangen und auch gerne weitergeben. So ist auch ganz neu ein Pilotprojekt im Schönauquartier Thun entstanden. In Zusammenarbeit mit einem Shop können dort die frischen Produkte vom Biohof Homberg eingekauft werden.
Direkt ab Hof können Eier, Fleisch, Mehl oder Getreidekörner, aber auch Apfelsaft gekauft werden. Per Internet oder WhatsApp werden die Bestellungen entgegengenommen. Da die Produkte jeweils frisch verkauft werden, gibt es vieles auf Bestellung, aber auch der Kühlschrank gleich beim Haus ist mit leckeren Produkten vom Biohof gut gefüllt.
Es ist eine der wenigen Schafsrassen, bei denen auch die weiblichen Tiere Hörner haben.