Spargel-Report: Ran an den Spargel!
Spargel-Report: Ran an den Spargel!
Entweder man liebt oder man hasst sie: die grünen, weissen oder wilden Spargeln. Wir lieben sie und haben daher ein Spargeltestessen rund um den Thunersee unternommen. Lassen Sie sich inspirieren – ob zu einem köstlichen Ausflug in der Region oder zu spannenden Eigenkreationen mithilfe unseres Spargel-Einmaleins.
Text: Alain Diezig, Sophie Meyer, Annette Weber | Fotos: Charly Hug, Sophie Meyer, Annette Weber, zvg
Können Sie die grüne und weisse Pracht auch kaum erwarten? Wie sie teils im Boden, teils aber auch ausserhalb der Erde auf den Feldern spriesst? Die Saison der für uns so wichtigen Gemüsespargeln beginnt nicht jedes Jahr zur selben Zeit, die Ernte ist stark wetterabhängig. Es gilt aber: Je wärmer das Klima, desto eher beginnt der Spargelspass, grundsätzlich ist das zwischen Mitte April und Anfang Mai. In den grossen Lebensmittelketten sind jedoch schon früher Spargeln erhältlich, dies zuweilen sogar schon ähnlich verfrüht wie die Osterdekoration kurz nach Neujahr. Es lohnt sich aber allemal, auf die heimischen Spargeln zu warten, denn Nachhaltigkeit und ökologisch sinnvoller Konsum beginnen beim saisonalen und lokalen Einkauf.
Der Spargel ist vom Griechischen «asparagos» herzuleiten und bedeutet so viel wie «junger Trieb». Bereits im Jahr 175 vor Christus beschreibt Cato der Ältere in seinem Buch de agri cultura das genaue Anbauverfahren. Seine römischen Landsleute brachten den Spargel nach Nordeuropa. Erntet man ihn nicht als jungen Trieb, wächst er weiter zu einem unscheinbaren, krautartigen Gewächs. Durch das frühe Ernten wird dieser Prozess unterbrochen. Die weissen Spargeln wachsen ohne Lichteinfluss in den Erddämmen, bis sie von Hand ausgegraben und «gestochen» werden. Grün wird der Spargel, sobald er an die Erdoberfläche gelangt und aufgrund des Sonnenlichts seinen kräftigen und würzigen Geschmack ausbildet.
In den Restaurants unserer schönen Thunersee-Region werden die grünen und weissen Spezialitäten in den verschiedensten Variationen serviert. Wir haben eine Auswahl an Lokalitäten ausgesucht und ihre Spargelgerichte ausprobiert. Alle, die lieber selber den Kochlöffel schwingen, finden zudem im Spargel-Einmaleins Tipps und Tricks zur perfekten Aufbewahrung und Zubereitung. Die Spargelsaison kann beginnen, die Restaurants der Region werden Sie sicherlich mit ihren Spargelkreationen zu überraschen wissen. Ob klassisch oder ausgefallen – Spargeln sind im Frühling immer ein Hit!
Steinbock & Camino Thun
An prominenter Lage direkt im Bälliz geniesst man zuweilen in der Frühlingssonne die ersten Spargelmenüs im Restaurant von Barbara Kernen-Schneider, dem Steinbock & Camino Thun. Unter den Sonnenschirmen ist man gut vor dem ersten Sonnenbrand geschützt und kann sich voll und ganz auf die ansprechende Karte konzentrieren.
Unser Interesse gilt den Spargelgerichten, und diese werden genau so zubereitet, wie es der Spargelliebhaber mag: klassisch mit Sauce Hollandaise, Mayonnaise oder Milanese, mit Parmaschinken, oder innovativ als Ragout zu Pastetli.
Das von uns getestete Pastetli war am Testtag das letzte auf der Karte, was uns in zweierlei Hinsicht (schelmisch) erfreute: Es sind frische Pastetli, die gerne bestellt werden, und wir haben eines davon ergattert. Die Freude war vollumfänglich berechtigt, ein wunderbares Blätterteigpastetli und ein noch herrlicheres Spargelragout, das seinem fleischigen Namensvetter in nichts nachstand, wurde vom aufmerksamen Service aufgetischt. Perfekt gewürzt und abgeschmeckt! Für den Mittagslunch ist der Teller ohne Salat mit CHF 19.50 eher hoch bemessen, er lohnt sich aber definitiv allemal.
Kontakt
Bälliz 69, 3600 Thun
Tel. 033 222 40 51
essen@steinbock-thun.ch
www.steinbock-thun.ch
Sonntag und Montag geschlossen.
Hotel Schützen Steffisburg
Direkt an der Alten Bernstrasse in Steffisburg gelegen, ist der grosse, ehrwürdige Gasthof mit modernem Neubau ein mit dem Bus und Auto gut erreichbares Lunch- oder Znachtziel.
Bei bereits frühlingshaft warmen Temperaturen kann man auf der gedeckten Terrasse Platz nehmen; ist das Wetter nicht gar so freundlich, bietet auch der Wintergarten ein schönes Ess-Erlebnis.
Die Bärlauch- und Spargelkarte ist vielfältig ausgestaltet, den Spargel finden wir sowohl in der Vorspeise wie auch in der Hauptspeise: «Bunter Frühlingssalat mit Spargeln» und als Hauptgang schlicht «Weisser Spargel mit Sauce Hollandaise». Dazu wird dreierlei Brot mit einer hausgemachten Tomatenbutter serviert, eine geschmackliche und optische Freude.
Die Teller sind ästhetisch aufs Wesentliche reduziert. Der wunderbare weisse Spargel mit einer frischen, leicht süsslichen Hollandaise wird beim Servieren in einer angenehmen, der Küche gerecht werdenden Art zelebriert. Ein rundum stimmiges Konzept, das in allen Facetten zu überzeugen vermag.
Kontakt
Alte Bernstrasse 153, 3613 Steffisburg
Tel. 033 439 40 00
info@schuetzen-steffisburg.ch
Sonntag Ruhetag.
LuegIbrüggli, Unterseen
Hoch über Interlaken, auf einer steil abfallenden Klippe, thront das Restaurant Luegisbrüggli und bietet dort eine Aussicht, die wohl ihresgleichen sucht. Mit Eiger, Mönch, Jungfrau und Thuner- und Brienzersee auf einen Blick gibt es wohl keinen besseren Ort, um die Highlights des Berner Oberlandes zu geniessen – und den vorbeischwebenden Gleitschirmfliegern die Hand zu schütteln. Zumal die Küche ausgezeichnet ist.
Hier lassen wir uns von der Familie Bischoff und ihrem Team verwöhnen mit dem wohl frühlingshaftesten aller Pastagerichte – einer Variation von Tagliatelle Primavera, die sich nur für ganz kurze Zeit auf der Karte fand. Spargel ist ein Teamplayer, und in diesem wunderbar komponierten Ensemble läuft er zur Höchstform auf. Gleich zwei Varianten, grün und weiss, kommen zum Einsatz; beide sind ebenso perfekt al dente wie die Tagliatelle und werden umrahmt von einem cremig-würzigen Pesto und sonnengereiften Tomaten, deren Süsse ausgezeichnet mit der Frische des Spargels und der Reichhaltigkeit des Pesto harmoniert. Zu guter Letzt wird dieses Ensemble auch noch von rezenten Parmesanspänen gekrönt. So schmeckt der Frühling, und so vergessen wir beinahe auch die atemberaubende Aussicht!
Kontakt
Kienbergstrasse 1, 3800 Unterseen
Tel. 033 822 88 22
info@luegibrueggli.ch
www.luegibrueggli.ch
Dienstag und Mittwoch Ruhetag.
Zunfthaus zu Metzgern
Unterhalb des Schlossbergs befindet sich das prächtige Zunfthaus zu Metzgern. Der Aussensitzplatz unter den grünen Kletterpflanzen ist hier mitten in der Stadt eine Überraschung und lockt mit seinem Ferienflair. Wir sitzen aber drinnen in der Gaststube mit den gemütlich knarrenden Holzdielen. Spargeln stehen nicht auf der Speisekarte, aber, umso persönlicher und exklusiver, wird in der Küche nach den aktuellen Spargelkreationen gefragt. Wir haben Glück, es gibt Spargeln in drei Sparten, Vorspeise, Hauptgang und Dessert. Dessert? Sie haben richtig gelesen. Eine Spargel-Pannacotta überrascht mit ungewohnten Geschmackskombinationen. Aber alles zu seiner Zeit. Die Vorspeise ist klassisch, grüner und weisser Spargel an einer Sauce Hollandaise und mit Rohschinken. Besonderes Highlight dabei sind die Trockenfleisch-Crisps, die als Deko dienen und auch zum haptischen Erlebnis beitragen. Die Hollandaise ist perfekt gewürzt. Nun trauen wir uns an die spargelgrüne Pannacotta. Sie wird von karamellisierten Apfelstückchen und Erdbeer- und Schokoladensauce begleitet. Das hausgemachte Crumble dekoriert die Spargelspeise. Die Pannacotta verblüfft mit einem intensiven Aroma und einer vielleicht etwas zu salzigen Note. Kombiniert mit den Äpfeln, ergibt sich aber eine interessante Mischung von salzig und süss: definitiv etwas für Experimentierfreudige!Kontakt
Untere Hauptgasse 2, 3600 Thun
Tel. 033 222 21 41
Sonntag und Montag Ruhetage.
Bahnhöfli, Steffisburg
Das Bahnhöfli in Steffisburg ist eher unscheinbar gelegen; es ist aber auch gut erreichbar, und sobald man sich in einem der urgemütlichen Stuben niedergelassen hat, werden alle Sinne von der dargebotenen Kochkunst der Familie Zuflüh und ihres Teams in Anspruch genommen.
Was uns anlässlich unseres Besuches kredenzt wird, ist etwas ganz Aussergewöhnliches: Die grünen und weissen Spargeln mit Sauce Hollandaise, kombiniert mit gegrilltem Baby Lobster mit Kräuterkruste und mit Mohn gespicktem Blätterteiggebäck, sehen nicht nur umwerfend aus, sie sind auch eine gekonnte Vermählung von Land und Wasser, Ackerbau und Fischerei. Das süsslich-frische Fleisch der Baby Lobster ist die perfekte Unterlage für die kräftige, aromatische Kräutersauce. Kombiniert mit dem perfekt gegarten Spargel sowie einer reichhaltigen Sauce Hollandaise (inklusive einer Saucière mit einer Extraportion dieses Klassikers der französischen Küche) entsteht ein Gericht, das uns gleichzeitig in die Ferne entführt und an die schönsten Seiten der Heimat erinnert.
Kontakt
Alte Bernstrasse 125, 3613 Steffisburg
Tel. 033 437 24 44
info@restaurant-bahnhof-steffisburg.ch
www.restaurant-bahnhof-steffisburg.ch
Dienstag und Mittwoch Ruhetag.
Panorama
Der Name ist Programm: Das Panorama beeindruckt mit einer mystischen Aussicht auf den Niesen und hinein ins Kandertal. Modern und mit stilvollem Feingefühl eingerichtet, lädt die Gaststube zum Verweilen ein.
Wir werden mit Belper Spargeln verwöhnt, bestellen sie gleich in zwei Variationen: Einmal in Form eines Spargelcremesüppchens, begleitet von einer Bärlauch-Käse-Quiche, einmal als Star auf dem Hauptgang-Teller neben einem zarten Rindsfilet vom Grill. Der Gruss aus der Küche, eine zarte Ententerrine, ergänzt von süsslichen Rotweinzwetschgen, eröffnet den Genuss. Die frühlingshafte Hauptspeise wird von einer leichten Sauce Hollandaise und feinen Bratkartoffeln ergänzt. Sowohl das Amuse-Bouche, die Vorspeise wie auch beide Hauptspeisen sind mit viel Liebe zum Detail angerichtet, ohne dabei in eine den Esser überfordernde Inszenierung zu verfallen. Der weisse Belper Spargel erfüllt absolut, was man sich unter einem lokalen Spargel vorstellt. Er ist geschmacksintensiv und hat eine angenehme Grösse. Unkompliziert und zuvorkommend werden wir durch den Abend geführt, man fühlt sich rundum willkommen und bleibt gerne nach der Gaumenfreude noch ein Weilchen sitzen. Ein Ausflug ins Panorama lohnt sich von allen Seiten des Sees.
Kontakt
Aeschiriedstrasse 36, 3703 Aeschiried
Tel. 033 654 29 73
Montag und Dienstag Ruhetage.