Bella Italia rund um den Thunersee
Fragt man kulinarisch interessierte Menschen in Europa nach ihrer Lieblingsküche, schwingt eine generell obenauf: die italienische. Das ist auch hierzulande nicht anders, weswegen wir die Gelegenheit nutzen wollen, Ihnen einige italienische Perlen rund um den Thunersee vorzustellen.
Text: Alain Diezig | Fotos: Annette Weber, zvg
Diese ist so vielfältig wie das fruchtbare Land, aus dem sie stammt. Jede Region hat ihre ganz eigenen Spezialitäten und Traditionen, die wiederum von den zahlreichen Kulturkreisen beeinflusst wurden, die über die Jahrtausende in Kontakt mit Italien standen. So verfügt beispielsweise die sizilianische Küche über eine Vielzahl von Gerichten, die mit der Spannung zwischen Säure und Süsse spielen (etwa die Peperonata) – ein Einfluss aus der arabischen Welt. Die Küche der Lombardei hingegen mit ihrer Vorliebe für Butter und Fleischgerichte zeigt deutliche Spuren der germanischen Einwanderung in diese Region zur Zeit der Völkerwanderung.
In jedem Fall ist die italienische Küche ein buntes Kaleidoskop von Geschmäckern, die immer aufs Neue zu begeistern vermögen. Im Gegensatz zur ebenfalls sehr beliebten französischen Küche zeichnet sich die italienische weniger durch raffinierte Zubereitungsarten als vielmehr durch einen Fokus auf die absolute Frische und Qualität aller Zutaten aus. Kein Wunder, wenn man bedenkt, welche Vielzahl verschiedener Gemüse und Früchte im sonnenverwöhnten Land wächst, welche Vielfalt der Fleisch- und Wurstzubereitung hier zu finden ist und welche Schätze aus dem Mittelmeer und der Adria gezogen werden können. Ganz zu schweigen vom italienischen Wein…
Kommen Sie mit uns auf eine Reise nach Bella Italia und erleben Sie die Vielfalt dieses Landes gleich hier zuhause!
Il Grottino al Molo: Das Lokal be- findet sich direkt am Ufer des Thunersees.
Beau-Rivage Da Domenico,
Thun
Denkt man an Italien in Thun, dann denkt man zwangsläufig an Domenico Zaccarias Wohlfühloase an der Hofstettenstrasse in Thun. Der charmante Gastgeber hat sich über die Jahre einen wohlverdienten Ruf für authentische und raffinierte italienische Küche erworben. Ein Gourmet-Report über italienische Küche ohne das Beau-Rivage, das wäre wie der italienische Stiefel ohne seinen Absatz in Apulien.
Die Spezialität, die wir uns heute zu Gemüte führen, stammt allerdings aus dem Piemont: Es handelt sich um die Carne cruda albese, eine Tatar-Variante aus Kalbfleisch, die, wie es sich für ein piemontesisches Gericht gehört, mit reichlich geriebenen Trüffeln und einer Parmesan-Creme serviert wird. Das Resultat ist eine ungemein erfrischende und aromatische Vorspeise. Die Güte dieser Speise muss sich herumgesprochen haben – denn auf Nachfrage ist diese Vorspeise auch als Hauptgericht erhältlich!
Preis: CHF 29.– (Vorspeise)
CHF 39.– (Hauptgang)
Kontakt
Hofstettenstrasse 6
3600 Thun
Tel. 033 221 41 10
www.beau-rivage-thun.ch
Chartreuse Osteria
da Pasquale, Hünibach
Lassen Sie sich nicht vom eher französisch klingenden Namen dieses Lokals verwirren – wie man an der im Logo abgebildeten Vespa und dem Titel «Osteria da Pasquale» erkennt, haben Pascal Sonderegger und seine Frau Karin Villiger dem Traditionslokal in Hünibach eine zünftige Portion Italianità eingeflösst. Das erkennt man vielleicht am schönsten im wunderbar rustikalen Weinkeller, wo nicht nur allerhand önologische Schätze schlummern, sondern auch ein langer Tisch steht, der zum gemütlichen Tafeln einlädt. Wir gönnen uns hier ein Carpaccio der ganz besonderen Art. Das normalerweise roh servierte, dünn geschnittene Filet wird in der Chartreuse nämlich erst angebraten und dann dünn geschnitten. So entsteht ein Gericht, dass die Röstaromen der Kruste mit dem zarten Inneren des Filets gekonnt kombiniert. Das Ganze wird dann mit erlesenem Olivenöl abgeschmeckt und mit hausgemachter Mayonnaise und frittiertem Peterli serviert. Letztere Beilage ist unbedingt zur Nachahmung zuhause empfohlen!
Preis: CHF 18.–
Kontakt
Staatsstrasse 142, 3626 Hilterfingen
Tel. 033 243 33 82
www.chartreuse.ch
Il Grottino al Molo, Därligen
Das Grottino al Molo in Därligen ist ein wunderschönes Lokal – und zwar draussen wie drinnen. Wie der Namensteil «al Molo» schon besagt, befindet sich das Lokal direkt am Ufer des Thunersees – wenn Sie näher am See dinieren wollen, müssen Sie wohl ein Schiff besteigen. Aber auch für die kalte Jahreszeit hat das Lokal einiges zu bieten, insbesondere die lauschigen kellerähnlichen Ecken machen dem Namensteil «Grottino» alle Ehre. Ein ständiges Problem beim Italiener ist die ungeheure Vielfalt der italienischen Küche, die zur sprichwörtlichen Qual der Wahl beim Gast führt. Der Antipasti-Teller für zwei Personen im Grottino bietet eine elegante Lösung für dieses Problem mit seinem Querschnitt durch die neapolitanische Küche. Egal ob Ihnen der Sinn nach gegrillten Auberginen, Venusmuscheln, eingelegten Sardinen, Salami, Schinken oder Mozzarella steht – mit dieser Platte werden Sie bestimmt glücklich. Dass die ganze neapolitanische Parade mit einem Spiess voller Focaccia-Stücke serviert wird, setzt dem Ganzen das i-Tüpfelchen auf.
Preis: Auf Anfrage
Kontakt
Dorfstrasse 60, 3707 Därligen
Tel. 033 821 12 12
www.ilgrottino-al-molo.ch
West-End: Das Lokal ist ein Tempel für alle Verehrer der weissen Alba-Trüffel.
Riviera by Elio, Spiez
Mit seinen Palmen und der Aussicht auf die Spiezer Bucht ist das Riviera in Spiez so mediterran, wie man es in diesen Breitengraden überhaupt sein kann. Wenn Sie möchten, können Sie im Sommer sogar mit dem Boot anreisen und an einer Anlegestelle bequem ankern! Und da wir schon so schön am Wasser sind, ist es an der Zeit, die maritime Seite der italienischen Küche etwas näher kennenzulernen. Der Insalata di mare kommt hier gerade recht – ein wunderbarer Querschnitt durch die Meeresfrüchte des Mittelmeers mit einem prominenten Polpo-Anteil, gekrönt von einem imposanten Gambero. Auch die in Mitteleuropa eher wenig bekannte Seespargel kommt hier zu Ehren. Dabei handelt es sich um ein fleischiges Kraut, das nur auf Salzwiesen wächst und sich im Laufe seines Lebens mit Meeressalz vollsaugt. Das ergibt eine erfrischende, würzige Beilage, die im Zusammenspiel mit Zitronensaft und Olivenöl das Gericht perfekt abrundet.
Preis: CHF 17.80 (Vorspeise)
CHF 22.80 (Hauptgang)
Kontakt
Seestrasse 67, 3700 Spiez
Tel. 033 650 91 91
www.riviera-spiez.ch
Sapori, Interlaken
Das Victoria-Jungfrau in Interlaken ist vor allem bekannt für sein «Menu vo hie», das aus Zutaten besteht, die im Umkreis von wenigen Kilometern rund um das Grand Hotel angepflanzt, gezüchtet oder gejagt werden. Mit dem Ristorante Sapori hat das Victoria-Jungfrau allerdings auch eine Art Dependance, die ganz den Genüssen gewidmet ist, die sich zwischen Mittelmeer und Adria finden. Italien hat viele Spezialitäten zu bieten; neben frischen Gemüsen, Früchten, Kräutern, Fischen und Meeresfrüchten gibt es eine Reihe von getrockneten Fleischprodukten, die Weltruhm erlangt haben. Prominent darunter ist der Prosciutto San Daniele aus dem Friaul, wo die klimatischen Bedingungen perfekt sind, um Schweinekeulen auf traditionelle Art ein Jahr lang reifen zu lassen. Das Resultat ist ein herrlich marmorierter, aromatischer Schinken, der praktisch auf der Zunge zergeht. Zwar findet sich der Prosciutto nicht offiziell auf der Karte – aber vertrauen Sie sich dem Servierpersonal an und Sie werden sich bald vor einem Berg von San-Daniele-Schinken wiederfinden. Dazu wird Focaccia serviert. Gönnen Sie sich dazu das eine oder andere Fläschchen Wein – viel italienischer wird es in diesen Breitengraden nicht mehr.
Preis: Auf Anfrage
Kontakt
Höheweg 41, 3800 Interlaken
Tel. 033 828 26 02
www.ristorante-sapori.ch
West-End, Interlaken
Das West-End in Interlaken ist seit vielen Jahrzehnten eine bekannte Adresse für ausgezeichnetes italienisches Essen. Der Wirt Paolo Feci ist weit über das Berner Oberland hinaus bekannt als ungemein charmanter Gastgeber, bei dem man sich gerne für viele Stunden niederlässt. Das West-End ist auch ein Tempel für alle Verehrer der weissen Alba-Trüffel; Paolo Feci ist ein absoluter Trüffel-Insider mit tiefen Verbindungen ins Piemont, einem der wenigen Orte auf dieser Welt, wo der kostbare Pilz überhaupt wächst. Sprechen Sie ihn im Herbst mal darauf an – man munkelt, dass es gelegentlich möglich ist, ihm die eine oder andere Knolle für den Hausgebrauch abzukaufen. Heute entscheiden wir uns aber für ein Carpaccio – ein Gericht, das in dieser Form nur die italienische Küche hervorbringen konnte. Bei diesem bestechend einfachen Gericht gibt es nämlich keine Chance, irgendetwas zu verstecken. Nur die besten, frischesten Zutaten sind gut genug. Ehrensache für Paolo Feci: Das Rindsfilet ist butterzart, der Parmesan würzig, die Zitrone und das vollmundige Olivenöl im perfekten Kontrast und der fein gehobelte Stangensellerie verleiht dem Ganzen eine unwiderstehliche, pfeffrige Note.
Preis: CHF 25.– bis CHF 29.–
Kontakt
Rugenparkstrasse 2, 3800 Interlaken
Tel. 033 822 17 44
www.westend-interlaken.ch
