Geniessen ab Hof – Vielfalt und Innovation auf Hof und Alp
Geniessen ab Hof – Vielfalt und Innovation auf Hof und Alp
Der Landwirtschaftsbetrieb Moos-Honegg auf der Schwarzenegg und im Eriz wird in einer Bewirtschaftergemeinschaft durch die Familien Aeschlimann und Oesch geführt. Die Hofprodukte werden in einem kleinen Spycher in unmittelbarer Nähe der Kirche Schwarzenegg rund um die Uhr direkt verkauft. Auf der Alp Honegg wird der Alpkäse seit letztem Sommer mit Solarenergie hergestellt.
Text: Christine Hunkeler | Fotos: Christine Hunkeler, zvg
Auf der Schwarzenegg in der Gemeinde Unterlangenegg findet sich auf dem Moos der Hof von Marianna und Bernhard Aeschlimann. Vor 29 Jahren konnten die beiden den Betrieb von seinen Eltern übernehmen. Die Schwarzenegg ist ein Ortsteil, der sich über die beiden Gemeinden Unter- und Oberlangenegg erstreckt und oftmals zu Verwirrung sorgt mit der Frage, wo denn die Schwarzenegg nun genau hingehört.
Seit 2010 wird der Landwirtschaftsbetrieb in einer Bewirtschaftergemeinschaft durch die Familien Aeschlimann und Oesch geführt. Dazu gehören die Liegenschaften Moos und Salzhaus auf der Schwarzenegg auf rund 900 Meter über dem Meer, die Liegenschaft Neuhaus im Eriz auf 1000 Meter über dem Meer und die Alp Honegg ebenfalls im Eriz auf 1400 Meter über dem
Meer. Für die täglichen Arbeiten im Stall und auf dem Hof sind Bernhard Aeschlimann und sein Sohn Martin die Hauptverantwortlichen. Das Moos, Neuhaus und
die Alp Honegg sind Grundeigentum der Familie Aeschlimann, das Salzhaus der
Familie Oesch. Die komplette Betriebsfläche umfasst 78 Hektaren Land. Davon sind 20 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche, 40 Hektaren Alpweiden und 18 Hektaren Wald. Von Ende Mai bis anfangs Oktober ist jeweils die ganze Familie Aeschlimann auf der Alp Honegg.
Sämtliche Mitbewirtschafter haben auswärts einen Nebenerwerb; so arbeitet Bernhard Aeschlimann zu 40% als Buchhalter und Berater in einem Treuhandbüro, sein Sohn Martin (gelernter Landwirt mit
Meisterprüfung und gelernter Säger Holzindustrie) zu 40% in der eigenen Sägerei und Marianna Aeschlimann zu 35% in einem Kreativatelier im Wohnheim Höchmatt Schwarzenegg und in der Stiftung St. Beatus in Sigriswil. Bei Spitzenarbeitszeiten im Sommer arbeiten Christian und Hans Oesch vom Salzhaus ebenfalls auf dem Betrieb mit. Sonst arbeiten sie zu 100% auswärts.
So kann man sich gut vorstellen, dass ein 15-Stunden-Tag für Bernhard und Martin Aeschlimann alltäglich ist. Die Grösse des Betriebes entspricht nach Landwirtschaftlicher Gesetzgebung 3,6 SAK (Standardarbeitskräften). Was in der übrigen Wirtschaft 360 Stellenprozenten entspricht.
Alpkäse ohne Benzin
Bernhard Aeschlimann hat selber eine mobile Solaranlage konstruiert. Letztes Jahr waren daher nicht nur die Kühe beim Alpaufzug dabei, sondern auch seine por- table Solaranlage wurde mit auf die Alp Honegg hochgenommen. Im ersten Jahr konnte er damit rund 900 Liter Benzin einsparen. Man kann die Panels wie eine Handorgel zusammenfalten und mit einem Anhänger transportieren. Mit einer Salzbatterie, welche eine Speicherkapazität von 28 Kilowattstunden aufweist, wird die Tagesenergie gespeichert, damit am Abend und am nächsten Morgen genügend Strom für die Melkmaschine vorhanden ist. Um die 29 Kühe zu melken, musste bis vor kurzem ein Benzingenerator für das Betreiben der Melkmaschine eingesetzt werden.
Das Ziel von Bernhard Aeschlimann ist, dass weitere Alpbetriebe diese Idee aufgreifen, um auf der Alp nachhaltig und ökologisch Strom zu produzieren. Marc Trauffer hat sich die mobile Solaranlage bereits ausgeliehen, damit genügend Strom vorhanden war, um die CD «Schnupf, Schnaps + Edelwyss» im Justistal aufzunehmen.
Pensionspferde
Die Familie Aeschlimann vermietet auf dem Moos ihre Ställe für Pensionspferde. Die weite Ebene, wo sich der Hof befindet, ist ein idealer Ort dafür. So finden Reiter eine endlose Weite für ihren Ausritt, ohne Strassen, und im Winter ist die Gegend erst noch nebelfrei. Zwei verschiedene Parteien halten und bewirtschaften die Pferde und Ställe. Mit Isländer Pferden wird auch Hippotherapie angeboten. Halbseitig gelähmte Menschen können mit dieser Form von Krankengymnastik ein Gefühl für ihre Körpermitte entwickeln. Die Muskelspannung wird dadurch zugleich positiv beeinflusst; schlaffe Muskeln spannen sich an, und zu stark gespannte Muskelgruppen geben nach. Der heilende Effekt wird hier dadurch erreicht, dass sich der menschliche Körper auf die Impulse, die das sich bewegende Pferd verursacht, neu einschwingen muss.Weitere Bewohner
Zum Hof gehören auch zwei Lamas. Diese grasen im Sommer jeweils die steilen Hänge im Eriz ab. Im Frühjahr werden sie von Hand mit der Schere geschoren, und da es für die gelernte Damenschneiderin Marianna Aeschlimann nichts Schöneres gibt, als mit Stoff und Wolle kreativ tätig zu sein, kann sie die Lamawolle optimal in ihren Kreationen beim Nähen und Filzen einfliessen lassen. Für Interessierte bietet sie in ihrer Freizeit Kurse im Nähen und Filzen an. Drei Geissen werden ebenfalls im Eriz eingesetzt, um den Waldrand zu säubern. So entsteht kein zusätzlicher Wald und die Weiden bleiben offen. Das ist quasi biologische Unkrautbekämpfung – ohne Gift. 21 Milchkühe, ein Stier und 20 bis 25 Kälber leben in den Wintermonaten beim Salzhaus auf der Schwarzenegg, 15 Rinder verbringen die Winterzeit im Neuhaus im Eriz. In den Sommermonaten sind sie alle auf der Alp Honegg anzutreffen, wo sie die saftig grünen Bergwiesen geniessen können. In den Sommermonaten sind zudem noch acht weitere Kühe und zehn Mutterkühe mit ihren Kälbern von anderen Betrieben mit auf der Alp.So finden Reiter eine endlose Weite für ihren Ausritt, ohne Strassen, und im Winter ist die Gegend erst noch nebelfrei.
Hoflädeli
Die Hofprodukte werden in einem kleinen Spycher auf dem Betrieb Salzhaus in Schwarzenegg in unmittelbarer Nähe der Kirche rund um die Uhr direkt vermarktet. Ebenfalls werden die Hofprodukte in das Lädeli «Regionalprodukte Zulgtal» im Inner-Eriz geliefert. Angeboten werden Alpkäse, Alpraclettekäse, Fonduemischungen, Hobelkäse und Mutsch. In den Sommermonaten ist auch frische Alpbutter erhältlich. Alles direkt von der Alp. In den Regalen findet man auch Trockenfleisch und Dauerwürste der eigenen Kühe, verschiedene Konfitüren mit Beeren aus dem eigenen Garten oder in der Umgebung selbst gesammelt. Aus dem Atelier von Marianna Aeschlimann sind hier verschiedene Filzprodukte erhältlich: Engel, Zwerge, Windlichter und vieles mehr. Auf Bestellung werden Geschenksäckli für verschiedene Anlässe angeboten. Ein Säckli für 25 Franken beinhaltet zum Beispiel ein Stück Alpkäse, eine Trockenwurst, 100 Gramm Hobelkäse und 100 Gramm Trockenfleisch. Wer keine Zeit findet, um beim Hoflädeli vorbeizugehen, hat die Möglichkeit, im Onlineshop seine Einkäufe zu tätigen. Online sind die gängigsten Produkte und Gewichtsklassen vertreten.
Pro Jahr werden 90000 Kilogramm Milch bei der Sammelstelle im Eriz direkt an die Aaremilch AG abgeliefert. Weitere 15000 Kilogramm Milch werden im Sommer verkäst und 20000 Kilogramm im Winter an die Kälber vertränkt.
Die Familie Aeschlimann ist Mitglied bei der IP-Suisse. Der Landwirtschaftsbetrieb wird so geführt, dass die Lebensgrundlagen (Boden, Luft und Wasser) und der Lebensraum (Natur- und Landschaftsraum) auch für die Zukunft gepflegt und erhalten werden. Das heisst, es wird nicht ausschliesslich nach den wirtschaftlichen Erfolgsprinzipien gearbeitet; als Grundanforderung gilt der ökologische Leistungsnachweis. Der Betrieb wird regelmässig unangemeldet kontrolliert und die Mitglieder der IP-Suisse sind zur Weiterbildung verpflichtet.
Bei der Frage, wie die Zukunft aussehen soll, ist ganz klar, dass der Betrieb nicht grösser werden soll. Der Alpbetrieb ist im Sommer sehr arbeitsintensiv und Aeschlimanns wollen auch den persönlichen Kontakt und Bezug, wie er heute zu den Tieren besteht, aufrecht erhalten können. Auch der Hofhund Finette, ein Bernersennen-Appenzeller-Mischling, scheint gleicher Meinung zu sein.
Auf Bestellung werden Geschenksäckli für verschiedene Anlässe angeboten.
Kontakt
Land- und Alpwirtschaftsbetrieb Moos-Honegg
Familie Bernhard Aeschlimann
Moos 38
3616 Schwarzenegg
Telefon 033 453 16 89
info@moos-honegg.ch
www.moos-honegg.ch
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