Biohof Tschan: Gemüse und Brote wie zu Gotthelfs Zeiten

Biohof Tschan: Gemüse und Brote wie zu Gotthelfs Zeiten

Biohof Tschan: Gemüse und Brote wie zu Gotthelfs Zeiten

Der Biohof Tschan im schönen Eichenried in Steffisburg wird seit 2019 von Roger Tschan in dritter Generation geführt. Seine Grosseltern gehörten zu den Pionieren, was die biologische Landwirtschaft betrifft. Seit Jahrzehnten werden frische Salate und Gemüse direkt vermarktet. Aber auch uralte Getreidesorten sind hier Trumpf.

Text & Fotos: Christine Hunkeler, zvg

Zuhinterst im schönen Eichenried in Steffisburg führt Roger Tschan den Hof seit vier Jahren in der vierten Generation, in der dritten Generation als Biohof. Seit 1951 setzt der Biohof Tschan auf den biologischen Anbau von Gemüse und auf Nachhaltigkeit. Seine Grosseltern haben vor über 70 Jahren als eine der ersten Bauernfamilien in der Umgebung auf den biologischen Anbau von Gemüse umgestellt und sich zu dieser Zeit zu Pionieren der biologischen Landwirtschaft entwickelt. Fenchel, Blumenkohl und Brokkoli waren zu dieser Zeit nahezu unbekannt, und Rogers Grossvater war einer der Ersten, die diese Monokulturen aus Amerika für den Anbau importiert haben. Ihr erworbenes Wissen konnten sie damals unter anderem an der Bauernheimatschule am Möschberg – der Wiege des biologischen Landbaus im deutschsprachigen Raum – einbringen und den Gemüseanbau Schritt für Schritt um weitere Gemüsearten erweitern. Der Vater von Roger hat vor 25 Jahren die Milchkuhhaltung auf nachhaltige Mutterkuhhaltung umgestellt, sodass die Kunden sowohl Bio-Gemüse als auch Bio-Fleisch direkt vom Hof beziehen können. Rund 60 Mutterkühe inklusive Jungtieren leben aktuell auf dem Biohof Tschan. Zwei Drittel der Tiere verbringen die Sommermonate auf einer Alp unterhalb des Chasserals, die restlichen Tiere geniessen ihre Zeit auf den Feldern rund um den Hof. Roger Tschan hat seine Lernjahre als Bauer von 2004 bis 2006 auf einem biologischen und konventionellen Betrieb absolviert, danach folgte die Winterschule beim Inforama auf der Rütti. Bevor er vor vier Jahren den Hof übernahm, hatte er diesen während sechs Jahren gemeinsam mit seinen Eltern als Generationenbetrieb geführt. Heute bewirtschaftet Roger mit seinem Bruder Alain, der zu 60 Prozent angestellt ist, und mit Unterstützung seines Vaters den Hof. Der Hofladen wird von seiner Mutter Doreen, die immer für einen kleinen Schwatz Zeit hat, geleitet. Für Drescharbeiten oder das Hacken des Maises hilft auf dem Hof ein Lohnarbeiter. Ursprünglich wollte Roger Tschan nie etwas mit Gemüse am Hut haben, heute möchte er es nicht mehr missen. Seit Beginn der Bio-Ära Tschan wird das Gemüse direkt vermarket. Der Hofladen ist beliebt und während dreier Tage die Woche kommt die Kundschaft von nah und fern. Der Biohof Tschan beliefert auch Hofläden in Sigriswil, Adelboden und Frutigen sowie Restaurants und Altersheime in der Umgebung. Dieses Jahr hat Roger Tschan im Juni das erste Hoffest organisiert, und über drei Tage wurden gegen 900 Menüs, alles vom eigenen Feld und Stall, ausgegeben. Die Bäckerei Pesse aus Belp war während dieser Tage für die frisch gebackenen Desserts und Brote zuständig. Auf dem Hof war in dieser Zeit alles offen, und Neugierige konnten sich einen Überblick verschaffen, was es in der Landwirtschaft so alles benötigt. Für Roger Tschan war es ein erfolgreicher und schöner Event, den er im nächsten Juni (14. bis 16. Juni 2024) wiederholen wird.


Uralte Getreidesorten

Der Betrieb ist 25 Hektaren gross und pro Jahr werden 8 Hektaren Getreide geerntet. Darunter finden sich uralte Sorten wie Rotkorn, Emmer, Einkorn, Waldstaudenroggen, Dinkel und Hartweizen. Waldstaudenroggen zum Beispiel ist eine ursprüng- liche, robuste Landsorte und wird auch Johannisroggen genannt. Das Urgetreide kann eine beeindruckende Höhe von über zwei Metern erreichen und ist extrem winterhart. Aber nicht nur auf dem Feld bereichert es die Welt. Die Körner haben einen nussig-würzigen, aromatischen Geschmack und eignen sich bestens als Getreiderisotto oder als süsses Frischkornmüesli. Roger Tschan lässt sein Getreide von der Bäckerei Pesse in Belp in herrliche Brote, Teigwaren, Müesli oder Rotkornprussiens umwandeln. Sehr beliebt sind auch die nahrhaften Riegel aus Rotkorn. Rotkorn ist eine alte Dinkelsorte und ergibt besonders geschmackvolle Produkte. In der Bäckerei Pesse werden seit gut 20 Jahren Brot und andere Bäckereiprodukte kompromisslos mit traditionellem Handwerk hergestellt. Das schmeckt gut, schont die Umwelt und sorgt zudem für eine bessere Bekömmlichkeit.  Im Hofladen gibt es jeweils am Donnerstag frische Brote wie zu Gotthelfs Zeiten. Ungefähr 40 verschiedene Brote gehen an diesem Tag bei Doreen Tschan über den Ladentisch. Die Kundschaft schätzt es sehr, dass der Hofladen bedient ist, und für Roger Tschan ist klar, dass er dies beibehalten will. Sämtliche Gemüse und Salate, die angeboten werden, stammen von den eigenen Feldern, und die Auswahl ist gross und saisonal. Der Honig, der im Laden verkauft wird, stammt vom Bieneninspektor des Kantons Bern, der seine Bienenvölker angrenzend an das Land von Roger Tschan am Waldrand hält. Im Hofladen findet man alles, was man für den täglichen Verzehr benötigt. Roger Tschan lässt seine Tiere vom Dorfmetzger in Steffisburg schlachten, und die verschiedenen Pakete werden dort mit Tschans Hilfe abgepackt, damit sie im Holfladen verkauft werden können. In den Tiefkühlschränken finden wir die ganze Fleischpalette, vom Entrecôte bis hin zum Burger. Die Eier, welche verkauft werden, stammen von einem Biobauern in Uetendorf und die Früchte von Biofarm und dem Biogarten in Kehrsatz. Aus Übersee wird auf dem Biohof Tschan nichts angeboten. Für die ganze Familie Tschan ist seit Jahren klar, dass sie aus Prinzip Bio vom Feld bis auf dem Teller anbieten will.  Zur Zeit des Gesprächs waren die «Tschanz Frites» noch in Produktion. In der Zwischenzeit sollten sie jedoch im Hofladen erhältlich sein. Sie sind einmal vorfrittiert und eingefroren, sowohl geeignet für den Backofen als auch die Fritteuse. Im Mai hat Roger Tschan die Gemüseecke von der Gartenbauschule in Hünibach inklusive Lehrlingen übernommen. Das heisst, in Uetendorf gibt es für ihn zusätzliche 374 Aren zu bewirtschaften. Ab nächstem Jahr werden noch weitere 10 Hektaren Land in Steffisburg und Uetendorf dazukommen. Zudem will er das Getreide weiter aufstocken und sucht nach weiterem Land. Gespannt ist er auf den Raps, den er im Herbst zum ersten Mal angesät hat. Wenn nicht alle Stricke reissen, so wird er in einem Jahr eigenes Rapsöl anbieten können. Roger Tschan ist innovativ unterwegs, betreibt er doch auch seit 20 Jahren einen Biofutterhandel. Der Biohof Tschan ist ein Familienbetrieb, der auf faire Preise achtet, sodass auch junge Familien, die Bio wollen, Bio kaufen können. Roger Tschan meint, dass dies die Familie Tschan seit Jahren ausmacht.


Öffnungszeiten Hofladen

Dienstag: 7.00 – 12.00 Uhr 
Donnerstag: 7.00 – 12.00 Uhr / 13.00 – 18.30 Uhr 
Samstag: 7.00 – 12.00 Uhr


Kontakt
Biohof Tschan

Roger Tschan 
Eichenriedweg 60 
3612 Steffisburg 
Telefon: 079 474 48 82 
rogertschan@hotmail.com 
Label: Bio Suisse

www.biohof-tschan.ch 

Aufruf an die Leserinnen und Leser: 

Wo kaufen Sie ab Hof?
Schreiben Sie uns:
mail@thunersee-liebi.ch

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