Kalbssteak –  la vie en rose

Kalbssteak – la vie en rose

Kalbssteak – la vie en rose

Wenn es was zu feiern gibt, die Stimmung festlicher ist als sonst (und auch der Wein vielleicht leichter), bietet es sich an, statt etwa nach Rindsfilet nach einem saftigen Kalbssteak zu verlangen. Kalbsfleisch (also das Fleisch von Kühen, die jünger sind als 8 Monate) ist generell zarter als Rindfleisch und etwas dezenter im Geschmack; zudem ist es eher rosa als rot und etwas magerer. Eine perfekte Unterlage für eine raffinierte Sauce!

Text: Alain Diezig, Christine Hunkeler  |  Fotos: Alain Diezig, Christine Hunkeler, Annette Weber-Hadorn

Als Kälber werden junge Rinder bis etwa zum achten Lebensmonat bezeichnet, und zwar sowohl männliche wie auch weibliche Tiere. Kälber sind sehr wichtig für die Milchproduktion – eine Milchkuh muss jedes Jahr kalben, damit sie überhaupt Milch geben kann.  Verglichen mit Rindfleisch ist Kalb in jeder Hinsicht etwas feiner; seine Farbe ist heller, seine Struktur weniger grob, und auch der Geschmack ist etwas zurückhaltender. Dafür ist Kalbfleisch in der Regel wunderbar zart und ist ein wunderbarer Begleiter für allerlei Saucen. Kalbssteak mit Pilzrahmsauce ist mit gutem Grund ein absoluter Klassiker der Schweizer Beizenlandschaft.   Leckere Steaks (und Koteletts, Leber, Milken und allerlei andere Köstlichkeiten) sind allerdings nicht das einzige, das Kälber hergeben. Die Knochen können geknackt und geröstet werden und bilden so die Grundlage für die reichhaltigen klassischen Saucen der französischen Küche, etwa der Demi-Glace. Aufgrund der feinen Narbung der Haut der jungen Tiere kann diese zudem zu Kalbsleder verarbeitet werden, einem der zähesten und gleichzeitig ästhetisch ansprechendsten Leder, das gerne für Schuhe verwendet wird. In der Vergangenheit wurde auch Pergament aus Kalbshaut hergestellt. Und damit nicht genug – aus dem Labmagen von Kälbern wird das sogenannte Lab gewonnen, ein Enzymgemisch, das für die Herstellung von allerlei Käsesorten unumgänglich ist.  Bevor man sich bei den folgenden Besprechungen über die meist saftige Röte der Steaks wundert, folgen an dieser Stelle noch einige Worte zum alten Irrglauben, dass Kalbsfleisch eine weissliche Farbe haben müsse. So erinnert sich etwa der Gastro-Experte Herbert Huber in seinem Buch «Geschichten und Gekochtes» an einen Berner Gast, der bei ihm einen Kalbsrücken für eine Hochzeit bestellte: «Gälled, Herr Hueber, dass Er mer de Eurem Metzger säged, s Chalb müess de schneewiiss sii, wie s Bruutchleid. U guet glageret. U schön braate. U vor de Gaschtig tranchiert.» Dieses bleiche Fleisch ist allerdings das Resultat einer Mangelernährung, die grössenteils aus Milch und Stroh besteht. Das bedeutet, dass den Tieren das wichtige eisenhaltige Raufutter vorenthalten wurde.  Seit 2013 ist diese Praxis in der Schweiz verboten und das hierzulande produzierte Kalbsfleisch wird seither tiergerechter produziert. So kann Huber konstatieren: «Der gute Ton ist rosarot statt weiss.» Wo dieser gute Ton entlang des Thunersees am wohlklingendsten erschallt, werden wir Ihnen auf den folgenden Seiten vorstellen.

Füürgässli, Thun

Geniessen und Sein. Das Füürgässli ist ein kleines charmantes Restaurant direkt am Wasser am schönen Aarequai in Thun. Die Karte bietet eine saisonal inspirierte, elegant gewürzte und trotzdem bodenständige Küche, gekrönt von auserlesenen Weinen. Bei Tanja und Philipp Maurer und ihrem Team passt einfach alles: vom Service bis zur Qualität des Essens. Wir geniessen hier ein grilliertes Kalbshohrückensteak mit Cognac-Rahm-Sauce, Gemüse und Rosmarinkartoffeln. Das Fleisch ist butterzart und fein gewürzt mit Kräutern und Blüten und schmeckt, wie gegrilltes Fleisch schmecken sollte. Das Gemüse ist knackig frisch und auch an den Rosmarinkartoffeln gibt es nichts auszusetzen. Abgerundet wird das Ganze durch die köstliche Cognac-Rahm-Sauce mit einem unglaublichen Geschmackserlebnis und passt perfekt zu unserem Kalbshohrückensteak. Festlicher kann ein solches Gericht fast nicht sein. Das Füürgässli ist von Dienstag bis Freitag von 18 bis 23 Uhr und am Sonntag von 11 bis 14 Uhr und 18 bis 23 Uhr geöffnet. Ruhetag ist am Sonntag und Montag. Wer zudem verzaubernden Kerzenschein in alten Gemäuern liebt, ist hier bestens aufgehoben.

Preis: CHF 58.50

Kontakt
Restaurant Füürgässli
Obere Hauptgasse 54
Eingang am Aarequai
3600 Thun
Telefon: 033 221 78 71

www.feuergasse.ch

Steinbock & Camino, Thun

Gleich beim Eingang zum Bälliz, etwas versteckt unter den Lauben hinter Milchglasscheiben, befindet sich der Steinbock, wo Wirtin Barbara Kernen-Schneider schon seit 1997 mit marktfrischer Küche für das leibliche Wohl ihrer Gäste besorgt ist. Im oberen Stock befinden sich grosszügige Säle, wir lassen uns aber im urgemütlichen Restaurantschlauch im Erdgeschoss nieder. «Marktfrisch» bedeutet im Steinbock, dass  auch Klassiker wie das Kalbssteak in einem der jeweiligen Saison angemessenen Kleid daherkommen. Glücklicherweise fand unser Besuch im Herbst statt. In dieser Jahreszeit gesellen sich nämlich nicht nur cremiger Spinat und süsse Tomaten zum zarten Kalbssteak, sondern auch ein weiterer Klassiker des Hauses – das sämige Pilzragout, das nicht nur das Steak wunderbar begleitet, sondern auch gleich zur perfekten Sauce für die Nüdeli wird. Eine unbedingte Empfehlung, und das zu jeder Jahreszeit!

Preis: CHF 53.–

Kontakt
Steinbock & Camino
Bälliz 69
3600 Thun
Telefon: 033 222 40 51

www.steinbock-thun.ch

Primo Amore, Spiez

Das Primo Amore Spiez unter der Führung des Weltklasse-Pizzaiolos Smiljan Coric liegt praktischerweise gleich gegenüber der Bus- haltestelle am Lötschbergplatz. Im Inneren angekommen, erwärmt die in Orangetönen gehaltenen Farben das Herz, speziell bei herbstlichem Hudelwetter. Das ganze Ambiente, insbesondere die Säulen, die den Speisesaal tragen, erinnert etwas an ein Day-Spa – höchst entspannend!  Kalb ist nicht nur etwas milder im Geschmack als Rindfleisch, sondern auch etwas magerer. Das prädestiniert das Kalbsteak natürlich für einen zünftigen Sportteller mit einer opulenten Salatbeilage, wahlweise mit französischer oder italienischer Salatsauce. Für alle, die auf Low-Carb-Ernährung setzen, aber auch für alle, die am Nachmittag bei der Arbeit nicht mit dem Schlaf kämpfen wollen, ist dieses zarte Kalbssteak «sportivo» eine absolute Empfehlung.

Preis: CHF 32.–

Kontakt

Thunstrasse 2
3700 Spiez
Telefon: 033 654 22 51

www.primoamore.ch

Seegarten Marina, Spiez

Das Restaurant Seegarten Marina hat seinen Namen mehr als verdient, liegt es doch äussert schmuck in der Spiezer Bucht inmitten von blühenden Reben (zumindest zum Zeitpunkt unseres Besuches im Oktober) zwischen dem imposanten Spiezer Schloss und dem Hafen. Letzterer ist im Herbst und Winter zwar wenig einladend, aber es gilt die Regel: Wo Reben wachsen, kann man sich bedenkenlos nieder- lassen und die Seele baumeln lassen. Auf einem warmen roten Teppich schreiten wir dahin an die Fensterfront, wo sich vor unseren Augen die Spiezer Bucht auftut.  Kalbschnitzel mit Pilzrahmsauce ist ein absoluter Schweizer Restaurantklassiker, der auch im Restaurant Seegarten Marina nicht fehlt. Passend zur herbstlichen Saison ist die Garnitur hier klar wild inspiriert: Die Pfirsichhälfte mit Preiselbeergelee bilden einen sehr angenehmen Kontrapunkt zur reichhaltigen Sauce. Klassiker!

Preis: CHF 33.50

Kontakt
Seegarten Marina  

Schachenstrasse 3
3700 Spiez
Tel. 033 655 67 67

www.seegarten-marina.ch 

Luegibrüggli, Unterseen

Hoch über Interlaken thront das Restaurant Luegibrüggli auf einer steil abfallenden Klippe und bietet dort eine Aussicht, die wohl selbst entlang des Thunersees ihresgleichen sucht. Mit Eiger, Mönch, Jungfrau und Thuner- und Brienzersee auf einen Blick gibt es wohl keinen besseren Ort, um die Highlights des Berner Oberlandes zu geniessen.  Eines dieser Highlights sind natürlich die Morcheln, die in der Umgebung wachsen. Da Morchelsammler aber notorisch schweigsam sind, wenn es darum geht, zu verraten, wo diese Pilze wachsen, überlässt man das mit Vorteil dem Küchenchef – insbesondere, wenn dieser mit den schmackhaften Pilzen nicht geizt. Das ist hier im Luegibrüggli der Fall – und zwar so, dass man ob der opulenten Sauce mit reichlich Morcheln fast das butterzarte Kalbssteak darunter vergisst. Eingerahmt wird dieses von einem bunten Strauss an Marktgemüse, der das Gericht mit seiner Frische abrundet.   

Preis: CHF 53.–

Kontakt
Luegibrüggli
Luegibrüggli 1
3800 Unterseen
Tel. 033 822 88 22 

www.luegibrueggli.ch

Bären, Unterseen

Der Bären in Unterseen ist seit Jahren ein Garant für währschafte Schweizer Küche und urgemütliches Ambiente, bei dem man stunden-, ja tagelang sitzenbleiben und eine Flasche nach der anderen kommen lassen möchte. Das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert ist endlos verwinkelt und hat unzählige charmante Nischen. Auch sehr charmant: das gabelzarte Kalbssteak, das auf dem seidig glänzenden Bett seiner Morchelsauce ruht. Auch hier wurden glücklicherweise ordentlich Pilze zugegeben, denn schliesslich ist nichts frustrierender als eine Morchelsauce mit einigen verlorenen Pilzfetzen.  Schön auch die herbstlich inspirierte Garnitur mit Rosenkohl, dessen leichte Bitterkeit den Appetit anregt und noch mehr Lust macht auf das ohnehin äusserst verlockende Steak. 

Preis: CHF 56.–

Kontakt
Seestrasse 2 
3800 Unterseen
Tel. 033 822 75 26

www.baeren-unterseen.ch

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