Hoch in der Luft – Gleitschirmfliegen über dem Thunersee

Hoch in der Luft – Gleitschirmfliegen über dem Thunersee

Hoch in der Luft – Gleitschirmfliegen über dem Thunersee

Frei wie ein Vogel hoch oben über dem Thunersee die Aussicht zu geniessen: ein unbeschreibliches Erlebnis. Die Perspektive aus der Luft lässt auf einmal alle Alltagssorgen ganz winzig klein und unwichtig erscheinen. Es ist wie Reinhard Mey es sang: «Über den Wolken, da muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.» Das Einzige, was zählt, ist das überwältigende Glücksgefühl, das jeden überrollt, der fliegen lernt.

Text: Sophie Muralt  |  Fotos: Patrick Reuter

it einem etwas mulmig-nervösen Gefühl in der Magengegend mache ich mich heute auf den Weg. Dieser führt mich nach Interlaken vor das Hotel Metropol, wo ich von Patrick Reuter, meinem heutigen Tandem-Piloten, abgeholt werde. Der erfahrene und sympathische Tandem-Pilot begrüsst mich freundlich. Es gelingt ihm, mir zumindest einen Teil meiner Nervosität zu nehmen, und ich werde ruhiger. Auf der gemeinsamen Fahrt zum Startplatz am Beatenberg steigt mein Puls jedoch wieder an. Die Höhenmeter, die wir auf der Strecke nach oben gewinnen, prägen sich unangenehm in mein Körpergedächtnis ein und ich versuche, nicht daran zu denken, dass wir bereits in wenigen Augenblicken über eine Krete hinaus laufen und anschliessend fliegen werden. Aus dem Auto ausgestiegen, geht es noch eine kurze Stecke zu Fuss bis zum Startplatz. Dort beginnen wir sogleich mit den Vorbereitungen für meinen ersten Gleitschirmflug. Der Sitzgurt wird meiner Grösse angepasst und gut fixiert, der Helm ist angezogen und beinahe zu schnell für mein Empfinden bin ich startklar. Nun packt Patrick, mein Flugpartner für den heutigen Tag, den Gleitschirm aus, legt ihn ausgerollt über das Startfeld und kontrolliert, ob alle Seile entwirrt und auch sonst alles in Ordnung ist. Nach einer kurzen Instruktion zum Startvorgang kann es dann losgehen. 

Vorfreude und Kniezittern lösen sich bei mir mittlerweile im Sekundentakt ab und trotzdem kann ich es kaum erwarten, die kurze Strecke den leicht geneigten Hang hinunter zu laufen und endlich zu fliegen. Patrick sagt: «Drei, zwei, eins, go» und ich nehme den ersten Schritt in Richtung Abgrund. Sofort spüre ich, wie der Schirm zurückhält und ich langsam aber sicher den Boden unter meinen Füssen verliere. Und dann fliege ich tatsächlich, sicher mit Patrick im Rücken hebe ich ab, lasse ich los und überlasse mich voll und ganz dem Element Luft. Dieses Gefühl der grenzenlosen Freiheit, das einzig hoch oben über dem Thunersee schwebend erlebt werden kann, lässt mich nicht mehr los. Nun möchte ich höher und höher fliegen, weiter weg von dieser winzigen Welt unter mir, der Sonne entgegen. Inzwischen suchen wir nach Aufwinden, die uns weiter nach oben bringen und meinem unbändigen Höhenwunsch gerecht werden sollen. In der Nähe der Vögel soll man den Auftrieb suchen, erzählt mir Patrick, die wissen am besten wie fliegen. Das leuchtet mir ein und wir ziehen näher zum Berg einem kleinen Greifvogel entgegen. Leider finden wir dort keinen Aufwind und müssen deshalb bereits in Richtung Landeplatz abdrehen und auf Interlaken mit seinen winzig kleinen Häuschen zusteuern. Nur noch wenige Meter Flug und das eindrückliche Panorama über den Brienzer- und den Thunersee, das vorher von einer Bergkante versteckt gewesen ist, breitet sich unter mir aus. Langsam sinken wir gegen Interlaken zu und landen schliesslich vor dem Hotel Viktoria Jungfrau. 

Nach einer kurzen Verschnaufpause wird der Schirm wieder verpackt und das Abenteuer Gleitschirmflug ist für mich beendet. Jedoch nicht für immer. Nachdem ich Höhenluft geschnuppert habe und das unglaubliche Glücksgefühl erleben konnte, steht für mich fest: Ich bin nicht das letzte Mal geflogen. 

«Die Vögel wissen am besten wie fliegen.»

Informationen zur Tour

Dauer 
3–4 Stunden

Ein- und ausstieg
Thun-Schwäbis: neben Restaurant Rossgagupintli-Bellevue; öV: Station Schwäbis (Halt auf Verlangen) oder Bushaltestelle Steffisburg, Schwäbis; Parkplatz: Uttigenstrasse 9 

Bern: unter Monbijoubrücke links; öV: Marzili-Bähnli und Bahnhof Bern; Parkplatz: Casinoparkplatz (Kochergasse 1) 

Sicherheit
Starke Strömung: Rettungswesten besonders empfehlenswert, auch wegen Wasserwalzen in «Uttiger Welle». Starke Paddel empfehlenswert. Strecke nicht nach Regenfällen befahren. Schwellenmätteli-Wehr: Ausstieg links unter Monbijoubrücke nicht verpassen. Frühzeitig dem linken Ufer entlang fahren. 

Baden
Für geübte Schwimmende grundsätzlich gut geeignet, starke Strömung. Meiden: Bereich «Uttiger Welle». Siehe auch Aare-­Karte der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft SLRG unter www.slrg.ch

Unser Tipp

Falls auch Sie fliegen möchten: 
www.tandem-flights.ch
Hier finden Sie alle nötigen Infos. Falls Sie einen Flug buchen möchten, melden Sie sich bei: info@tandem-flights.ch 

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